Cro„Die Maske schützt mich“

Der Rapper Cro
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Cro, der Clip zu „Easy“ hat auf YouTube mehr als 21 Millionen Klicks, bei Facebook werden Sie von fast 900 000 Menschen gemocht. Wie verpackt man als junger Mensch so einen Erfolg?
Cro: Ich versuche, das gar nicht so nah an mich rankommen zu lassen. Das halte ich im Moment für den besten Weg. Wobei das nur bedingt klappt: Indem ich Interviews gebe und wir jetzt darüber sprechen, lasse ich es ja schon wieder an mich ran.
Sie sind nicht nur in sozialen Netzwerken ein Ankommer, sondern werden auch im echten Leben hymnisch gelobt.
Cro, bürgerlich Carlo Waibel, ist in einem Vorort von Stuttgart aufgewachsen, hat eine Ausbildung als Mediengestalter absolviert und stellte Anfang 2011 mit „Meine Musik“ sein erstes Mixtape ins Netz. Ein paar Monate später folgte „Easy“, mit dem er in der Rapszene rasend schnell bekannt wurde. Anfang Juli veröffentlicht Cro, der auch für sein Modelabel „Vio Vio“ T-Shirts designt, sein Debütalbum „Raop“.Das Album „Raop“ erscheint am 6. Juli bei Chimperator/Groove Attack.Cro spielt am 2. Oktober im Kölner E-Werk und am 3. Oktober in der Kölner Live Music Hall; beide Konzerte sind bereits ausverkauft. (MaW)
Cro: Stimmt, es gibt ein paar krasse Ansagen. Jan Delay, der immer noch Teil der Gegenwart im deutschen Rap ist, hat mich „Die Zukunft des Rap“ genannt. Ich habe keine Ahnung, ob es so kommt. Aber wenn es so kommen sollte, wäre das natürlich total gut.
Sind Sie von solchen Vorschusslorbeeren eher berauscht? Oder machen die Ihnen auch Angst?
Cro: Das wechselt. Es macht mir Angst. Dann ist wieder alles schön. Und manchmal ist es beides zusammen.
Wie alt sind Sie eigentlich? Im Netz variieren die Angaben.
Cro: Ist es so wichtig, dass man mein genaues Alter kennt? Ich schwenke so um die 20 rum.
Sie machen nicht nur um ihr Alter ein Geheimnis, Sie schützen auch ihr Gesicht: Bei Auftritten tragen Sie eine Panda-Maske.
Cro: Wir hatten von Anfang an den Plan, mich zu verdecken. Mir und den Leuten von der Plattenfirma war klar, dass das Vorteile hat. Die Maske schützt mein Privatleben. Als der erste Live-Auftritt anstand, musste es schnell gehen. Per Express-Bestellung haben wir bei einem Tiermasken-Versand eine Maske geordert. Ich habe die Maske dann noch bearbeitet. Zack, die Augen rausgeschnitten, unten am Hals musste auch ein bisschen was ab, dann war das Tuning fertig.
Warum eine Panda-Maske?
Cro: Aus einem einfachen Grund: Alle anderen Tiere sahen doof aus. Eine Elefanten-Maske hätte nicht zu mir gepasst, und die Panda-Maske war einfach die schönste.
Die Maske hat eine doppelte Funktion, richtig?
Cro: Wenn ich sie aufsetze, bin ich sofort Cro. Die Maske hilft mir, aus mir rauskommen, ein Künstler zu sein und auf die Bühne zu stürmen und dort an die Leute ranzugehen: Hey, ich bin Cro, was geht?
In Ihrem Song „King Of Raop“ thematisieren Sie das. „Der Typ mit der Maske/der nicht lang überlegte/ sondern einfach mal machte“, heißt es da.
Cro: Genau. Mit dem Absetzen der Maske hat Cro Pause, ich kann für mich bleiben und einfach Carlo sein. Vor Auftritten kann ich sogar ohne Maske durch die Fans spazieren, und keiner erkennt mich dabei. Ich mache das regelmäßig, und es hat bisher immer geklappt.
Ihr Debütalbum „Raop“ haben Sie im Keller ihres Elternhauses aufgenommen. Wie kam’s dazu?
Cro: Aus rein praktischen Gründen. Ich habe in Stuttgart in einer 13er-WG gewohnt, da war jeden Tag Action. Mal war es mir zu laut, dann wieder musste ich leise sein, weil irgendeiner immer in Klausurvorbereitungen steckte. Im Keller meiner Eltern dagegen konnte ich rund um die Uhr ungestört arbeiten. Wenn die Kreativität morgens um fünf kam, war das auch okay.
Was hat es mit dem Titel des Albums auf sich?
Cro: Raop ist meine Worterfindung, da sind beide Genres drin, die ich gern mag: rappige Beats und poppige Melodien, eine Mischung aus Rap und Pop.
Die Songs auf „Raop“ klingen alle entspannt und haben einen freundlichen Flow.
Cro: Das hat mit meiner Grundhaltung zu tun, so bin ich. Als Carlo bin ich entspannt, und als Cro bin ich’s auch.
Bei Rock am Ring haben Sie „Easy“ mit „Hier kommt der Song, den jeder noch hören kann und der überhaupt nicht nervt“ angekündigt. Hören und spielen Sie ihn noch gern?
Cro: Der ironische Unterton war beabsichtigt. Weil ich mir vorstellen kann, das man als normaler Radiohörer schon mittlerweile mal denkt: Ich hab’ genug von dem Lied, jetzt reicht’s auch mal. Ich spiele „Easy“ gern, weil ich das Lied privat nicht höre. Ich hör’s nur, wenn ich es live spiele.
Irgendwann werden alle maskierten Künstler demaskiert. Das war bei Kiss so, und das ist auch bei Sido passiert. Haben Sie einen Plan, wenn es bei Ihnen soweit ist?
Cro: Noch nicht. Klar ist aber, dass wir für die Demaskierung eine große Rampe bauen müssen. Das darf nicht einfach so vonstatten gehen, sondern muss mit einem Trommelwirbel und einem richtigen Big Bang passieren.
Das Gespräch führteMartin Weber