Einst hängten die „Roländer“ alle ab
Bickendorf – Dank der „blendenden Wechseltechnik“ errang die viermal 100-Meter-Staffel des Vereins DJK Roland West aus Köln Bickendorf schon Anfang der 1920er Jahre einen Meistertitel und überregionale Anerkennung. Dabei hatte sich der Verein erst im Jahr 1919 gegründet. Genau 100 Jahre ist das her. Sein Jubiläumsfest will er mit viel Musik im heimischen Stadtteil feiern. Der Bickendorfer Verein ist heute in erster Linie dem Breitensport verpflichtet.
Die Anfänge reichen zurück bis 2018, in die Zeit kurz nach dem Ersten Weltkrieg. In der Pfarrgemeinde St. Rochus hatte sich eine Sportabteilung gebildet, die ein Jahr später zum Verein wurde. Maßgeblich an der Gründung beteiligt war ein junger Kaplan namens Carl Rösgen. Dessen Sportbegeisterung ging so weit, dass er die Staffeln des Vereins von einem Begleitfahrzeug aus anfeuerte.
Als sich der Verein dem 1920 gegründeten katholischen Verband „Deutsche Jugend Kraft“ (DJK) anschloss, gab es die Empfehlung, auf den katholischen Namenspatron Rochus zu verzichten. Ihre schicken Trikots mit dem „R“ auf der Brust wollten die Sportler aber keinesfalls in die Altkleidersammlung stecken. So wurde aus Rochus schließlich Roland. Warum der Name des fränkischen Ritters ausgesucht wurde, ist nicht überliefert.
Die ersten Sportarten waren das damals sehr beliebte Schlagballspiel sowie Leichtathletik, wobei die „Roländer“, wie sie sich selber nannten, höchst erfolgreich waren. Beliebt waren Straßen-Staffelläufe durch ganze Stadtviertel. DJK Roland richtete einen eigenen Lauf aus, der 1924 in Bickendorf ein wahres Volksfest darstellte. Die Konkurrenz hatte klangvolle Namen wie Arminia, Merkuria, Marathon, Olympia oder Südstern. Doch die Roland-Staffel ließ alle hinter sich.
1923 war Handball als weitere Sportart hinzugekommen. Wurde zunächst im Blücherpark, dann am Akazienweg und an der Venloer Straße, dem heutigen TVE-Platz, Sport getrieben, konnte ab 1930 ein eigener Sportplatz an der Wilhelm-Mauser-Straße errichtet werden. Fußball kam nach mehreren vergeblichen Anläufen als weitere Sportart hinzu. Schon 1935 war jedoch auf Druck der Nationalsozialisten Schluss. Der katholische Verein DJK Roland West löste sich auf.
Nach dem Krieg war es wiederum ein sportbegeisterter junger Bickendorfer Kaplan, Hermann-Josef Hieronymi, der die Wiederbegründung des Vereins zu Beginn der 1950er Jahre begleitete. Das Vereinsheim am Rochuspark, wo sich auch der Fußballplatz des DJK Roland West befindet, trägt inzwischen seinen Namen. Der Park wurde damals rege für die sportlichen Aktivitäten genutzt. Die Turn-Abteilung traf sich hier zum Freiluft-Training. Eine damals beliebte Sportart war außerdem Tischtennis. Fußball stand in dieser Zeit ohnehin hoch im Kurs. Geschwommen wurde ab 1955. Trainingsort war das damalige Schwimmbad der belgischen Streitkräfte am Pistorhof.
Da der Flugplatz Butzweilerhof buchstäblich vor der Haustüre lag, wurde in den 1960er Jahren sogar eine Segelflug-Abteilung mit eigenem Flugzeug begründet, die bis in die 1990er Jahre bestand.
Die aktuellen Abteilungen bieten Basketball, Fußball, die Kampfsportarten Goshin Jitsu und Judo, Schwimmen und Turnen. Dazu werden meist städtische Hallen in Bickendorf genutzt. „Die Abteilungen sind weitgehend selbstständig“, erklärt Pressewart Heiko Braun. Im Vordergrund stehen überall Spaß und Geselligkeit, die über den Leistungsgedanken stehen. Für die Übungsleiter gibt es allenfalls Aufwandsentschädigungen. „Auf diese Weise können wir die Mitgliedsbeiträge für möglichst viele Menschen erschwinglich machen“, erklärt Heiko Braun.
Bei der Jubiläumsfeier am Samstag, 9. November, 19 Uhr, im Friedrich-Ebert-Saal am Josef-Esser-Platz will sich der Verein von seiner geselligen Seite zeigen und vielleicht auch neue Mitglieder gewinnen. „Wir werden auf große Reden verzichten“, verrät Heiko Braun. Stattdessen steht Musik im Vordergrund. Kölsch-Barde Björn Heuser bittet zum Mitsingen. Die Mundartband Schmeisig wird mit Krätzchen und Folkklängen auf Kölsch ebenfalls zum Mitsingen anregen. Ein wenig in Kontrast dazu steht die Band The Slapstickers mit Ska aus Köln vom Feinsten. Tickets kosten im Vorverkauf 15 Euro.
www.dkjrolandwest.de
Heiko Braun