Empörung in Kölner KitasEltern verweigern Lollitests und unterlaufen das System

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Lolli-Test Symbolbild

Ein sogenanntes Lolli-Testset für das Coronavirus (Symbolbild)

Köln – An positive Pooltests ihrer Kita-Kinder haben sich viele Eltern gezwungenermaßen gewöhnen müssen. Doch was darauf folgt, ist jedes Mal aufs neue eine Herausforderung: Alle Kinder aus dem positiven Pool müssen an vier aufeinander folgenden Tagen zur Einzel-PCR-Testung und bleiben mindestens einen Tag lang in Quarantäne – wenn das Labor-Ergebnis rechtzeitig vor dem nächsten Kita-Tag eintrudelt. Sonst folgen ein oder mehrere weitere Tage zu Hause, bis das Ergebnis vorliegt. In den Familien führt das Warten auf die Testergebnisse zu einem Nervenkrimi und erfordert ein großes Maß an Flexibilität. So war es in dieser Woche auch – wieder einmal – bei einer Familie aus Ehrenfeld. „Wir kennen das schon. In diesem Jahr hatten wir schon viel Mal diesen Ausnahmezustand, allein durch Fälle in der Kita“, sagt die Mutter einer Grundschülerin und eines Vierjährigen. Sie kennt also beide unterschiedlichen Testprozeduren nach einem positiven Pool zu Genüge.

Oft habe es mehr als zwei Tage gedauert, bis das Ergebnis des Einzeltests ihres Sohnes da war. „Darüber versuche ich mich schon gar nicht mehr aufzuregen“, sagt die berufstätige Mutter. Doch nun seien offenbar einige andere Eltern der Kita auf die Idee gekommen, ihre Kinder nicht mehr an den Pooltestungen teilnehmen zu lassen. Denn alle Kinder, deren Eltern nicht eingewilligt haben, oder die am Tag der Testung nicht in der Kita waren, dürfen nach einem positiven Pool am Folgetag wieder die Einrichtung besuchen, wenn sie einen negativen Antigenschnelltest nachweisen können. „Das ist doch völlig absurd! Eltern, die sich der Pooltestung verweigern, können das System unterlaufen und werden quasi belohnt. Und wir machen uns seit zwei Jahren krumm, tragen alles mit, betreuen unsere Kinder im Homeoffice und sind am Ende die Deppen.“

Einige Kölner Eltern wollen Lücke im System ausnutzen

In der Kita ihres Sohnes häuften sich nun die Fälle, in denen Eltern die Einwilligung zu den Pooltests zurück genommen haben. „Unsere Kita-Leitung hat an alle Eltern appelliert, die Kinder bitte weiterhin an den Pooltests teilnehmen zu lassen. Offenbar wollen einige diese Lücke nun ausnutzen“, berichtet die zweifache Mutter. „Ich finde das unsolidarisch und asozial den Familien gegenüber, die etwa vorerkrankte Kinder haben oder andere Familienmitglieder mit Krebs. Die Tests machen nur Sinn, wenn alle mitmachen.“ Immerhin: Kinder, die nicht am Pooltest teilnehmen, brauchen nach einem positiven Fall in der Gruppe an vier Tagen einen negativen Schnelltest.

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Tatsächlich stimmt das von der Mutter geschilderte Prozedere in der Kita ihres Sohnes mit dem überein, wie es die Stadt auf ihrer Internetseite vorschreibt: „Wenn Ihr Kind nicht an den Pool-Testungen teilnimmt, darf es bei Vorliegen einer positiven Pool-Testung die Kita oder Kindertagespflege erst wieder besuchen, wenn ein negativer individueller Antigen-Schnelltest (Bürgertest) vorgelegt wird.“ Die zweifache Mutter sieht darin regelrecht „eine Anleitung für Eltern, das Testsystem zu unterwandern“.

Stadt Köln hält an Lolli-PCR-Tests in Kitas fest

Eine Stadtsprecherin sagte dazu auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Selbstverständlich soll es nicht zu Benachteiligungen von Eltern beziehungsweise Kindern kommen, die am Lolli-Test teilnehmen.“ Sollte das Ergebnis der Einzelauswertung bei einem Kind aus dem positiven Pool nicht rechtzeitig vorliegen, könne sich auch dieses Kind mit einem Schnelltest im Testzentrum freitesten, bis der Befund vorliege. Die Stadt habe die Kita-Träger diesbezüglich noch einmal angeschrieben „und hier deutlicher formuliert, so dass diese Missverständnisse künftig ausgeräumt sein sollten“, so die Sprecherin weiter.

Die Stadt hält indes weiter am bisherigen Lolli-PCR-Testverfahren in den Kitas fest und plane der Sprecherin zufolge aktuell keine Änderung. Jugendamt und Gesundheitsamt stehen diesbezüglich im ständigen Austausch mit der Uniklinik, um Test- und Quarantänemaßnahmen in den Kitas zu prüfen und den Entwicklungen anzupassen: „Es bleibt weiterhin unbestritten, dass auch oder gerade bei Omikron die PCR-Tests eine höhere Sicherheit bieten als Schnelltests“. In Köln nehmen mehr als 90 Prozent der Kitas an den PCR-Pooltests teil.

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