Ein E-Ticket für ganz NRWDieser Fahrkartenautomat steckt in der Hosentasche

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Der neue E-Tarif "eezy" soll das Fahren mit Bahnen und Bussen in NRW erleichtern.

Köln – Etwas aufgeregt sei sie schon gewesen, wie „eezy die Fahrt am Ende sein wird“, gesteht die Verkehrsministerin im Alten Wartesaal des Kölner Hauptbahnhofs bei der Vorstellung einer App, die Bahn- und Busfahren in Nordrhein-Westfalen zum Kinderspiel machen soll. „Tippen, einsteigen, losfahren, mit Smartphone ein- und aussteigen. Zwei Knöpfe drücken, mehr nicht“, sagt Ina Brandes. Dann die Erleichterung: Es habe alles reibungslos funktioniert.

Der Ticket-Automat wandert in die Hosentasche, Grenzen zwischen den Verkehrsverbünden existieren für „eezy“-Kunden nicht mehr, Tarifzonen auch nicht. „Ich kann nur empfehlen, ‚eezy NRW‘ auszuprobieren“, so die CDU-Politikerin.

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NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes

Also raus aus dem Wartesaal und ab auf den Bahnsteig. Das größte Hindernis dürfte sich jedem Nutzer nur einmal in den Weg stellen. Die Suche nach der App ist nicht ganz so „eezy“, weil sich bei Eingabe dieses Stichworts alle möglichen Apps im Store öffnen. „Eezy Työntekijäsovellus“ zum Beispiel.

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Eine Nachfrage bei Projektleiter Eduard Rollmann löst das Problem. Die App muss über das Portal „mobil.nrw“ installiert werden. In den kommenden Tagen und Wochen werde „eezy“ aber auch in allen Apps der Verkehrsverbünde zur Verfügung stehen, beim Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und damit auch bei den Kölner Verkehrs-Betrieben spätestens ab dem 6. Dezember.

Preisauskunft fehlt noch

Das Installieren über „mobil NRW“ klappt problemlos. Ich hinterlege meine Kreditkarten-Daten - Lastschrift wäre auch möglich - tippe auf den Check-in-Button. Die App schlägt mir als Startpunkt - natürlich - den Hauptbahnhof vor. Auf Gleis 3 wartet der Regionalexpress 9 nach Siegen. Abfahrt 11.23 Uhr, fünf Minuten Verspätung.

Ich checke ein und muss nicht mal mehr meinen Zielort eingeben. Das ist „eezy“ völlig egal. Mein „Fahrschein“ ist ein QR-Code. Das ist bequem, aber wie teuer wird meine Fahrt? Diese Antwort bleibt das System schuldig.

Eine Preisauskunft sei in der Startversion noch nicht hinterlegt, dazu müsse man derzeit noch auf die Internetseite von eezy.NRW gehen. Das werde man beim ersten Update ändern – spätestens in einer Woche, versichert Projektleiter Rollmann.

Einige Fahrten werden teurer

Ich fahre bis Porz, steige aus und drücke den Button für den Check-Out. 3,70 Euro kostet die Fahrt. Das zeigt mir das System an. Der Rückweg funktioniert genauso. 7,40 Euro insgesamt. Mit Einzeltickets der KVB wäre ich 1,40 Euro billiger gefahren.

Bei diesem „Feuerwerk an Vereinfachungen“, wie Projektleiter Eduard Rollmann „eezy“ beschreibt, könnten „einige Fahrten auch teurer werden“. Aber nicht alle. Um mögliche Einnahmeverluste bei den Verkehrsverbünden auszugleichen, stellt das Land bis 2031 rund 100 Millionen Euro zur Verfügung.

Abrechnung nach Luftlinie

Abgerechnet wird bei „eezy“ nach dem Luftlinienprinzip unabhängig vom Fahrtweg. Der setzt sich zusammen aus einem Grundpreis (1,60 Euro) und einem Luftlinien-Kilometerpreis (25 Cent). Da spielt es keine Rolle mehr, ob ich über Neuss oder Leverkusen nach Düsseldorf fahre. Oder im Zweifel sogar über Wuppertal, wenn das schneller geht.

„Vor allem Fahrten über die Grenzen der Verkehrsverbünde hinweg werden preiswerter“, sagt Rollmann. Zwei Jahre haben er und der technische Projektleiter Maximilian Müller gebraucht, zumindest in der digitalen Welt aus vier Verbundtarifen einen zu machen. „Das ist ein ganz großer Durchbruch für unsere Fahrgäste.“

Gelegenheitsfahrer ansprechen

Man richte sich mit „eezy“ beim Projektstart vor allem an Gelegenheitsfahrer, sagt Verkehrsministerin Brandes. „Der E-Tarif macht es einfacher, auf die Schiene umzusteigen und das Auto stehenzulassen.“ Alle anderen Tarife bleiben in den Verkehrsverbünden in NRW erhalten. Vom Einzelfahrschein bis zum Jobticket.

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Noch Fragen? Jede Menge. Bei der Pressekonferenz im Alten Wartesaal im Hauptbahnhof bemühen sich fünf Verkehrsexperten und die Ministerin, alle Unklarheiten zu beseitigen.

Mit welchen Apps kann man den E-Tarif „eezy.NRW“ nutzen?

Zum Start nur über die App „mobil.nrw“, nach und nach auch über die Apps der Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde.

Kann ich weitere Personen mitnehmen? Was ist mit Kindern, was mit Fahrrädern, wie funktioniert das mit der ersten Klasse?

Das ist alles möglich. Kinder von sechs bis einschließlich 14 Jahren zahlen die Hälfte, für Räder gibt es einen Pauschalpreis. Kinder unter sechs Jahren fahren umsonst und müssen nicht hinzugebucht werden. Alles – auch die erste Klasse - kann in der App vor dem Check-in dazu gebucht werden und gilt immer für die gesamte Fahrt.

Was muss ich während der Fahrt beachten?

Während der gesamten Fahrt müssen das Smartphone eingeschaltet, Ortungsdienste und die mobile Datennutzung aktiviert sein. Die Ticketkontrolle erfolgt über den QR-Code. Die App darf während der Fahrt nicht geschlossen werden, kann aber im Hintergrund laufen.

Was passiert, wenn ich vergesse, mich am Zielort auszuchecken?

Sobald das System erkennt, dass die Fahrt möglicherweise beendet wurde, erfolgt per Push-Benachrichtigung eine Erinnerung an den Check-out. Geplant ist, auf Wunsch künftig auch einen automatischen Check-out vorzunehmen.

Gibt es eine Preisobergrenze, wenn ich den ganzen Tag mit dem E-Tarif unterwegs bin?

Ja. Innerhalb von 24 Stunden werden maximal 30 Euro abgerechnet, egal wie viele Kilometer gefahren wurden. Wer dabei innerhalb eines Verbundgebiets bleibt, zahlt maximal 25 Euro.

Kann ich mit „eezy.NRW“ auch Fernzüge nutzen?

Nein. Das Ticket ist wie alle anderen Verbundtarife auf S-Bahnen und Regionalzüge begrenzt. Deshalb werden auch Bahncard-Rabatte nicht akzeptiert.

Was muss man beim Umsteigen oder verspäteten Anschlüssen beachten?

Man muss lediglich eingecheckt bleiben, weil der Check-out erst am Ende der Fahrt erfolgt.

Was passiert, wenn der Akku des Smartphones leer ist?

Der Fahrgast muss dafür sorgen, dass sein Smartphone während der gesamten Fahrt betriebsbereit ist. Kann er bei einer Kontrolle kein digitales Ticket oder eine Fahrtberechtigung vorzeigen, muss er als Schwarzfahrer ein erhöhtes Beförderungsentgelt zahlen.

Wie checke ich mich ein oder aus, wenn ich in einem Funkloch bin?

Bei fehlender Internetverbindung ist kein Check-in möglich. Sollte der Check-Out mal nicht unmittelbar möglich sein, muss man ihn an einem Ort mit Datenverbindung nachholen – wenn möglich, nahe an der Ausstiegshaltestelle.

Gilt der E-Tarif auch über NRW hinaus?

Im Prinzip nein. Aber es gibt Ausnahmen auf einzelnen Linien, zum Beispiel die Zugverbindung nach Venlo mit dem RE 13 oder nach Arnhem Central mit dem RE 19. Fahrten in andere Bundesländer Deutschlands sind zum Start des E-Tarifs nicht möglich.

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