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JVA in Köln-OssendorfZehn Jahre bis zur Klingelpütz-Eröffnung

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Die Landesregierung will die marode Justizvollzugsanstalt (JVA) in Ossendorf abbrechen lassen und durch einen Neubau ersetzen.

Köln – Trotz des von der Landesregierung beschlossenen Neubaus werden noch Millionenbeträge in die Sanierung der bestehenden Justizvollzugsanstalt (JVA) in Ossendorf fließen. Bis zur Eröffnung der neuen Anlage könnten zehn Jahre vergehen, sagte der stellvertretende Anstaltsleiter Wolfgang Schriever am Mittwoch dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Der „alte“ Klingelpütz wurde 1838 als modernste Strafanstalt Preußens eingeweiht. An der Straße Am Klingelpütz hatte man um ein achteckiges Verwaltungsgebäude strahlenförmig vier Flügel mit den Zellen errichtet. Es galt in Köln nicht als unbedingt rufschädigend, im „Pütz“ eingesessen zu haben. Schließlich zählten auch zahlreiche Prominente, von Erzbischof Melchers (1884) bis hin zu Boxidol Peter Müller (1967), zeitweilig zu den Gästen der „Staatspension“. Immer wieder brachten Skandale das Gefängnis ins Gerede, es gab Prügelkommandos aus Aufsehern, zudem häuften sich Ausbrüche – allein zwischen 1960 und 1968 gelang 26 schweren Jungs die Flucht.

Die Lage im Herzen der Stadt erleichterte auch die Verbindung zur Außenwelt; aus benachbarten Häusern wurden Zeichen und Winksignale gegeben. Tröstende Rufe hallten nächtens immer wieder über die Mauern: „Liebchen, ich hab’ dich nicht betrogen!“ Oder: „Tünn, sach nix, ich saachen auch nix!“ Angesichts solcher Anekdoten vergaß man in Köln allzu leicht, welch traurige Rolle das Gefängnis in der NS-Zeit gespielt hatte: Hier befand sich die zentrale Hinrichtungsstätte der Sondergerichte, in der mehr als 1000 Todesurteile vollstreckt wurden. An diese Todesopfer erinnert seit 1979 ein Gedenkstein in der Parkanlage – die angelegt wurde, nachdem man den Klingelpütz 1969 abgerissen hatte. (cd)

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Einige Arbeiten in dem 45 Jahre alten Komplex duldeten jedoch keinen Aufschub mehr. Es gehe vorrangig darum, den Brandschutz zu verbessern. Gemeinsam mit der Feuerwehr sei eine Aufgabenliste erstellt worden, so Schriever. Neue Brandschutztüren seien darauf ebenso zu finden wie der Einbau von Entrauchungsanlagen und stärkerer Löschwasserleitungen.

Die neue JVA auf dem jetzigen Gelände wird möglicherweise dreigeschossige Gefangenentrakte haben. Die Gebäude sollen von den angrenzenden Wohngebieten etwas weiter entfernt stehen als bisher. Insgesamt werde es weniger Haftplätze geben.

Derzeit sind im Klingelpütz Männer und Frauen untergebracht. Eine Kostenberechnung gebe es in dem „sehr frühen Stadium der Planung“ noch nicht, heißt es beim Baubetrieb des Landes. Angesichts der Erfahrungen anderer Vollzugsanstalten ist davon auszugehen, dass das Land in Ossendorf weit über 200 Millionen Euro investieren wird. (adm)