Eklat im Generationenpark in KölnOpen-Air-Kinoprojekt in Volkhoven/Weiler geplatzt

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Das Publikum am ersten Abend des Spätsommerkinos war bunt gemischt.

Das Publikum am ersten Abend des Spätsommerkinos war bunt gemischt.

Das „Spätsommerkino“ sollte Open-Air-Kino-Feeling nach Volkhoven/Weiler bringen. Doch die Kooperationspartner gehen im Streit auseinander.

Das „Spätsommerkino“, eine Kooperation des Filmhaus Köln, des Jugendzentrums „Die Villa“ und des Bürgervereins Volkhoven/Weiler, das Anfang September im Generationenpark am Windröschenweg geplant war, hätte eine schöne Sache für die Bewohner des Stadtteils werden können: An drei Abenden sollten hier Filme gezeigt werden, die von den Jugendlichen der „Villa“  aus einer von der Filmhaus-Mitarbeiterin Mirjam Baumert getroffenen Vorauswahl ausgewählt worden waren. Finanziert worden war das Projekt aus Mitteln von „Das Zukunftspaket“, einem Programm des Bundesministeriums für Familien.

Doch gleich der erste Abend, an dem die preisgekrönte Dokumentation „Liebe, D-Mark und Tod“ gezeigt worden war, führte zu einem Eklat. Am nächsten Morgen machte der Bürgerverein, der den Generationenpark von der Stadt Köln gepachtet hat, von seinem Hausrecht Gebrauch und beendete die Kooperation. Die Filme „Köy“ und „Aftersun“ wurden an den übrigen Terminen in den Räumen der „Villa“ gezeigt.

Sicherheitsbedenken Grund für Absage?

Über die Gründe der Absage gehen die Aussagen auseinander. In einer Presseerklärung schreibt das Filmhaus: „Noch während der Filmvorführung äußerten sich Vertreter des Bürgervereins irritiert: Sie störten sich an der Ausrichtung des Films. Zudem gäbe es Beschwerden von Anwohner*innen. Der Film schüre Ressentiments gegen Deutsche.“ Zur Absage heißt es dort: „Der Vorsitzende des Bürgervereins beendete überraschend die Kooperation. Die Sicherheitsbedenken seien zu groß, es gäbe Hinweise auf gewaltbereite Gegner*innen des Filmprogramms, es lägen Anzeigen gegen den Bürgerverein vor.“

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Der Vorsitzende des Bürgervereins, Peter-Maximilian Ungerathen, hingegen begründet die Entscheidung vor allem mit der Lautstärke der Veranstaltung: „Es war so laut, dass man sich nicht unterhalten konnte. In der Nachbarschaft wohnen viele Berufstätige, da hat es mich nicht gewundert, dass jemand das Ordnungsamt gerufen hat“. Das Ordnungsamt bestätigt einen Einsatz am Abend der Vorführung wegen angeblicher Lärmbelästigung, „unangemessene Lautstärke“ sei aber nicht festgestellt worden.

Ungerathen sagt, er habe das Gespräch mit Baumert gesucht und angeboten, dass die Leinwand an den folgenden Abenden anders ausgerichtet werden könne, damit die Boxen der Soundanlage von der Wohnbebauung abgewandt seien. Baumert habe sich jedoch „wenig empathisch“ und „uneinsichtig“ gezeigt.

Laut Baumert aber sei das Argument der Lautstärke schon am Abend mit einer inhaltlichen Kritik verknüpft gewesen: „Die Vertreter des Bürgervereins sagten, es gäbe Beschwerden, weil die Wohnbebauung mit Aussagen beschallt würden, die politisch seien“. In der folgenden Diskussion habe sie sich gemeinsam mit dem Filmvorführer offen für ein Versetzen der Leinwand Richtung Sportplatz und Gleise gezeigt. „Wir hatten uns an dem Abend mit dem Bürgerverein auf diese Variante geeinigt, mit der Absprache bin ich nach Hause gefahren“. Bei dem Telefongespräch, das mit der Beendigung der Zusammenarbeit endete, sei es hingegen um andere Themen gegangen.

„Für den Stadtteil ist es eine schlimme Sache“

Sie beschreibt weiterhin eine Reihe von Äußerungen, die sowohl am Abend selbst als auch bei der Abholung des Vorführ-Equipments gefallen seien, die den Film eine feindliche Einstellung gegenüber ethnisch deutschen Personen unterstellten. „Eine Aussage, die gefallen ist, lautet: der Film würde Kinder verleiten, Deutsche zu beschimpfen“.

Laut Ungerathen wurden diese Aussagen nicht von Mitgliedern des Vereins oder des Vorstands getätigt, er streitet aber auch nicht ab, dass sie gefallen sind. „Aber was Leute außerhalb des Vereins sagen, darüber haben wir keine Kontrolle“, sagt er.

Gregor Mink, Leiter der „Villa“ zeigte sich bestürzt über die Entwicklung. Er betont, dass die Filme von den Jugendlichen in einem demokratischen Prozess ausgewählt worden seien. Er habe den Abend als „sehr schön“ empfunden, deswegen sei er sehr irritiert über den Ausgang. „Für den Stadtteil ist es eine schlimme Sache,“ sagt er.


Der Dokumentarfilm

Aşk, Mark ve Ölüm – Liebe, D-Mark und Tod: Der Dokumentarfilm des Regisseurs Cem Kaya aus dem Jahr 2022 porträtiert die Musikszene der türkischen Migranten in Deutschland von ihren Anfängen vor 60 Jahren bis heute. Darin kommen zahlreiche türkischstämmige Musiker zu Wort, die von ihren Erfahrungen und Erinnerungen berichten. Der Film wurde unter anderem 2023 mit dem Deutschen Filmpreis als beste Dokumentation ausgezeichnet. (dro)

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