Eric Easy SellKölner Musiker ist in Afrika ein Superstar

Musiker „Ees“, Superstar in Namibia, wohnt in Köln.
Copyright: Hennes Lizenz
Köln – In seiner südwestafrikanischen Heimat ist der Deutschnamibier Eric Sell einer der größten Stars, gewann als „Ees“, kurz für „Eric Easy Sell“, zahlreiche Musikpreise. Im Gilden Brauhaus am Clevischen Ring bleibt der schlaksige Typ mit dem Schlapphut und den Schuhen in rot-grün-blauer Namibia-Optik indessen unerkannt – keine Autogramme, keine Fotos.
Er ist zu Fuß gekommen, seine Wohnung liegt ganz in der Nähe. Denn um sich auch hier einen Namen zu machen, hat Sell Köln schon vor zehn Jahren zu seiner Wahlheimat gemacht, seitdem pendelt er. „In Afrika geht es nicht mehr weiter“, sagt der 31-Jährige, der als Nachfahre der deutschen Kolonialisten aus Kaiser Wilhelms Zeit in Windhoek aufgewachsen ist. „In Deutschland ist noch sehr viel Luft nach oben.“
Der erste weiße Afrikaner, der Kwaito-Musik macht
Sein Ziel: Den Kwaito verbreiten, eine Mischung aus House, Hip-Hop und traditionellen afrikanischen Klängen, die heute als populärste Musik des südlichen Afrika gilt – entstanden im Township Soweto bei Johannesburg, als Ausdruck des Protests gegen die Apartheid.
Und er ist einer ihrer Stars, der erste weiße Afrikaner überhaupt, der Kwaito-Musik macht. Was nicht immer einfach war. „Knapp zehn Jahre nach der Befreiung kam ich als Weißafrikaner und habe die Musik der Anti-Apartheids-Bewegung gemacht“, erzählt Sell. „Ich wurde überhaupt nicht ernst genommen“. Doch er blieb dran, fand seinen eigenen Kwaito-Stil: Nam-Flava. Denn „Ees“ vermischt nicht nur Musikstile wie Reggae und Rock mit Kwaito-Sounds, sondern singt auch eine Mischung aus Englisch, verschiedenen afrikanischen Sprachen, Afrikaans und manchmal sogar Deutsch. Seit 2001 hat Sell zwölf Alben veröffentlicht, „Authentic Rebel“, seine neue Platte, erscheint an diesem Freitag. Er vertreibt eine eigene Modekollektion und einen Energy-Drink.
Eine steile Karriere. Und eine, die er in Deutschland gerne wiederholen würde – in Eigenregie. Denn seine Musik an ein Label zu verkaufen, komme nicht in Frage. „Ich will auf keinen Produzenten hören müssen, der mir sagt, dass ich auf meinem Cover ein pinkes T-Shirt tragen soll. Da verkaufe ich lieber weniger und bleibe unabhängig.“
Dank des Internets sei er hier aber auch nicht darauf angewiesen, in Namibia könne das Netz schon mal ein paar Tage ausfallen. „Ich drücke auf einen Knopf, acht Stunden später ist mein Album in allen Onlineshops erhältlich.“ Seit vier Jahren versucht er hier von der Musik zu leben – mal mehr, mal weniger erfolgreich. “ Ich will den Deutschen die Energie des Kwaito zeigen“, sagt Sell. „Wenn ich das geschafft habe, kann ich zurück nach Hause gehen und jeden Tag in der Sonne sitzen und grillen.“
Erst vor kurzem hat er dort wieder einen Zwischenstopp eingelegt. Für Dreharbeiten zum „Perfekten Dinner“ ist Sell zurück nach Windhoeck gekehrt. Seine Gäste hat er mit seinem „Lekka Chilln auf NAM-Flava-Style“-Menu auf einer Farm empfangen, die er seit seiner Kindheit kennt. Ausgestrahlt wird die Folge am 14. November um 18:55 Uhr auf VOX.