Kölner VerkehrsversuchVenloer Straße soll nun 2022 zur Einbahnstraße werden

Lesezeit 3 Minuten
Venloer Einbahnstraße pixel

Abbiegende Autos und Radler: Viel Konfliktpotenzial auf der Venloer Straße

Köln-Ehrenfeld – Zur Venloer Straße fällt Verkehrsteilnehmern kaum etwas Positives ein. Etliche, die hier mit dem Rad fahren, sprechen von „Lebensgefahr“. Autofahrerinnen und Autofahrer schimpfen über die fehlende Aufmerksamkeit aller anderen. Und wer zu Fuß unterwegs sein muss, fühlt sich vollends unter die Räder gekommen. Das soll einmal besser werden.

Kernstück der Lösung soll eine Einbahnstraßenregelung sein. Voraussichtlich ab dem Frühjahr wird das Stück zwischen Gürtel und Innerer Kanalstraße für Autos nur in eine Richtung befahrbar. Zunächst als Versuch für ein Jahr. Die Bezirksvertretung Ehrenfeld hat dazu jetzt ihr Einverständnis gegeben. Kommende Woche dürfte der Verkehrsausschuss des Rates ebenfalls zustimmen. Von der Beschlussfassung bis zur Umsetzung der ersten Maßnahmen wird es laut Verwaltung drei bis sechs Monate dauern. 

Tempolimit 20 Stundenkilometer

Erste Maßnahme wird sein, das Tempolimit auf 20 Kilometer pro Stunde zu senken. Es soll dann für alle gelten. Die Einrichtung der Einbahnstraße – vom Gürtel aus in Fahrtrichtung Innenstadt – soll erst erfolgen, wenn die Sanierungsarbeiten auf der parallel verlaufenden Vogelsanger Straße abgeschlossen sind. Laut Vorlage der Verwaltung soll das spätestens Mitte 2022 sein. Möglicherweise geht es schneller, denn immerhin wurde die wochenlange Sperrung der Straße an der Inneren Kanalstraße jetzt aufgehoben. Die Sanierung der Fahrbahn ist somit weitestgehend erledigt.

Es folgen aber noch weitere Baumpflanzungen im Frühjahr. Eine weitere wichtige Voraussetzung ist, dass die Bezirksregierung Köln der von der Stadt beantragten Abstufung der Straße von der Bundesstraße (B59) zur Gemeindestraße zustimmt. Keine Mehrheit fand übrigens der Vorschlag der FDP-Fraktion, statt einer Einbahnstraße eine Fahrradstraße einzurichten. Ebenfalls kurzfristig sollen Ladezonen besser markiert werden. Ein großes Problem ist nämlich, dass die schon jetzt als Ladezonen ausgewiesenen Bereiche entweder mit Personenwagen widerrechtlich zugeparkt sind oder von Last- und Lieferwagenfahrerinnen oder -fahrern nicht beachtet werden. Fahrzeuge, die zum Be- und Entladen mitten auf der Fahrbahn oder auf den Fahrradstreifen halten, bilden eine der großen Gefahrenquellen.

Bevölkerung soll Erfahrungen einbringen

Teil des – bis auf die Einbahnstraßenregelung – einstimmig gefassten Beschlusses ist außerdem, dass die Öffentlichkeit vor Beginn des Versuchszeitraumes über das, was kommt, informiert wird. Entsprechende Flyer bekommt, wer im betroffenen Bereich wohnt oder ein Geschäft betreibt.

Die Bevölkerung ist aufgerufen, ihre Erfahrungen und Beurteilungen mitzuteilen. Es wird außerdem Befragungen geben. Hendrik Colmer vom Amt für Straßen- und Verkehrsentwicklung erklärte in der Bezirksvertretung: „Die Auswertung der Erfahrungen während des Versuchs wird nicht erst ganz am Ende gemacht, sondern wird begleitend erfolgen.“

„Das ist erst der Anfang“

Besonders im Fokus werden die Auswirkungen des Versuchs auf den Kraftverkehr stehen und wie er sich auf die Seitenstraßen verteilen wird. Von großer Bedeutung wird auch sein, wie die Menschen die Regelungen aufnehmen werden. Grünen Bezirksvertreterin Bettina Tull zeigte sich erwartungsvoll: „Wir begrüßen den Versuch sehr, doch uns ist klar, dass dies erst der Anfang ist.“ Zu einem späteren Zeitpunkt müsse der Abschnitt zwischen Gürtel und Äußerer Kanalstraße ebenfalls neu geregelt werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Den Eindruck, dass die Verkehrsbelastung hier besonders hoch ist, belegen Zahlen. Täglich bewegen sich zwischen Innerer Kanalstraße und Gürteln rund 10 000 Autos, 8000 Fahrräder sowie eine ungezählte Menge an Fußgängerinnen und Fußgängern. Der Ruf nach Verbesserungen ist alt. Immer wieder wurde dabei auch ein Einbahnstraßenverkehr in die Diskussion eingebracht. Neben Einwänden von Geschäftsleuten war es stets der Hinweis, dass die Venloer Straße eine Bundesstraße ist, die den Vorschlag bislang scheitern ließ.

Eine Verkehrssimulation im Rahmen der Voruntersuchungen zur Venloer Straße prognostiziert, dass der Autoverkehr um 60 Prozent abnehmen wird. Die Hauptverkehrsströme würden sich auf die Vogelsanger- und die Weinsbergstraße verlagern. Jedoch werde auch der Verkehr in den Straßen zwischen Venloer- und Vogelsanger Straße zunehmen. 

KStA abonnieren