Kölner Cold Case von 1991Bruder der ermordeten Seckin Caglar hat dringende Bitte an Zeugen

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Basri Caglar, der Bruder der 1991 ermordeten Seckin, zeigt auf dem Poller Marktplatz einen alten Zeitungsartikel über die Tat – neben ihm Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer (l.) und Hauptkommissar Markus Weber (r.).

Basri Caglar, der Bruder der 1991 ermordeten Seckin, zeigt auf dem Poller Marktplatz einen alten Zeitungsartikel über die Tat – neben ihm Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer (l.) und Hauptkommissar Markus Weber (r.).

Mit einer öffentlichen Fahndung und einem DNA-Reihentest will die Polizei das Verbrechen nach 31 Jahren aufklären.

Die Polizei erhöht den Fahndungsdruck auf den Mann, der vor 31 Jahren in Poll die damals 16-jährige Seckin Caglar ermordet hat. „Wir wollen ihm klarmachen, dass wir uns nicht zurücklehnen und einfach abwarten, was passiert, sondern dass wir ihm auf den Fersen sind“, sagte Markus Weber, der bei der Kölner Polizei die „Ermittlungsgruppe Cold Cases“ leitet, am Freitag auf dem Marktplatz in Poll. Bislang kennt die Polizei nur die DNA des Täters, die er am 16. Oktober 1991 an der Leiche hinterlassen hat.

Am Freitag verteilten Polizistinnen und Polizisten auf dem Poller Marktplatz Handzettel mit Informationen über den ungelösten Mordfall. In Bahnen der Linie 7 hängten sie Flyer mit Fahndungsaufrufen aus. Polizeipräsident Falk Schnabel appellierte vor Ort: „Helfen Sie uns, dieses Verbrechen aufzuklären, auch damit die Angehörigen irgendwann mit dieser Tat abschließen können.“ Seckins jüngerer Bruder Basri rief Mitwisser der Tat und Zeugen auf, ihr Schweigen zu brechen. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass damals keiner etwas gesehen oder gehört hat.“

16-jährige Seckin Caglar wurde 1991 in Köln-Poll missbraucht und erwürgt

Seckin Caglar stieg am 16. Oktober 1991 an der damaligen KVB-Haltestelle Poll-Autobahn gegen 18.40 Uhr aus einer Straßenbahn und wollte nach Hause gehen. Aber dort kam sie nie an. Ihre Leiche fand ein Verwandter am nächsten Morgen in einem Gebüsch nahe der Haltestelle, die Auszubildende war sexuell missbraucht und erwürgt worden.

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Eine Hoffnung der Ermittler ist, dass sich auch nach so langer Zeit noch Zeugen melden, die bislang geschwiegen haben – aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht meldet sich sogar der Täter selbst. Das sei zwar nur eine kleine Hoffnung, sagt Weber, „aber er kann gerne zu uns kommen, bevor wir bei ihm vor der Haustür stehen“.

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Der inzwischen vielleicht vielversprechendste Ermittlungsansatz ist eine DNA-Reihenuntersuchung bei 355 Männern, die 1991 in Poll gewohnt, gearbeitet oder aus anderen Gründen dort verkehrt haben und noch heute in diesem Bereich wohnen. Die Namen der Männer haben Weber und sein Team aus den alten Ermittlungsakten rekonstruiert. Mit neuen wissenschaftlichen Methoden ist es inzwischen möglich, anhand der DNA eines Menschen auch auf dessen direkte Verwandte zu schließen. Somit könnte der Täter beispielsweise auch überführt werden, weil die Polizei die DNA seines Sohnes kennt.

Am 18. und am 26. März findet die Reihenuntersuchung bei den 355 Männern in einer Grundschule statt. Die Teilnahme ist freiwillig. „Wer sich weigert, wird nicht automatisch beschuldigt“, sagt Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer. „Aber wir werden uns diese Personen dann näher ansehen müssen.“ In einem nächsten Schritt wollen die Ermittler dann auch an jene Männer herantreten, die seinerzeit in Poll verkehrten, heute aber nicht mehr dort wohnen.


Wer Hinweise auf die Tat oder den Täter geben kann, wird gebeten, sich beim Hinweistelefon der Polizei Köln unter der Rufnummer 0221/229-1394 zu melden. Nähere Informationen zu dem Mordfall gibt es auch unter https://koeln.polizei.nrw/MK-Caglar

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