Chef des Kölner GesundheitsamtsJohannes Nießen plädiert für Maskenpflicht

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (4)

Archivbild vom Leiter des Gesundheitsamt Johannes Nießen im Gespräch.

Köln – Angesichts zunehmender Krankheitsfälle durch das Coronavirus wächst der Druck auf die Länder, die Schutzmaßnahmen zu verschärfen. Der Kölner Corona-Experte Johannes Nießen forderte die Einführung einer Maskenpflicht in bestimmten Innenräumen.

„Das Thema Maskenpflicht muss jetzt auf den Tisch – wir dürfen mit einer Entscheidung nicht zu lange warten. Hier ist das Land gefordert, möglichst schnell die Maskenpflicht für Geschäfte und Supermärkte auszuweiten“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes am Dienstag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Herbstwelle stehe derzeit am Anfang.

Nießen, der auch das Kölner Gesundheitsamt leitet, geht davon aus, dass bereits jetzt die Zahl der Corona-Infizierten aufgrund der Dunkelziffer zwei- bis dreimal höher sei, als die offiziellen Daten das zeigen. Das Robert Koch-Institut gibt die Inzidenz für Köln mit 575,7 an – Nießen geht von einem Realwert zwischen 1500 und 2000 aus. Ab einem Wert von 3000 müsse seiner Ansicht nach auch in Bars, Restaurants und Kultureinrichtungen wieder eine Maskenpflicht gelten.

Köln: Johannes Nießen warnt vor Überlastung durch Corona

„Wenn wir nicht handeln, wird es sehr viele Infektionen gleichzeitig geben. Das bedeutet zum einen, dass die kritische Infrastruktur überlastet wird und zum anderen, dass wieder deutlich mehr Menschen schwer erkranken werden“, sagt Nießen.

Während der bisherigen Pandemie hätten bereits zwischen zehn und 20 Prozent des Pflegepersonals ihren Job aufgegeben. Massenhafte Infektionen könnten in Klinken und Pflegeeinrichtungen zu Personalengpässen führen. Gleiches gelte für Polizei, Feuerwehr und den öffentlichen Nahverkehr. „Das Oktoberfest in München war ein Superspreading-Event, die Infektionszahlen sind in die Höhe geschossen“, sagte Nießen.

Long Covid bleibt besorgniserregend

Die Bevölkerung dürfe das Coronavirus nicht unterschätzen. Fünf bis zehn Prozent der Infizierten erkrankten an Long Covid – darunter auch junge Menschen. „Wir haben es in der Hand, jetzt frühzeitig Schlimmeres zu verhüten“, sagte Nießen. Mit FFP2-Masken schütze man sich nicht nur vor Corona, auch Influenza-Viren würden so wirksam abgewehrt.

Auch der Kölner Mediziner Christian Karagiannidis – wie Nießen Mitglied im Corona-Expertenrat der Bundesregierung – hatte gewarnt, die Lage werde wegen mehrerer Infektionswellen auch durch die Influenza „so kompliziert wie noch nie“.

„Vernünftige, wenig einschränkende Maßnahmen wie Masken helfen dem Gesundheitswesen ungemein“, hatte Karagiannidis dieser Zeitung gesagt.

NRW-Gesundheitsministerium will „Flickenteppich“ vermeiden

Das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium dringt bei der Maskenpflicht in Innenräumen auf ein gemeinsames Vorgehen aller Bundesländer, um einen „Flickenteppich“ zu vermeiden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Minister Karl-Josef Laumann (CDU) habe darum gebeten, das Thema auf die Tagesordnung der nächsten Gesundheitsministerkonferenz am Montag zu setzen, teilte das Ministerium auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit. Vorangehen will NRW nicht. Die Lage sei „zwar angespannt, aber beherrschbar“, wiederholte das Ministerium seine Einschätzung von vergangener Woche.

KStA abonnieren