Experten schlagen AlarmMassiver Mangel an Schwimmkursen in Köln

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Schwimmkurse

Die Nachfrage nach Schwimmkursen bleibt weiterhin auf einem nie dagewesen Niveau.

Köln – Es dauerte nur wenige Minuten, da waren sämtliche Schwimmkurse ausgebucht. Als die Köln-Bäder auf ihrer Internetseite das neue Kursangebot für Kinder zur Anmeldung freischaltete, war sofort alles voll. „Wir holen immer noch Kurse aus dem Vorjahr nach, die coronabedingt abgebrochen werden mussten oder nicht stattfinden konnten“, sagt Köln-Bäder-Sprecherin Franziska Graalmann.

Daher seien weniger neue Kurse im Verkauf gewesen. Zudem sei das Chorweilerbad wegen der Überschwemmungen durch das Hochwasser noch weiterhin geschlossen. In den Herbstferien sollen aber wieder Kompaktkurse für Schwimmanfänger stattfinden – voraussichtlich in allen Bädern. Der Online-Verkauf solle Ende September starten.

Die Nachfrage nach Schwimmkursen bleibt weiterhin auf einem nie dagewesen Niveau, bestätigt Martin Becker, Geschäftsführer der Schwimmschule „Sharky Sportsclub“. „Wir haben vor kurzem 80 Plätze in unseren Kursen für das Bad in Lövenich online freigeschaltet. Innerhalb von 40 Minuten hatten wir 12.000 Zugriffe auf unserer Seite.“ Auch die Herbstferien-Kurse seien schon längst ausgebucht. „Die Nachfrage ist weiterhin viel zu hoch.“

Schon vor Corona lange Wartelisten

Man könnte es auch anders formulieren: Das Angebot ist viel zu gering. Schon lange vor Corona gab es lange Wartelisten für Schwimmkurse, vor allem in der Anfängerausbildung. Hauptgrund dafür sind Bäder-Schließungen und fehlende Wasserflächen. Durch Corona verschärfte sich die Situation immens: Fast 18 Monate konnte in Schulen und Vereinen kein Schwimmunterricht stattfinden.

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Durch den langen Lockdown sei aber auch das geschulte Personal abgesprungen. Das erschwert etwa die Situation bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG), wie Alexander Lustig, stellvertretender Bezirksleiter DLRG Köln, sagt. Die Nachfrage nach Schwimmkursen sei „unverändert hoch“ und könne „bei weitem“ nicht bedient werden.

Schwimmen sichert Überleben

Experten und die DLRG schlagen Alarm und fürchten, es wachse eine neue Generation Nichtschwimmer heran. Und das kann gravierende Folgen haben. Denn Schwimmen ist nicht einfach nur ein Sport oder ein Hobby, sondern eine Überlebenstechnik. Wenn ein Kind nicht richtig schwimmen kann, ertrinkt es im schlimmsten Fall.

Die Politik scheint die Not erkannt zu haben. Es wurden Sonder-Fördertöpfe aufgelegt, Kommunen boten in den Sommerferien zusätzliche Kompakt-Kurse an. Die Stadt Köln hat 23 Intensivkurse für 198 besonders „förderbedürftige“ Kinder angeboten und finanziert. Insgesamt wurden bei den Köln-Bädern in den Sommerferien 2110 Plätze gebucht.

Zahl der Schwimmbäder in Köln reicht nicht

Und dennoch werden die Bemühungen nicht reichen, ist sich Martin Becker sicher. An den beiden „Sharky“-Standorten in Köln-Lövenich und Bensberg finden von Montag bis Sonntag jeweils von 8.30 Uhr bis 19.30 Uhr Schwimmkurse für Kinder statt. Und trotzdem stehen laut Martin Becker 10.000 Kinder auf der Warteliste. „Die Bäder, die wir in Köln haben, reichen vorne und hinten nicht.“ Deshalb will der Geschäftsführer die Dinge selbst in die Hand nehmen. „Wir gern ein neues Bad bauen und suchen dringend einen Bauplatz.“ Bereits vor fünf Jahren habe es Pläne diesbezüglich gegeben, es scheiterte jedoch an der Baugenehmigung.

So können Eltern ihr Kind beim Schwimmen lernen unterstützen

Das Kind sollte Spaß haben und sich angstfrei im und unter Wasser bewegen.

Die Vorarbeit dazu beginnt schon in der Badewanne oder im Planschbecken im Garten.

Spielerisches Auseinandersetzen mit dem Element Wasser: Wasser von einem Becher zum anderen schütten, mit dem Mund unter Wasser blubbern, mit Bällen und Spielsachen wie Schleichtieren spielen. Die gehen unter und das Kind wird animiert, es hoch zu holen und zu tauchen.

Tauchen ist das Tor zum Schwimmen. Tauchen ist Schwimmen unter Wasser. Dabei muss man lernen, wann und wie man richtig atmet.

Möglichst regelmäßig mit dem Kind schwimmen gehen und gemeinsam Spaß im Wasser haben.

Auch Springen und Rutschen können eine Möglichkeit sein, einen Zugang zum Element Wasser zu bekommen und Ängste zu verlieren.

Eltern sollten es professionellen Schwimmlehrern überlassen, ihrem Kind die Technik beizubringen.

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