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Teile haben schon gelebtEhrenfelder Kleiderreich verkauft Second-Hand-Kostüme für Karneval

Lesezeit 4 Minuten
Eine Frau mit kurzen Haaren steht zwischen Kleiderstangen voller Kostüme.

Ehrenfelder Kleiderreich verkauft Second-Hand-Kostüme für Karneval. 

In ihrem Kostümfundus sammelt Natalia Witschke unter anderem Teile aus Theatern und Opern. Am 14. Januar startet sie einen Karnevalsverkauf.

Kleiderständer voll mit Klamotten jeden Stils und jeder Epoche. An den Wänden unzählige Ketten, Armbänder und Kopfbedeckungen. In Regalen und auf dem Boden Schuhe in allen Farben und Formen – Für Kostümbegeisterte dürfte das Kleiderreich in Ehrenfeld einem Schlaraffenland gleichen.

Die Stylistin Natalia Witschke sammelt dort seit 2009 Teile aus Produktionen, Theatern und Opern sowie selbst zusammengesuchte Vintage-Stücke. „Alles, was hier ist, hat einen Kreislauf hinter sich“, sagt sie, „die Teile haben schon gelebt“.

Diese Teile aus ihrem Kostümfundus am Maarweg 143 verleiht Witschke – an Stylistinnen, Kostümbildende, Fotografen und nach Absprache an Privatkundinnen und -kunden. Vorne hat Witschke zudem eine Boutique, in der Teile ausgehängt sind, die zum Verkauf stehen. Das ist hauptsächlich Kleidung, die auch in einem Second-Hand-Laden hängen könnte.

Köln-Ehrenfeld: Kleiderreich sammelt Theaterkostüme und Vintage-Teile

„Ich habe so viele tolle Sachen über die Jahre angesammelt, da muss ich mich immer mal wieder von Dingen trennen“, erzählt Witschke, „und das sind eben die Sachen in der Boutique, wo jede und jeder hinkommen kann“. Das dahinterliegende zweistöckige Lager, in dem die wahren Schätze hängen, ist normalerweise nicht einfach so zugänglich – bis jetzt.

Das große Lager des Ehrenfelder Kleiderreichs.

Das große Lager des Ehrenfelder Kleiderreichs.

Denn Natalia Witschke wird dort ab dem 14. Januar bis zum Ende der Session eine Karnevals-Boutique eröffnen. Dienstags bis freitags von 11 bis 19 Uhr sowie samstags von 11 bis 17 Uhr können dann alle Jecken dort für ihr Karnevalskostüm shoppen. „Es wird natürlich nicht sein, wie beispielsweise bei Deiters, wo man sich ein spezifisches Kostüm kaufen kann“, erklärt Witschke. Stattdessen könne man bei ihr frei und kreativ werden, indem man sich Teile zusammen stellt und damit ein Kostüm ausdenkt, oder eben einfach bunt loszieht.

„Ich denke, die Intention hier ist eine andere“, überlegt Witschke, „es geht weniger darum, konkrete Kostüme zu finden und mehr darum sich von Klamotten und Accessoires inspirieren zu lassen“. Das Zusammenstellen, so denkt sie, würde immerhin am meisten Spaß machen.

Im Kleiderreich können ab 14. Januar Second-Hand-Kostüme gekauft werden

Preislich würden sich ihre Teile auf einem Spektrum von, bis bewegen. Da es gebrauchte Teile sind, sind sie im Schnitt nicht allzu teuer, aber bei besonderen, handgemachten Teilen möchte Witschke auch einen entsprechenden Preis anlegen. „Ich möchte niemanden abziehen“, sagt sie, „die Preise sollen einfach für jedes einzelne Teil angemessen sein, nicht mehr nicht weniger“.

Witschke selbst liebe Kostüme, in denen Menschen ganz anders aussehen als im Alltag, wenn Leute richtig Quatsch mit ihrem Kostüm machen. „Ich glaube, wenn man schon beim Kostüm zusammenstellen Freude hatte, fühlt man sich dann auch beim Feiern am wohlsten“, ist die Stylistin überzeugt, „und dazu ist es noch nachhaltig“.

Ein Kostüm aus dem Kleiderreich in Ehrenfeld.

So könnte ein Kostüm aus dem Kleiderreich aussehen.

Nachhaltigkeit besteht für Witschke vor allem darin, etwas zu verwenden, das es schon gibt und nicht für den Zweck neu produziert worden ist. „Es gibt ganz viele tolle Teile, die mit ein bisschen Kreativität umgewandelt werden können“, sagt Witschke, „und wenn sie vorher schon gelebt haben, ist es auch nicht schlimm, wenn sie dann beispielsweise nur für einen Karneval verwendet werden“.

Kleiderreich in Ehrenfeld: „Nachhaltigkeit besteht darin Teile zu verwenden, die es schon gibt“

Trotzdem denkt sie, dass sie auch Teile im Kleiderreich hat, die als Kostüm verwendet und im Nachhinein im Alltag weitergetragen werden können. So beispielsweise, wenn man eine Jahreszeit als Motto fürs Kostüm nimmt. „Klamotten aus den 80ern zum Beispiel kann man doch auch super anders gestyled im Alltag tragen“, denkt sie. Jahreszeiten-Kostüme seien ihrer Meinung nach immer im Trend – vor allem die Golden 20’s.

Ansonsten würden immer Old-School-Kostüme wie Pirat, Gladiator und Vampir gehen. Mittlerweile seien außerdem sehr häufig Blockbuster des Jahres Vorlagen für Kostüme. Die letzte Session sei beispielsweise Barbie ein riesen Trend gewesen. Jetzt könne sich Witschke deshalb gut Wicked als Vorlage vorstellen. „Hexen. Es wird ganz viele Hexen geben, denke ich“, so Witschke, „das kann man doch ganz wundervoll machen, mit ausgefranstem Rock und wallenden Ärmeln“.