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BezirkspolizistZwei Welten – ein Dorfsheriff

3 min

Polizeihauptkommissar Franz Wagner.

Bocklemünd-Mengenich – Er bezeichnet sich selbst als „Dorfsheriff“. Polizeihauptkommissar Franz Wagner ist seit etwa fünf Monaten Bezirkspolizist für Bocklemünd und Mengenich. Gemessen an diesem eher kurzen Zeitraum und angesichts der Tatsache, dass es schon lange keine eigene, ständig besetzte Polizeiwache mehr im Stadtteil gibt, scheint er „sein“ Revier bereits wie seine Westentasche zu kennen.

„Noch bin ich nicht allen meinen Pappenheimern begegnet, aber schon vielen“, sagt er schmunzelnd. Im Mai wechselte Wagner aus dem Bezirk der Innenstadt-Wache zur Polizeiinspektion Ehrenfeld. Dass er in Mengenich auf alte Bekannte aus dem Ring-Milieu traf, überraschte ihn selbst am allerwenigsten. Das schlechte Image des Stadtteils will der 55-Jährige aber nicht gelten lassen. Natürlich habe er mit jugendlichen Intensivstraftätern zu tun, es gebe auch Problemzonen, wo mit Drogen gedealt werde. Die Kriminalstatistik weise Bocklemünd und Mengenich jedoch nicht als sonderlich auffällig aus.

Wie geschaffen für Drogendealer

Bei der Streifenfahrt durch den Doppel-Stadtteil – für Wagner sind es „zwei Welten“ – weist er auf die Vielzahl der schmalen Gässchen und versteckten Nischen zwischen den Bungalows im Siedlungsbereich Mengenich, nahe der Fußgängerzone Görlinger Zentrum. „Das ist doch wie geschaffen für Drogendealer und -konsumenten“, sagt er kopfschüttelnd.

Als er den Ollenhauerring in Richtung Kurt-Weill-Weg überquert, ist die andere der beiden Welten erreicht – der alte Ortsteil von Bocklemünd „Hier freuen sich die Leute, wenn sie mich in Uniform auf Streife sehen, manche bitten mich sogar auf eine Tasse Kaffee herein.“ Zufrieden stellt er fest, dass auf der Fahrbahn vor der Grundschule eine Verkehrsinsel fertiggestellt ist. Hier können Schüler nun sicher die Straße überqueren. Die größte Gefährdung für die Schulkinder seien seiner Meinung jedoch die Eltern, die sie mit dem Auto zur Schule bringen. Dass manche dabei die Kinder einfach aus dem Autos aussteigen und über die Straße laufen ließen, sei nicht in Ordnung. „Da haben wir auch schon Knöllchen verteilt“, sagt er streng.

Peace, Love and Understanding

Vor der Unteren Dorfstraße in Alt-Bocklemünd dreht Wagner den Streifenwagen. „Da brauchen wir nicht hin. Da ist sowieso Peace, Love and Understanding.“ Gemeint ist, dass es in dieser ruhige Wohngegend keine brisanten Ecken gebe, die er als Polizist im Auge behalten müsse. Am Buschweg beginnt wieder die „Welt“ der Hochhaus-Siedlung mit den kleinen Bungalows dazwischen. „Der Polizei gegenüber sind die Leute hier deutlich zurückhaltender“, sagt Wagner. Umso wichtiger sei es, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen und die gleiche Sprache zu sprechen, sagt der gebürtige Ehrenfelder, der an der Subbelrather Straße aufwuchs. Das habe er auf den Ringen beherzigt und bei Fußball-Einsätzen am Stadion in Müngersdorf, das zum Dienstbereich der Ehrenfelder Polizeiinspektion gehört, handhabt er es genau so.

Als das kleine Büro am Bürgerschaftshaus Bocklemünd erreicht ist, wo Franz Wagner regelmäßig dienstags seine Sprechstunde abhält, wartet schon ein junger Mann im Trainingsanzug. „Der braucht ein paar Infos von mir“, erklärt Wagner und tauscht mit dem Jungen Handy-Nummern aus. Wer nicht weiß, dass der Jugendliche bereits etliches an Straftaten „auf dem Kerbholz“ hat, mag es nach dieser Begegnung erst recht nicht glauben. „Auch das gehört dazu“, sagt Wagner. In wenigen Tagen erwarten ihn ganz andere Einsätze im Viertel. Dann muss er nämlich Martinszüge begleiten. Ein lästige Pflicht sei das nicht: „Nur durch Präsenz und persönlichen Austausch erreichen wir hier etwas.“