Gebäude sind marode, Plätze fehlen: Die Stadt will jetzt einen weiteren Standort schaffen für Förderschulen im Bereich Geistige Entwicklung.
70 Anmeldungen zu vielReker macht Hoffnung auf weiteren Förderschul-Standort

Platzmangel und Leerstand: Die Sanierung der Förderschule Geistige Entwicklung Redwitzstraße soll möglichst in den nächsten fünf Jahren angegangen werden.
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Einen Hilferuf hatte die Schulpflegschaft der Förderschule für Geistige Entwicklung (GE) am Kolkrabenweg formuliert: Die Zahl der Anmeldungen steigt, der Platz wird knapp, ein Teil der Kinder und Jugendlichen muss deshalb an einer Schule in Weiden unterrichtet werden. Hinzu kommt eine Schadstoffbelastung, die große Teile des eigenen Schulgebäudes unbenutzbar macht. Viel zu viel Stress für eine extrem vulnerable Gruppe, denn die Schüler leiden häufig unter komplexen Mehrfachbehinderungen. Kürzlich besuchte Oberbürgermeisterin Henriette Reker, eine der Adressatinnen des Hilferufs, die Förderschule, um sich persönlich ein Bild von der Lage zu machen.

Außenansicht der Schule Kolkrabenweg mit dem Förderschwerpunkt 'Geistige Entwicklung'
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„Bei meinem Besuch habe ich gesehen, was die Schulgemeinschaft dort täglich leistet, das hat mich sehr beeindruckt“, sagte Reker in einem Statement nach dem Besuch. Die Verteilung der Schüler auf derzeit drei Standorte stelle eine große Herausforderung dar: „Diese Situation zu verbessern, liegt mir am Herzen und ich weiß, dass die zuständigen Dezernate daran mit großem Engagement arbeiten.“ Sie traf vor Ort auch die Schulpflegschaftsvorsitzende Cristina Tettamanzi, bei der das Gespräch mit der OB einen „positiven Eindruck“ hinterließ: „Sie hat sehr aufmerksam zugehört, und ich denke, dass sie das Thema nun intern, innerhalb der Verwaltung, ansprechen wird.“
70 Anmeldungen zu viel - Weiterer Standort geplant
Vor allem habe die Oberbürgermeisterin konkrete Verbesserungen in Form zusätzlicher Schulplätze angekündigt. Denn für das kommende Schuljahr wird von einem Überhang von 70 Anmeldungen gerechnet, die von den Kapazitäten her an den stadtweit vier Förderschulen GE nicht aufgenommen werden könnten, wenn alles beim Alten bliebe. Um allen Kindern mit diesem Förderbedarf einen Schulplatz anbieten zu können, so eine Sprecherin der Stadt, werde ein Standort eingerichtet, den die beiden rechtsrheinischen Förderschulen Auf dem Sandberg und Sportplatzstraße (Pestalozzi-Schule) sowie die linksrheinische am Kolkrabenweg gemeinsam nutzen sollen. „Parallel prüft die Verwaltung einen zusätzlichen Standort zur Neugründung einer Förderschule, die in Zukunft die Situation im Bereich Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung verbessern soll.“
Grundschule im Görlinger-Zentrum soll schnell fertig werden
Wo genau diese beiden Standorte liegen, könne „aufgrund laufender Vertragsverhandlungen“ derzeit noch nicht gesagt werden. Nach dem Eindruck von Cristina Tettamanzi ist es auch möglich, dass „eine bestehende Schule“ zur Förderschule umgewidmet wird. Eine gute Nachricht für die Förderschule am Kolkrabenweg kam auch aus der Bezirksvertretung Ehrenfeld (BV): Als dort über das Maßnahmenpaket für Schulbauprojekte diskutiert wurde, forderte die BV auf Antrag der Grünen-Fraktion einstimmig, die Verwaltung solle alles tun, damit der Neubau der Grundschule Kunterbunt im Görlinger-Zentrum „zum Schuljahresbeginn 2028/29“ fertig gestellt ist. Dann könnte die Förderschule das benachbarte Gebäude am Kolkrabenweg, in dem die Grundschule Kunterbunt seit 2017 untergebracht ist, rechtzeitig übernehmen. Denn das Aufbau-Gymnasium in Weiden, wo momentan einige Klassen der Förderschule unterrichtet werden, braucht seine Räume ab dem Schuljahr 2028/29 selbst.
Mit gemischten Gefühlen nimmt man das Vorhaben, im kommenden Schuljahr als Direktmaßnahme einen gemeinsamen Standort für Klassen mehrerer Förderschulen GE einzurichten, an der Förderschule Redwitzstraße in Sülz auf. Denn sie ist als einzige Förderschule GE von der Nutzung ausgeschlossen. „An der Förderschule Redwitzstraße können die Kinder im Raumbestand versorgt werden. An den anderen drei Standorten ist dies nicht möglich“, begründet die Sprecherin der Stadt diese Entscheidung.
Sanierungsbedarf besteht an der Förderschule in Köln-Sülz
Dabei hatte die Elternpflegschaftsvorsitzende der Schule, Stefanie Lippelt, unlängst ebenfalls einen Appell formuliert, in dem es um „große Platznot und Enge“ geht. An die Mitglieder des Schulausschusses schreibt sie, an der Redwitzstraße mangele es an Fach- und Differenzierungsräumen, an einem großen Versammlungsraum und an Toiletten. Auch seien die bestehenden Klassenräume, die Mensa und der Schulhof zu klein für die aktuelle Zahl der Schüler. Gleichzeitig stehe ein ganzer Trakt wegen baulicher Mängel leer. Sie fordert, dieser Gebäudeteil müsse „zeitnah“ saniert werden.
Eine Sprecherin der Stadt sagte dazu, derzeit werde geprüft, ob dieser dreigeschossige Gebäudetrakt A „mit zwei Fach- und sechs Nebenräumen sowie einer WC-Anlage“ abgebrochen und neu gebaut werden muss. Auch eine Instandsetzung der Trakte B, C und D sei bereits in die Liste der Schulbaumaßnahmen aufgenommen und mit Prioritätsstufe A – immerhin die zweithöchste – versehen worden: „Aus schulfachlicher Sicht ist eine Fertigstellung innerhalb der nächsten fünf Jahre erforderlich.“