Nach Eklat um geplatztes „Spätsommerkino“ in ChorweilerKölner Filmhaus und viele Unterstützer wollen Zeichen setzen

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Zuschauer gucken auf eine Leinwand

Das Publikum am ersten Abend des Spätsommerkinos in Volkhoven/Weiler

Eine Filmvorführung des Kölner Filmhauses und des Jugendzentrums „Die Villa“ endete im Streit mit dem Bürgerverein Volkhoven/Weiler. Nun laden Filmhaus und Villa zu einem Aktionstag ein.

Das Zerwürfnis zwischen dem Bürgerverein Volkhoven/Weiler und dem Kölner Filmhaus schlägt auch zwei Monate später noch hohe Wellen. Anlass war das „Spätsommerkino“, das Anfang September im Generationenpark in Volkhoven/Weiler hatte stattfinden sollen: In einem gemeinsamen Projekt des Latibul Theater- und Zirkuspädagogischen Zentrums Köln, des Kölner Filmhauses und des örtlichen Jugendzentrums „Die Villa“ hatten Jugendliche aus einer Vorauswahl Filme ausgesucht, die im Park gezeigt werden sollten.

Der Bürgerverein hatte als Pächter des Generationenparks die Örtlichkeit gestellt. Doch nachdem am ersten Abend der preisgekrönte Dokumentarfilm „Liebe, D-Mark und Tod“ gezeigt worden war, der türkischsprachige Musiker in Deutschland porträtiert, kündigte der Verein die Zusammenarbeit – nach dessen Angaben aufgrund von Protesten aus der Nachbarschaft. Doch laut Zeugen wurden am Abend der Vorführung Stimmen laut, die sich am Thema des Films und dessen hohem Anteil an türkischer Sprache stießen – „der Film schüre Ressentiments gegen Deutsche“, wie das Filmhaus das Argument der Gegner in einer Presseerklärung umschrieb.

Viele Reaktionen aus der Kölner Film- und Kulturszene

Die sorgte für hohe Aufmerksamkeit und Solidaritätsbekundungen aus der Kölner Film- und Kulturszene. Das Kino Lichtspiele Kalk etwa zeigte „Liebe, D-Mark und Tod“ wenige Tage nach Bekanntwerden des Vorgangs in einer Sondervorführung. Auch in der Kölner Stadtpolitik nahm man Notiz: Die Linke-Fraktion im Kölner Stadtrat etwa stellte eine Anfrage an die Verwaltung, in der sie sich nach den Vorkommnissen erkundigte. Im Oktober folgte eine Resolution vor allem von Kölner Politikern der SPD und der Linken, in der sie sich hinter das Filmhaus stellten und „Liebe, D-Mark und Tod“ eine rassismuskritische Haltung attestierten. Unter den Unterzeichnern finden sich neben der Landtagsabgeordneten Lena Teschlade auch prominente Politiker wie Rolf Mützenich, Jochen Ott und die Bundestagsabgeordnete Sanae Abdi.

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Nun veranstalten das Filmhaus, die Villa und ihre Unterstützer in der Villa und der nahen Simultanhalle, Volkhovener Weg 209–211, einen Aktionstag, der ein Zeichen für Vielfalt und künstlerischen Ausdruck im öffentlichen Raum setzen soll: Am Samstag, 18. November, sollen ab 14 Uhr nicht nur der Film erneut vorgeführt werden, sondern auch Diskussionsrunden und musikalische Auftritte stattfinden.

Neben der Tanzgruppe der Anna-Langohr-Schule und der Villa-Band wird mit der „Microphone Mafia“ auch ein wahres Urgestein der deutschen Hip-Hop-Szene auf der Bühne stehen: Die Band ist seit den frühen 1990ern aktiv und kommt aufgrund ihrer türkischstämmigen Mitglieder auch in „Liebe, D-Mark und Tod“ vor. „Der Film spricht politische Fehler an, die gemacht wurden, das ist etwas ganz anderes als Ressentiments zu schüren“, sagt Rapper Kutlu Yurtseven. „Das ist auch wichtig und das wollen wir den Jugendlichen vermitteln.“

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