Am Donnerstagnachmittag verkündete die Chemnitzer Rockband Kraftklub, dass sie abends spontan ein Open-Air-Konzert am Studio Ehrenfeld spielen.
Großer AndrangWas das Kraftklub-Konzert in Bickendorf so besonders gemacht hat

Felix Kummer ist Leadsänger von Kraftklub.
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Auf einer kleinen Bühne auf dem Gelände des Studio Ehrenfeld stehen am Donnerstagabend fünf Männer in weißen Hosen, weißen T-Shirts und schwarzen Lederjacken. Hinter ihnen hängt an einem Kran ein großer, roter Schriftzug „Kraftklub Sterben in Karl-Marx-Stadt“. Um die Bühne sind etliche Menschen versammelt. Auch hinter Zäunen, auf Bäumen, Mauern und Mülltonnen stehen Fans, und schauen gebannt zu, wie die Chemnitzer Band ihren neuen Song spielt.
„Ich hab noch immer Bock auf Streit, ich singe schief in jedem Chor“, singt Gitarrist und Sänger Karl Schumann. Viele aus dem Publikum schreien den Text von dem bis dato unveröffentlichten Song mit. Und spätestens als dann der Gesang „Ohh oh ohhh oh“ einsetzt und die Band vom Kölner Jugendchor St. Stephan unterstützt wird, grölen alle mit, singen mehr oder weniger schief im Chor.
Kraftklub spielt spontanes Konzert in Köln
Dass sich so viele Leute für das Konzert versammelt haben, ist beachtlich, immerhin hatte die Rockband Kraftklub dieses erst wenige Stunden zuvor angekündigt. Schon als sie am Mittag in den sozialen Medien ihren Standort Köln preisgegeben hatten, dürften einige Fans vermutet haben, dass die Band das nicht ohne Grund getan hat. Spätestens als dann der große, rote Schriftzug mit einem Countdown für 19 Uhr am Kran hing, war klar, dass am Donnerstagabend noch etwas zu erwarten war.

Kraftklub sorgte für ausgelassene Stimmung in Köln.
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Schon Ende Mai hatte die Band genau mit diesem Schriftzug ein spontanes Konzert in ihrer Heimatstadt Chemnitz angekündigt, mit dem sie ihr fünftes Album und ihre Tour bekanntgaben. Im März 2026 kommen sie mit ihrem neuen Album nicht nach Köln, spielen aber ein ausverkauftes Konzert im PSD Bank Dome in Düsseldorf.
„Ganz Köln hasst die AFD“: Kraftklub nutzt kurzes Konzert für politisches Statement
Am Donnerstagnachmittag kündigten sie dann das kostenlose Konzert in Köln-Bickendorf an. Auch das ZDF Magazin Royale, das im Studio Ehrenfeld gedreht wird, und Jan Böhmermann bewarben die Show. Sie war Teil der Aufzeichnungen der neuen Folge.
Hunderte Menschen laufen kurz vor dem Konzert von der KVB-Haltestelle Rochusplatz im Strom bis zum Gelände an der Vitalisstraße. Die Schlange geht um das Gebäude, einige versuchen die Absperrungen zu durchbrechen, andere klettern auf die Dächer der umliegenden Häuser, werden von Sicherheitspersonal wieder runtergeholt. Die Fans scheinen ein Stück von der Band abhaben zu wollen. Immerhin spielen sie wie man es von ihnen kennt, eine gute Show, die einfach Spaß macht.
Während die anderen vier Bandmitglieder ihre Instrumente spielen, springt Frontsänger Felix Kummer über die kleine Bühne, tanzt ausgelassen und singt die bekanntesten Songs der letzten Jahre. Währenddessen springt, schreit und pogt das Publikum mit. Böhmermann, der die Band angekündigt hatte, schaut später mit einem Riesengrinsen im Gesicht aus einem Fenster zu.
Köln: Kraftklub spielt neuen Song „Schief in jedem Chor“ dreimal
Und wie es so üblich bei einem Kraftklub-Konzert ist, wird es zwischendurch auch politisch. „Ich denke, hoffe, vielleicht kriegt die AfD bei der nächsten Bundestagswahl einfach mal unter zehn Prozent“, sagt Kummer, „wie schön wäre das?“. Daraufhin bekommt er großen Jubel und das Publikum stimmt in die Parole „Ganz Köln hasst die AfD“ ein. Darauf hin spielt Kraftklub „Schüsse in die Luft“ und drückt damit Frustration über die Entwicklungen in Deutschlnd und den Wunsch nach Veränderung aus.
Die Chemnitzer Band spricht sich immer wieder öffentlich gegen Rechts und für Vielfalt aus. Auch ihr neuester Song, der am Freitag um Mitternacht veröffentlicht wurde, scheint ein weiterer Aufruf zur Demonstration gegen Rechts zu sein. Vor allem scheint er klar zu machen, dass Kaftklub nie müde wird, immer und immer wieder für ihre Werte einzustehen, selbst wenn sie die einzigen sind: „Du bist nicht allein. Einer reicht, um das Gefühl mit dir zu teil'n. Auf alles scheißen fällt ei'm leichter zu zweit“.
Si spielen den Song beim knapp einstündigen Konzert als Zugabe drei Mal. Und während sie von der Bühne gehen und in der Menge verschwinden, singen die Fans immer weiter schief im Chor.