Sarg verwechseltDie falsche Tote eingeäschert

Aus ungeklärter Ursache verschwindet im März eine Urne aus dem städtischen Krematorium am Westfriedhof.
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Vogelsang – Es ist der schlimmste Fehler, der einer Friedhofsverwaltung unterlaufen kann: Mitarbeiter des Krematoriums haben zwei Verstorbene verwechselt und die falsche Tote eingeäschert. In der Folge ist eine Urne unter falschem Namen bestattet worden, ein anderer Leichnam galt eine Woche lang als verschwunden.
„Das ist ein Alptraum, eine Katastrophe“, sagte der Leiter des für die Friedhöfe zuständigen Grünflächenamtes, Manfred Kaune, am Montag dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er wolle über die Bestattungsunternehmen Kontakt zu den betroffenen Familien aufnehmen, um sich „in aller Form zu entschuldigen“. Bei einem so sensiblen Vorgang wie einer Bestattung sei der Irrtum seines Mitarbeiters nicht hinnehmbar. „Wir werden die Panne genau analysieren und alles daransetzen, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholen kann“, kündigte Kaune an. Welche arbeitsrechtlichen Auswirkungen der Fehler haben wird, ließ der Amtsleiter offen.
Die Verwirrungen hatten vor einer Woche begonnen. Am Montag sollte eine verstorbene 61-jährige Kölnerin eingeäschert werden. Jedoch ließ sich ihr Sarg mit der Einlieferungs-Nummer 4532 nicht mehr finden, der am Freitag zuvor von dem Bestatter Josef Mittler in die Kühlkammer gebracht worden war. Die Familie wurde vertröstet, die Trauerfeier abgesagt.
In dem Krematorium auf dem Westfriedhof sind im vorigen Jahr 5800 Verstorbene für eine Feuerbestattung eingeäschert worden.
Die Verstorbenen werden von Bestattungsunternehmen in einfachen Särgen, die mit verbrannt werden, in einen Kühlraum gebracht. Die Särge werden mit einer vierstelligen Einlieferungsnummer versehen.
Die Mitarbeiter des Krematoriums legen in jeden Sarg einen Schamottstein, in den die Einlieferungsnummer gemeißelt ist. So lässt sich nach dem Verbrennungsprozess in einem der drei Öfen die Asche den Verstorbenen zuordnen. (adm)
Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen auf. In Betracht kamen sowohl ein Verstoß gegen das Bestattungsgesetz als auch Unterschlagung, Diebstahl oder Störung der Totenruhe. Eine vorsätzliche Straftat hatten die Ermittler allerdings ausgeschlossen. Vieles spreche für eine Verwechslung, hieß es seitens der Polizei. Nein, eine irrtümliche Einäscherung sei absolut ausgeschlossen, widersprach ein Sprecher der Stadt zunächst hartnäckig.
Die Nummern verwechselt
Es sollte eine ganze Woche dauern, bis der Vorfall aufgeklärt war. Ein Mitarbeiter des Krematoriums hatte die handschriftlich notierten Nummern verwechselt; er hatte den Sarg der 61-Jährigen anstatt des Sarges mit der Nummer 4432 in den Ofen geschoben. Warum der Mann die an den Särgen angebrachten Namenszettel nicht kontrolliert hat, vermochte der Amtsleiter nicht zu erklären. Die Asche der 61-Jährigen wurde dann in einer Urne bestattet, die für eine Verstorbene aus dem Rechtsrheinischen vorgesehen war – im Beisein der Trauergemeinde, für die es nun möglicherweise eine zweite Bestattung geben wird. Die Verwaltung will den Wünschen der Familie nachkommen.
Die Friedhofsgärtner werden die Urne mit der Asche der 61-Jährigen ausgraben. Deren Beisetzung kann nun doch wie vorgesehen in der kommenden Woche erfolgen. „Für die trauernden Angehörigen ist das alles eine Katastrophe“, sagte Bestattungsunternehmer Mittler. Er forderte „eine bessere Organisation und Dokumentation“ in dem Krematorium auf dem Westfriedhof. In einigen anderen Städten würde die Särge mit Strich-Codes für Scanner versehen; dadurch lasse sich ähnlich wie bei Fluggepäck und Paketen jederzeit der aktuelle Stand des Prozesses feststellen.