Kölner SchlüsseldienstWie sich die erste Chefin in der Männerbranche behauptet

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Katharina Guett

  • Diese Frau hat wahrlich eine Schlüsselposition: Katharina Guett ist Chefin des Kölner Unternehmens Guett-Dern.
  • Mit einem Eisenwarenladen mit Schlüsselanfertigung und Schlüsseldienst in der Rochusstraße in Bickendorf fing alles an.
  • Wir haben mit Katharina Guett darüber geredet, welche Rolle Schlüssel in der heutigen Zeit überhaupt noch spielen und wie sie als Frau in der durchaus schwierigen Welt der Schlüsseldienste zurecht kommt.

Köln – Auf den alten Fotos sitzt Katharina Guetts Vater Manfred in dem kleinen Laden in der Bickendorfer Rochusstraße vor einem Regal mit vielen kleinen Schubladen, vielen Schlüsseln und einer großen Kasse. Er sieht sehr stolz aus. Die Gerätschaft und das Regal hat Katharina Guett aufgehoben und damit eine Mini-Museumsecke in der hochmodernen Zentrale des „Fachbetriebs für Sicherheit Guett-Dern“ in der Bickendorfer Biesterfeldstraße eingerichtet. „Das wollte ich unbedingt aufbewahren, das ist unsere Geschichte“, sagt Katharina Guett (43).

Schlüssel kann man sich hier immer noch anfertigen lassen – allerdings ist die Theke verschwindend klein im Vergleich zum anderen Angebot. Sicherheitsschlösser für Türen und Fenster, Alarm- und Brandschutzanlagen, Smart-Home-Zubehör – angeordnet wie in einer Kunstgalerie.

Guett historisch

Vater Manfred Guett im Laden in der Rochusstraße

„Wir wollen die Branche aus der Schmuddelecke herausholen“, sagt Katharina Guett. Einige Schwarze Schafe, die die Notlage von Menschen ausnutzen, um horrende Preise zu verlangen, hätten viel Schaden angerichtet. Auch wenn ihre alteingesessene, 1905 gegründete Firma das selbst kaum zu spüren bekommen habe.

Schlüsseldienst-Chefin stößt auch auf Vorurteile

Die studierte Betriebswissenschaftlerin hat den Betrieb – Guett „gesprochen wie geschrieben“ und von den „Derns“ im Namen gibt es niemanden mehr – 2010 von ihrem heute 74-jährigen Vater übernommen. Die Belegschaft habe die erste Chefin herzlich aufgenommen. Man kannte sie ja von Kindheit an. Wenn dann doch einmal Zweifel und Vorurteile aufkommen? „Dem begegne ich mit Gelassenheit. Und Authentizität ist wichtig.“

Und auch Humor. Sie selbst ist in Lebensgröße auf einem Werbebanner vor dem Eingang abgebildet. „Ich habe hier den härtesten Job, ich stehe bei Wind und Wetter draußen“, lacht sie mit einem Augenzwinkern. Es gibt ein Sommer- und ein Winteroutfit. Auf ihren Wunsch – da lacht sie wieder – grinst auch ein gutgebauter, nackter „Duschmann“ auf einer Werbung für Dusch-Sicherheitsglas, das auch im Angebot ist.

Guett Großansicht

Katharina Guett in der hochmodernen Zentrale.

Aber eine Frau sei natürlich immer noch etwas Ungewöhnliches in der Branche. Der Vater sei 15 Jahre lang Tag und Nacht beim Notdienst mitgefahren. „Diese Erfahrung kann ich natürlich niemals aufholen. Und ich kann auch nicht sagen: So, jetzt drehst du die Schraube nach links und die nach rechts. Denn das weiß ich einfach nicht.“ Dafür weiß sie aber, wie das traditionelle Geschäft erweitert und in die Zukunft geführt werden kann, vor allem durch Digitalisierung. Dafür arbeitet Guett mit dem Fraunhofer-Institut in Paderborn zusammen, das sich auf die Digitalisierung von Arbeitsprozessen spezialisiert hat. Schon heute können Mitarbeiter vor Ort zum Beispiel VR-Brillen nutzen und sich von den Kollegen in der Zentrale bei der Problemlösung beraten lassen.

Arbeit im Schlüsseldienst ist hart 

80 Angestellte hat die Firma. Dazu gehören Glaser, Schlosser, Techniker, Wartungsspezialisten für Alarmanlagen. „Die Hauptberatung findet bei den Menschen in ihren Wohnungen statt.“ Von den 80 Mitarbeitern sind nur noch 15 im klassischen Schlüsseldienst-Außendienst mit 24 Stunden-Service. „Und das ist wirklich sehr harte Arbeit.“ Man brauche im doppelten Sinne Fingerspitzengefühl. „Man weiß nie, was sich hinter einer Tür verbirgt.“

Trösten nach einem Einbruch

Nach einem Einbruch seien die Menschen oft verzweifelt und durcheinander. „Dann muss erst einmal beruhigt werden und geklärt werden, ob die Polizei schon gerufen wurde.“ Ist die Wohnung verwüstet, müssen Mitarbeiter trösten. Es gebe tolle Momente, etwa wenn eine Mutter, die sich ausgesperrt hat, ihr Kind in der Wohnung wohlbehalten in den Arm nehmen kann. Aber es kann auch sein, dass hinter der Tür ein Toter gefunden wird.

Guett Museumseck

Die kleine Museumsecke

Der Schlüssel zur eigenen Wohnung spiele auch heute noch bei aller Digitalisierung eine große emotionale Rolle, ist die Erfahrung von Katharina Guett. Vor allem ältere Kunden kommen noch immer zur kleinen Servicetheke, um sich Schlüssel nachmachen zu lassen.

Das andere Extrem ist das völlig digitalisierte Smart Home, in dem alles elektronisch ferngesteuert wird. „Davor braucht man keine Angst haben. Es kommt einfach darauf an, wie man es nutzt“, sagt Guett. Es gebe da auch kleine Bausteine, die auf jeden Fall nützlich sind. Zum Beispiel den „Herdwächter“, der bei bestimmter Hitzeentwicklung und ungewöhnlicher Nicht-Bewegung im Raum den Herd ausstellt und Alarm schlägt. Doch den Schlüssel-Notdienst wird es wohl noch lange geben.

Schwarze Schafe beim Schlüsseldienst 

Um da nicht auf die berüchtigten Schwarze Schafe hereinzufallen, rät Katharina Guett, auf folgende Qualitätskriterien zu achten: Hat der Anbieter ein Ladenlokal, kommt der Mitarbeiter in seinem Privatauto oder mit einem Firmenwagen, trägt er Firmenkleidung, gibt es eine Preisschätzung vorab?

Und noch ein Ratschlag: „Die wichtigste Basis bei der Sicherheit bleibt die Mechanik. Deshalb: Die Haustür immer abschließen, nicht einfach nur zuziehen.“ Dann hat es zwar der Schlüsseldienst einfacher, aber auch der Einbrecher.

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