Seit Jahren wirkt die Rochuskapelle an zentraler Stelle in Bickendorf heruntergekommen. Die Händlergemeinschaft will die Sanierung jetzt.
Wahrzeichen in BickendorfPetition für Sanierung der Rochuskapelle gestartet

Die Rochuskapelle zwischen Venloer Straße und Rochusplatz ist ein Fixpunkt im Veedel.
Copyright: Hans-Willi Hermans
„Unglaublich, so darf ein Gotteshaus doch nicht aussehen“, befand Bürgermeister Ralph Elster (CDU). Er war einer Einladung der Bickendorfer Interessengemeinschaft (big) gefolgt und stand nun ganz nah an der Rochuskapelle, dem ältesten Gebäude und Wahrzeichen Bickendorfs. 1666 hatte Domherr Heinrich von Mering sie nach einer Pestepidemie als Hofkapelle gestiftet, im Laufe der Jahrhunderte wurde sie mehrmals umgebaut und restauriert. Heute wirkt das kleine Gotteshaus ganz schön heruntergekommen: Die Farben der Fassade sind verblasst, der Putz bröckelt, die Wände sind mit Graffiti beschmiert und werden häufig angepinkelt.
Online-Petition will Sanierung der Rochuskapelle in Köln-Bickendorf beschleunigen
Ein Zustand, den die „big“, ein Zusammenschluss von lokalen Unternehmern, denen auch die Lebensqualität im Veedel am Herzen liegt, nicht länger hinnehmen will. „Wir haben Ende Juni eine Online-Petition gestartet, absichtlich unter der aufrüttelnden Überschrift ‚Rochuskapelle retten – jetzt handeln‘. Damit endlich was passiert“, erklärte ihr Vorsitzender Peter Bruckmann den Bürgern und Politikern, die sich an der denkmalgeschützten Kapelle versammelt hatten. Seit rund zehn Jahren sei man deshalb im Gespräch mit der Katholischen Kirchengemeinde Zu den Heiligen Rochus, Dreikönigen und Bartholomäus, der das Gebäude gehört. 2016 habe der damalige Pfarrer Klaus Kugler in einem Interview mit dem big Magazin versichert: „Wir sind am Ball.“

Lokalpolitiker der SPD und der CDU unterstützen die Petition.
Copyright: Hans-Willi Hermans
Zwar hatte die Gemeinde zuletzt einige Großprojekte vor der Brust, etwa den Bau des neuen Gemeindezentrums, den Umbau von St. Bartholomäus zur Grabeskirche, oder den Neubau der Kindertagesstätte in der Bodenheimer Straße. Dennoch sollte sie nach Ansicht der „big“ nun endlich ihr Aushängeschild an Bickendorfs zentralem, belebten Platz in Angriff nehmen. „Daran muss man natürlich auch die Stadt beteiligen, das kann etwas länger dauern“, so Bruckmann.
Trotz Einladung war kein Vertreter der Kirchengemeinde zu dem Treffen erschienen. Auf Nachfrage bestätigt Christoph Niering vom Kirchenvorstand aber, dass derzeit mit der Verwaltung über die künftige Gestaltung und Nutzung der Rochuskapelle und ihrer unmittelbaren Umgebung geredet werde: „Diese Gespräche dauern schon seit längerer Zeit an; jedoch gibt es aufgrund der Beteiligung von rund einem halben Dutzend städtischer Abteilungen erhebliche zeitliche Verzögerungen.“ Niering stellt klar, dass „die schleppenden Umsetzungsprozesse auf Seiten der Stadt Köln“ nicht im Sinne des Kirchenvorstands sind: „Selbst das von unserer Pfarrgemeinde im letzten Jahr mit der Bitte um Unterstützung an die Oberbürgermeisterin gerichtete Schreiben hat den Fortgang der Angelegenheit nicht beschleunigt.“
Gemeinde möchte Areal um die Kapelle an die Stadt Köln verkaufen
Laut Christoph Niering ist bereits ein Architekt mit der Planung der Baumaßnahme beauftragt, auch verfüge die Pfarrgemeinde „nach derzeitigem Planungstand über die finanziellen Mittel, die erforderliche grundlegende Sanierung der Rochuskapelle umzusetzen.“ An der Rochuskapelle sagten mehrere Personen, es stehe eine Summe zwischen 20.000 und 40.000 Euro im Raum. Diese Zahlen mochte Niering allerdings nicht bestätigen.
Kompliziert ist das Sanierungsvorhaben auch, weil die Flächen um die Kapelle herum der Kirchengemeinde gehören. Sie hat sie für die öffentliche Nutzung freigegeben, würde sie aber, so Bruckmann, gern an die Stadt verkaufen. Vermutlich, weil sie dann nicht mehr für Ordnung und Sicherheit auf dem belebten Gelände zuständig wäre. Eine mögliche Alternative, so Christoph Niering, wäre aber „eine Umgrenzung der Kapelle mit einer dem Denkmal angemessenen Zaunanlage und einer Entsiegelung der umzäunten Fläche“.
Dann wäre zu prüfen, ob diese Veränderungen mit den Plänen zur Umgestaltung des Rochusplatzes vereinbar sind, die 2026 beginnen soll. Außerdem haben die Künstler für Bickendorf aus Sicherheitsgründen ein Konzept zur Verlegung des Rad- und Fußwegs entlang der Venloer Straße auf die andere Seite der Rochuskapelle vorgelegt. Sollte es weiterverfolgt werden, hätte es möglicherweise Einfluss auf die Umgebung der Kapelle. Ebenso wie die schon beschlossene Einrichtung eines Kreisverkehrs an der Einmündung der Wilhelm-Mauser-Straße in die Venloer Straße.
Viel Diskussionsstoff also, Bezirksvertreter Udo Hanselmann (SPD), schlug die Gründung eines Initiativkreises vor, in dem sich Vertreter der Ämter, der Kirche, der „big“ und weitere engagierte Bürger treffen, um über die Entwicklung eines Sanierungs- und Nutzungskonzepts zu reden. Andere sprachen sich gleich für die Gründung eines Fördervereins aus, und eine junge Frau riet zu einem niedrigschwelligen Runden Tisch, um möglichst viele Anwohner einzubinden. Da muss einiges sortiert werden, die Petition, der sich bislang knapp 600 Bürger angeschlossen haben, läuft bis Ende Dezember.
www.openpetition.de/petition/online/rochuskapelle-retten-jetzt-handeln