„Wirklich super das Ding“In Köln-Worringen spielen Senioren jetzt Digital-Bingo

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Der neue digitale Spieletisch mit vier älteren Frauen davor sitzend und einer Pflegerin dahinterstehend.

Ein neuer digitaler Spieltisch in Worringen gehört nun zum Interieur des Altenzentrums.

Auf dem neuen digitalen Spieltisch des Worringer Caritas-Altenzentrums können unter anderem Domino, Bingo und Vier gewinnt gespielt werden.

Die kleine Gruppe ergrauter Damen im Foyer des Elisabeth-von-Thüringen-Hauses sitzt mit gespannten Mienen vor einem tischähnlichen Objekt. Die „Tischplatte“, die leicht schräg gestellt ist, sodass sie alle in der Runde bequem im Blick haben, besteht aus einem einzigen großen Touchscreen, der im Moment eine monotone Sandfläche zeigt.

Eine der Damen wischt über den Bildschirm, unter dem „Sand“ kommen ein fellbedeckter Rücken und ein Ohr zum Vorschein. Ein paar Wischer mehr und das Bild wird klar: Eine Bärenmutter mit ihrem Jungen ist zu sehen – und zu hören, denn der Tisch spielt gleichzeitig ein naturgetreues Knurren ab. „Die will ihr Junges beschützen“, meint Frau Wolf, eine der Bewohnerinnen in der Runde, und lacht.

Finanzierung durch Spenden: Spieletisch kommt nach Köln-Worringen

Seit Kurzem gehört der mobile, digitale Spieletisch zur Ausstattung des Worringer Caritas-Altenzentrums. „Wir haben das Gerät zum ersten Mal auf der Altenpflege-Messe in Essen gesehen“, erzählt Fachbereichsleiterin Sindy Sender, „und hatten gleich gedacht, dass er für uns eine optimale Bereicherung darstellen würde.“

Kurz darauf ergab sich die Gelegenheit, den Spieletisch für eine Woche auszuleihen, um zu testen, ob dieser bei den Bewohnern ankommen würde. Die reagierten mit großem Interesse und da die Probewoche mit dem Sommerfest der Einrichtung zusammenfiel, nutzten Sender und ihre Kollegen die Gelegenheit, den Tisch interessierten Besuchern vorzuführen und um Spenden zu werben.

Der neue digitale Spieletisch mit vier älteren Frauen und einer Pflegerin, die etwas erklärt.

Jeden Nachmittag bieten die Mitarbeitenden des Elisabeth-von-Tühringen-Hauses eine Spielerunde an.

„13.440 Euro für so ein Gerät schütteln wir nicht einfach so aus dem Ärmel, da waren wir auf finanzielle Hilfe angewiesen“, so Sender. „Und unter einem ,digitalen Tisch’ kann sich nicht jeder etwas vorstellen. Deswegen war es wichtig, diesen auch vorzuführen.“ Mit ihrer Demonstration hatten sie offensichtlich genügend Hilfswillige überzeugt: Dank der Spenden zahlreicher Privatpersonen und Institutionen wie der Krankenhausstiftung, der Bezirksvertretung Chorweiler, dem Worringer Schnupfverein sowie dem Bürgerverein, der den Erlös des Worringer Weihnachtsmarkt in die Kollekte geworfen hatte, konnte der Tisch nun angeschafft werden.

Große Vielfalt an Funktionen sorgt für Begeisterung im Kölner Altenzentrum

Seitdem wird er rege genutzt. „Der Tisch bietet extrem viel“, sagt Sender. „Es gibt eine große Auswahl an Spielen wie Domino, Bingo, Vier gewinnt, Puzzles und Schiebebilder“, sagt sie, „Viele davon sind für Demenzerkrankte geeignet, wie die Sandbilder, die freigelegt werden müssen.“ Die Schwierigkeitsstufen der Spiele sind einstellbar, was für Sender von großer Wichtigkeit ist. „Es liegt mir sehr am Herzen, dass die Bewohner Erfolgserlebnisse haben und nicht frustriert sind“, sagt sie.

„Schön ist zu sehen, wie der Tisch Geselligkeit fördert. Die Bewohner kommen zusammen, um gemeinsam zu spielen und feuern sich auch gegenseitig an.“ Neben den Spielen bietet der Tisch noch andere Möglichkeiten, etwa kreative Betätigung. „Man kann auch direkt auf dem Bildschirm malen, das ist gut für diejenigen, die nicht mehr die Feinmotorik haben, um einen Stift oder Pinsel halten zu können.“

Die „Juke Box“ des Tisches enthält außerdem viele alte Schlager und Werbejingles vergangener Jahrzehnte. Dank der Rollen unter den Füßen ist der Tisch außerdem so mobil, dass auch die Bewohner in seinen Genuss kommen, die nicht mehr mobil sind. „Wir haben einen Bewohner, der seit Jahren im Bett liegt und am Leben im Haus nicht mehr teilnimmt. Wir haben ihm den Tisch ins Zimmer gefahren und Filme von einem Waldspaziergang und von Enten in Park gezeigt, das hat ihn sehr aufgemuntert.“

Kölner Senioren zeigen Offenheit und Neugier

Berührungsängste vor dem Gerät kann Sender bei den Bewohnern nicht erkennen. „Auch Senioren sind heute viel offener für Neues. Heute ist es völlig normal, dass die Leute mit Tablet, Smartphone oder einem Laptop bei uns einziehen, das war vor zehn Jahren noch ganz anders“, sagt sie.

Die Gruppe am Tisch, die nun zu einem Domino-Spiel übergegangen ist, bestätigt diese Beobachtung. „Wirklich super das Ding, unbezahlbar“, lobt etwa Frau Joseph. Frau Wolf hingegen hat keine Geduld für Fragen von der Seitenlinie: „Ich will jetzt weiterspielen!“

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