„Kein 08/15-Club“Szene-Location Schrotty ist wieder geöffnet – viel Neues geplant

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Pascal Chaudhuri, Yediyar Isik und Benjamin Schweitzer im umgebauten Schrotty.

Pascal Chaudhuri, Yediyar Isik und Benjamin Schweitzer (v.l.) im umgebauten Schrotty. Isik betreibt die Szene-Location, Chaudhuri plant Firmen-Events und Schweitzer ist etwa für Konzerte zuständig.

Nachdem der Umbau sich wegen Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg immer wieder verzögert hatte, konnte der Schrotty endlich öffnen.

Die erste Reaktion war nicht Freude, es war Irritation: „Stoßen wir jetzt darauf an? Eröffnen wir jetzt wirklich?“ Nach mehr als vier Jahren von der Idee bis zur finalen Genehmigung war es endlich so weit: Der umgebaute Schrotty durfte im Frühsommer wieder eröffnen. Betreiber Yediyar Isik hat dann kurzerhand beschlossen, trotz Organisationsdruck und wenig Vorlauf nicht länger zu zögern, sondern direkt aufzumachen. Nach ewigem Warten und Hin und Her ging es plötzlich ganz schnell, seitdem finden auf dem ehemaligen Schrottplatz an der Vogelsanger Straße 406 regelmäßig Partys statt.

Die neue Schallschutzmauer im Schrotty wird nachts beleuchtet.

Die neue Schallschutzmauer im Schrotty wird nachts beleuchtet.

Seit 2018 betreibt Yediyar Isik die Bickendorfer Szene-Location Schrotty. Erst gab es hier sporadisch Partys, 2019 kam die Idee, den alten Schrottplatz nochmal gründlich umzubauen. Aber dann kam die Pandemie. Wie viele andere Kulturbetreiber suchte Isik nach Ideen, wie er trotzdem etwas machen kann. Das Ergebnis waren Open-Air-Konzerte auf dem Gelände. Neben Problemen mit dem Ordnungsamt, das anfangs keine Schankerlaubnis ausstellen wollte, kamen auch Beschwerden von Anwohnerinnen und Anwohnern. Obwohl es vor den Open-Air-Veranstaltungen nie Lärmbeschwerden gegeben habe, wurde klar: Der Lärmschutz wird eines der wichtigsten Elemente beim Umbau.

Neben Lärmschutzmaßnahmen im Gebäude ist die wohl auffälligste Umsetzung der amtlichen Vorgaben eine 60 Meter lange und zehn Meter hohe Schallschutzmauer, die quasi „schwebt“, also auf nur wenigen Pfeilern steht. Die Fundamente reichen laut Isik vier bis fünf Meter in die Erde. „Auf der Baugenehmigung war das einfach nur ein roter Strich“, sagt der 46-Jährige. Es sei spannend, was aus einem roten Strich werden kann, fügt er lachend hinzu. Seit der Schrotty wieder geöffnet ist, habe es keine einzige Beschwerde gegeben. „Das ist ein Traum“, sagt Isik. Es sei eines seiner wichtigsten Anliegen gewesen, dass der Schrotty niemanden in der Nachbarschaft stört.

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Im Schrotty steht eine 50-er-Jahre Krankabine als DJ-Pult.

Im Schrotty steht eine 50er-Jahre Krankabine als DJ-Pult.

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Doch die Schallschutzmauer hat nicht nur einen praktischen Nutzen: Nachts, wenn sich der Schrotty vom unscheinbaren Schrottplatz ist eine Szene-Location verwandelt, wird die Schallschutzmauer als Projektionsfläche genutzt. Sie erstrahlt in bunten Farben und gibt dem Hof, in dem alte Autos und eine Limousine als „Chill-Out-Inseln“ für Partygäste stehen, ein ganz anderes Flair als tagsüber. „Dann erkennt man es nicht mehr wieder.“ Auch in den Innenräumen hat sich einiges getan: Die beiden Clubräume, die bespielt werden, sehen derzeit noch recht schlicht aus. Highlights sind die DJ-Pulte, ein alter Mini und eine Krankabine aus den 50er Jahren. Aber nach und nach soll noch mehr Schrott zurückkehren. „Da wir der älteste Schrottplatz in Köln waren, haben wir noch jede Menge Schrott im Lager. Rückleuchten, Stoßstangen, Autositze, alles Mögliche.“ Das Wichtigste: Der Schrottplatzcharakter soll erhalten bleiben. „Dieser Ort ist ja kein 08/15-Club – sondern der Schrotty.“

Auch im Außenbereich wird sich noch einiges verändern: Isik plant hier einen Biergarten mit viel Grün, der im kommenden Sommer eröffnen soll. Im Schrotty sollen ab diesem Herbst auch wieder Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden. Sogar ein Weihnachtsmarkt ist geplant, da könnte es dann Singen unterm Schrottauto statt unterm Tannenbaum geben. Die Szene-Location möchte kulturelle Anlaufstelle für alle Kölnerinnen und Kölner sein. Der Schrotty sei „die letzte Bastion von Ehrenfeld“, mit dem Bau von „sterilen Wohnsiedlungen“ sei schon vieles kaputt gemacht worden. „Eine Mischsiedlung ist immer am besten“, sagt Isik.

Genau das ist es auch, was ihn bei der Frage, ob der Schrotty sein letztes Projekt sein wird, zögern lässt. Isik hat schon die Essigfabrik umgebaut, die Papierfabrik und den Sensor Club. Solche Bauprojekte sind nervenaufreibend, sagt er. „Der Schrotty ist mein Baby, aber es ist auch mein letztes… fast letztes Projekt.“ Er wolle noch nichts verraten, aber, „wenn man eine tolle Möglichkeit sieht, ist es schwer Nein zu sagen“. Vorerst jedoch gilt seine ganze Konzentration dem Schrotty.

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