• Ortwin Weltrich (63) war von 2007 bis Dienstag Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln.
• Im Interview nimmt er Stellung zu den Veruntreuungsvorwürfen.

Herr Weltrich, wann haben Sie von den Vorwürfen gegen Sie erfahren?

Nachdem ein langjähriger Abteilungsleiter zum Jahreswechsel 2018/19 ausgeschieden ist, habe ich eine Kollegin gebeten, sich seine Arbeitsvorgänge einmal genau anzusehen, um diese möglicherweise zu optimieren. Danach ist mir erstmals gemeldet worden, dass es hier möglicherweise Unregelmäßigkeiten gibt. Ich selbst habe daraufhin Herrn Wollseifer über die Vorgänge informiert.

Seit wann gab es diese Unregelmäßigkeiten Ihrer Kenntnis nach?

Das System der Abrechnungsmodalitäten ist 1995 von meinem Vorgänger eingeführt worden. Außer dem zuständigen Abteilungsleiter und meinem Stellvertreter hatte niemand Kenntnis davon.

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Als ich 2007 Hauptgeschäftsführer wurde, hat niemand darüber nachgedacht, mich zu informieren.

Aber Ihnen muss doch aufgefallen sein, dass Sie als Geschäftsführer der Tochtergesellschaft hohe Tantiemen bekommen.

In den ersten Jahren als Geschäftsführer der Bildungs- und Beratungsgesellschaft der Handwerkskammer habe ich nur 500 Euro Gehalt bekommen. Der Rest floss als Tantieme. 2017 habe ich für diese Tätigkeit erstmals ein volles Gehalt bekommen. Daher waren die Tantiemen eine Art Gehaltsersatz. Ich habe von 2007 bis 2018 insgesamt 45.000 Euro bekommen.

Ihnen war nicht klar, dass Tantiemen in dieser Höhe gar nicht geflossen wären, wenn ordnungsgemäß abgerechnet worden wäre?

Das wusste ich nicht und konnte es auch nicht wissen. Noch nicht einmal die Revision hat das in der Bilanz erkannt. Dennoch sind hier unzweifelhaft Fehler gemacht worden in der Transparenz. Und wir haben zu viel Steuern gezahlt. Dafür übernehme ich als Hauptgeschäftsführer die Verantwortung. Ganz wichtig ist mir aber: Es ist kein Geld veruntreut worden.