Doppeltes WeihnachtsfestWarum manche Kölner gleich zweimal feiern

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Siranus und Murat Akyüz haben sich bei einem Fest der armenischen Gemeinde kennengelernt.

Köln – Siranus Akyüz und ihre Familie feiern Weihnachten zweimal, am 24. Dezember und, so ist es in armenischen Familien Brauch, am 6. Januar, dem christlich-orthodoxen Heiligabend. Aber das ist längst nicht alles.

„Mein Mann und ich haben auch eine Weihnachtsgeschichte.“ Und die geht so: Die heute 66-Jährige Siranus folgte 1965 ihrer Mutter und der älteren Schwester nach dem Tod des Vaters in Istanbul nach Deutschland, erst nach Baden-Württemberg, dann nach Köln, wo sie Anschluss an die armenische Kirchengemeinde in Niehl fanden.

„Mein Ehemann war viele Jahre Vorsitzender und ich singe schon seit 1968 im Kirchenchor.“ Der Vater wollte, dass seine Töchter frei von den religiösen Konflikten der Türkei aufwachsen, die Mutter suchte für ihre Töchter Ausbildung und Auskommen in Deutschland. „Ich kann mich erinnern, dass mir wegen der Schuluniform meiner armenischen Schule Steine hintergeworfen wurden. Ich wurde als Heide beschimpft.“

Mit einem Werkzeugkasten fing alles an

Siranus fing 1970 als Matrizenschreiberin bei der Lampenfirma Novalux an, die zu Weihnachten Geschenke an die Mitarbeiter verloste. „Da habe ich einen kleinen Werkzeugkasten bekommen. Und mein Chef sagte zu mir: Sissi-Kind – die nannten mich Sissi – jetzt hast du einen Werkzeugkasten, vielleicht kriegst du ja noch einen Werkzeugmacher als Mann dazu. Als wir dann in der armenischen Gemeinde zusammen Silvester gefeiert haben, lernte ich einen jungen Mann aus Berlin kennen, Murat, der hat mir gut gefallen. Und der war Werkzeugmacher.“

Ihren heute 72-jährigen Ehemann lockte sie nach Köln und besorgte ihm auch den ersten Job. „Ich bin zum Chef und sagte: Sie haben mir doch den Werkzeugkasten geschenkt. Und nun habe ich auch den Werkzeugmacher dazu. Aber der braucht Arbeit, sonst kann er nicht nach Köln kommen.“

Viele Weihnachtswünsche

Das ist die Weihnachtsgeschichte der Familie Akyüz, die heute neun Familienmitglieder hat. Die sind an Heiligabend, so wie viele Familien, nicht zusammengekommen. „Dieses Jahr habe ich deshalb nur die Krippe aufgebaut.“ Am 6. Januar, hofft Siranus, feiert sie Weihnachten mit der Gemeinde. „Wir haben viele neue Mitglieder, Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Armenien. Da versuchen wir, bei der Wohnungs- und Arbeitssuche zu helfen.“ Wenn das gelänge, würden viele Weihnachtswünsche in Erfüllung gehen.

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