In einer Projektarbeit haben Kölner Schülerinnen und Schüler Figuren für einen Karnevalswagen gebaut.
Berufskolleg Köln-EhrenfeldJugendliche bauen Karnevalsfiguren gegen Fachkräftemangel

Mit ihren selbstgebauten Figuren wollen die Schülerinnen und Schüler des Berufskollegs Ehrenfeld auf den Fachkräftemangel aufmerksam machen.
Copyright: Uwe Weiser
Riesige Würstchen, ein XXL-Martini-Glas und ein überdimensionaler Schnuller: Die Kunstwerke der Schüler und Schülerinnen des Berufskollegs Ehrenfeld sind so groß, dass sie kaum durch die Türen der Schule passen. Entstanden sind sie im „Kult-Shop“-Workshop des gemeinnützigen Unternehmens „Kult-Crossing“. In diesem Rahmen durften die Jugendlichen Figuren für Karnevalswagen nach ihren eigenen Vorstellungen bauen.
Alles nur ein großer Spaß? Keineswegs. Denn dahinter steckt ein ernstes Anliegen: Die Schüler und Schülerinnen wollen mit ihren Figuren auf den Fachkräftemangel in Deutschland aufmerksam machen. Zum Einsatz kommen die Werke bei den kommenden Schull- und Veedelszöch, sie symbolisieren die Ausbildungsberufe, die am Berufskolleg Ehrenfeld gelehrt werden.
Mehr Anerkennung für soziale Berufe
Der Schüler Dustin Tampier (19) freut sich über das Projekt: „Das ist eine coole Idee, ich bin eh affin für Karneval.“ Außerdem könne der Job des angehenden Kinderpflegers so vielleicht mehr Anerkennung erhalten: „Man kriegt in unserem Beruf nicht viel Geld. Es ist vielleicht kein Knochenjob wie im Handwerk, aber es ist anspruchsvoll für die Psyche, man hat viel Verantwortung.“
Der Fachkräftemangel sei in vielen Branchen eklatant, so auch in seiner. Diese Erfahrung hat auch Mitschüler Tomasz Spiewak (20) gemacht: „Bei einem Praktikum musste ich mehrere Stunden allein auf eine kleinere Gruppe Kinder aufpassen, weil nicht genug ausgebildetes Personal da war.“ Etwas, das eigentlich unerlaubt sei. Mit dem Karnevalswagen möchte er Werbung für seine Branche machen.
Fünf Monate Arbeit stecken in den Figuren
Um die Figuren zu planen und zu bauen, trafen sich die Schüler bereits vor fünf Monaten. In einer Projektwoche entstand das Motto „Fachkräftemangel – mer sind ald op dem Wääch!“. Gemeinsam mit dem Künstler und professionellen Wagenbauer Werner Blum bauten sie schließlich die Figuren. Neben den sozialen Berufen (Erzieher, Kinderpfleger, Sozialassistent) sind auch Berufe der Gastronomie vertreten (darunter Koch, Konditor und Bäcker) – in die Figuren sind die Ideen aller Schüler und Schülerinnen eingeflossen.
Als Belohnung für die harte Arbeit winkt der Besuch der Kölner Wagenbauhallen am Maarweg, die Kölnische KG von 1945 spendet außerdem Karten für die „Familjesitzung“, zu der die Schüler und Schülerinnen kommen dürfen. Finanziert wurde das Projekt vom Großen Senat als Hauptsponsor.
Lehrerin Lönhardt: „Stolz auf meine Klassen“
Das Projekt habe auch eine integrative Wirkung, sagt Lehrerin Rebecca Lönhardt. Sie leitete die Klassen an, unterrichtet unter anderem eine internationale Förderklasse mit Schülern und Schülerinnen aus verschiedenen Kulturkreisen: „Sie saßen am 11.11. schockiert in der Schule und wussten nicht, was los ist.“ Durch das Projekt sei ihnen die kölsche Kultur jetzt etwas näher. „Ich bin sehr stolz auf meine Klassen, wie offen sie sind. Die meisten laufen sogar beim Umzug mit. Und das, obwohl am Karnevalswochenende Ramadan ist.“
Schulleiter Johannes Segerath beobachtet all das mit Freude. „Ich habe großen Respekt für alle Beteiligten, das war sehr herausfordernd.“ Er hofft, dass der Wunsch nach mehr Anerkennung nun auch wahrgenommen wird. Denn obwohl Fachkräfte dringend benötigt seien, würden die Kölner Schulen unter finanziellen Kürzungen leiden: „So bunt und engagiert wie der Karneval sind auch unsere Schülerinnen und Schüler bereit, die Zukunft der Stadt Köln mitzugestalten. Liebe Stadt Köln, lass sie nicht im Regen stehen.“