Das Belvedere-Wäldchen ist nach dem Schwammstadt-Prinzip umgestaltet worden – für ein besseres Mikroklima und um Überhitzung zu reduzieren.
Fläche entsiegeltUmgestaltung des Belvedere-Wäldchens verbessert Mikroklima in Vogelsang

Schnell geplant, schnell umgesetzt: Dirk Lenzner, Roland Schüler, Anton Bausinger (v. l.) und sein Hund Lucy im „Belvedere-Wäldchen“.
Copyright: Hans-Willi Hermans
Anton Bausinger ist sichtlich zufrieden: „Sieht doch alles schon sehr grün aus“, sagt der Eigentümer des Triotop-Geländes. „Wir hatten Glück mit dem Wetter, es hat viel geregnet.“ In der nordwestlichen Ecke des Gewerbe- und Landschaftsparks, gleich neben der Belvedere-Brücke, konnte noch vor dem Beginn der Sommerferien ein kleiner Park eingeweiht werden, mit neun einheimischen Bäumen wie Eiche, Ahorn und Erle. Demnächst kommen Tulpen, Anemonen und Krokusse hinzu, aber es summt jetzt schon recht ordentlich: 25 unterschiedliche Staudengewächse wurden ebenfalls angepflanzt, zumeist sind sie insektenfreundlich.
Zunächst mussten die neuen Pflanzen noch gegossen werden, bald soll das aber komplett überflüssig werden. Die hier ansässige Firma Friedrich Wassermann GmbH & Co. KG., deren Geschäftsführender Gesellschafter Anton Bausinger ist, hat auf eigene Initiative die rund 390 Quadratmeter große Fläche entsiegeln lassen und probiert darauf das Schwammstadt-Konzept aus. So wurde unterhalb der kleinen Park-Anlage eine Rigole angelegt, die das Regenwasser speichert: „Es fließt jetzt nicht mehr in den Kanal, sondern wässert die Pflanzen vor Ort“, erklärt Bausinger.
Schwammstadt-Konzept gegen Überhitzung der Stadt
„Damit leisten wir auch einen Beitrag gegen die Überhitzung der Stadt, hier entsteht Schatten, das Wasser kann verdunsten und trägt zur Kühlung bei, das Mikroklima verbessert sich“, ergänzt Dirk Lenzner, Architekt der Firma Wassermann. Natürlich hätte man die Fläche auch bebauen können, aber das Triotop-Motto lautet „Work. Create. Enjoy“, und um dem letzten der drei Schlagworte – „Spaß haben“ – gerecht zu werden, wurden bei der Bebauung des Gewerbeparks von Anfang an in allen vier Ecken Aufenthaltsbereiche für die Mitarbeiter der verschiedenen Unternehmen geschaffen.
Bis vor wenigen Monaten befand sich an der Brücke, die über die Bahntrasse und die Militärringstraße hinweg zum Landschaftspark Belvedere im Bezirk Lindenthal führt, noch der „Belvedere Platz“ mit sechs Bäumen. Von denen waren aber zwei eingegangen, einen dritten hatten Unbekannte gefällt. Außerdem war der Untergrund teils gepflastert oder zumindest so hochverdichtet, dass kein Regenwasser versickern konnte.
Also entschloss sich das Unternehmen, den Platz nach dem Schwammstadt-Prinzip zu erneuern, das bei der Anlage des Triotops vor 20 Jahren und bei der Eröffnung der Belvedere-Brücke vor 15 Jahren noch kein Thema war. Dafür wurde der niederländische Landschaftsarchitekt Taco de Marie engagiert, der den Charakter des Landschaftsparks auf der anderen Seite der Brücke mit einem geschwungenen und mit Holzhäckseln belegten Weg durch das neue „Wäldchen“ diesseits des Übergangs aufgriff.
Den sollen nun vor allem Fußgänger nutzen, während die Radfahrer, die aus Lindenthal kommen und die Brücke überqueren – darunter die Kinder und Jugendlichen, die Schulen im Triotop besuchen – bequem außen herumfahren können. Eine Anlage, die auch Roland Schüler, Gründungsmitglied des Freundes- und Förderkreises Landschaftspark Belvedere, begeistert. „Vor allem wundert es mich, dass das Schwammstadt-Modell von Privatleuten in ein paar Monaten geplant und umgesetzt wird. Die Verwaltung braucht Jahre dafür.“