Ein Treffpunkt für die Braunsfelder
Braunsfeld – Zeitungen, Tabak und Zigaretten suchen Besucher im Köski Royal vergeblich: Das freistehende Büdchen in der Kitschburgerstraße Ecke Aachener Straße zeichnet sich durch ein etwas anderes Sortiment aus: Kissen, Kerzen, Schüsseln, Mützen, Seifen, Bücher, Brotaufstriche und Honig gibt es hier. Die blauen Bänke vor der Schiebetür zum Köski stehen zum Verkauf, es gibt Strohhalme aus Bambus und handgewebte Küchentücher, in der Bücherecke liegt ein Buch mit dem Titel „Achtsames Leben in der Stadt“ und neben Walnuss- und Apfel-Zitronen-Chutney sind Bienenwachstuch-Sets zu erwerben.
Die hohen Preise für die Verkaufsware rechtfertigt Besitzerin Charlotte Mieß-Paulssen damit, dass es handgefertigte Einzelstücke aus ökologisch nachhaltigen und fair produzierten Stoffen seien. „Außerdem setzen wir auf regionale Produkte“, sagt Mieß-Paulssen. Im Mai vergangenen Jahres hat sie ihren Kiosk mit der Schiebetür in der Kitschburgerstraße eröffnet.
Drum herum befinden sich die Bäckerei Merzenich, der Bio-Markt Temma und ein Rewe. Die Konkurrenz ist spürbar, weswegen die Büdchen-Besitzerin versucht, mit einem individuellen Angebot zu punkten: Selbstgemachten veganen Kuchen wie zum Beispiel Karottenkuchen mit Kokosraspeln gibt es für drei Euro pro Stück.
Außerdem hat das Köski Royal eine eigene Kaffeeröstung Arabica, geliefert von einer Frechener Rösterei. Kaffee aus der Siebträgermaschine ist zum Mitnehmen zu haben. „Ich wollte einfach vernünftigen Kaffee in Braunsfeld anbieten“, erläutert Mieß-Paulssen ihre Ambitionen, den Kiosk dem Vorbesitzer, der diesen aus Altersgründen abgab, abzukaufen.
Auf den Namen „Köski“ ist sie bei einer Reise in die Türkei gekommen: „«Kösk» bedeutet auf Türkisch Pavillon, die gab es nämlich früher im Palast-Garten des Sultans als Vorläufer von dem, was wir heute unter Kiosk verstehen.“ Deswegen ist das Köski Royal auch in seiner Aufmachung orientalisch angehaucht. In Zukunft will Mieß-Paulssen noch mehr Geschenkartikel anbieten, „weil es in der näheren Umgebung keinen solchen Laden gibt“, sagt sie.
Doch nicht jeder in Braunsfeld sei glücklich über das etwas andere Büdchen: „Von einem älteren Herrn musste ich mir anhören, dass dies ja vorher ein anständiger Zeitungsladen und keine solche Hippie-Bude gewesen sei“, berichtet Charlotte Mieß-Paulssen. Kritik äußert auch Sonnenstudio-Besitzer Erik Nußbaum. Dessen Sonnenstudio einer bekannten Kette, das er seit 20 Jahren führt, befindet sich direkt hinter dem Büdchen. „Durch die Bäumchen, die sie da um die Baumscheibe herum aufstellt, sieht man das Sonnenstudio nicht mehr“, beklagt Nußbaum die Patenschaft, die Mieß-Paulssen für eine Baumscheibe auf dem Platz übernommen hat. Ebenfalls verdecke die Leuchtreklame auf dem Büdchen die Sicht aufs Solarium und durch die Bänke vor dem Köski Royal, die zum Verkauf angeboten werden, werde der Weg versperrt.
Charlotte Mieß-Paulssen will sich dadurch aber nicht beirren lassen und bei den Nachbarn weiter um Verständnis für ihr Konzept werben – den Platz als Begegnungsstätte für die Braunsfelder zu etablieren, als eine Art Dorfmittelpunkt. Denn ihrer Meinung nach sehen viele Braunsfelder in ihrem Büdchen nun eine Möglichkeit, in ihrem Stadtteil Zeit zu verbringen, statt in Richtung Innenstadt wie beispielsweise ins Belgische Viertel zu fahren.
Erik Nußbaum,
Sonnenstudio-Besitzer