Kölner Schwimmexpertin gibt Eltern TippsSchwimmen lernen beginnt in der Badewanne

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Schwimmen lernen

Symbolbild

  • Ilka Staub von der Deutschen Sporthochschule Köln forscht dazu, wie man Kindern Schwimmen beibringt.
  • Die 35-Jährige ist unter anderem für die Ausbildung von Lehramtsstudenten zuständig.
  • Sie ist Mitbegründerin des Schwimmvereins „Kopfsprung Köln“ und gibt Kindern Schwimmunterricht.

Köln – Frau Staub, wie wirkt sich die Pandemie auf die Schwimmfähigkeit von Kindern aus?

Staub: Das Problem ist, dass eineinhalb Jahre kein geregelter Schwimmunterricht stattgefunden hat. Weder in der Schule noch außerhalb. Dadurch ist Kindern in der Zeit der Zugang zum Wasser verwehrt geblieben. Denn das schulische Schwimmen ist an vielen Stellen einfach ausgefallen. Und außerschulisch war es schon vor der Pandemie schwierig, einen Platz im Schwimmkurs zu ergattern. Das hat sich nun verschärft.

Ilka Staub

Ilka Staub forscht an der Deutschen Sporthochschule Köln dazu, wie man Kindern Schwimmen beibringt.

In welchem Alter sollten Kinder schwimmen lernen?

Die beste Zeit mit dem Schwimmen anzufangen, ist kurz vor dem Schuleintritt und in der ersten Klasse. Spätestens bis zum Ende der Grundschulzeit, so der Lehrplan, sollte ein Kind schwimmen können. Als sicher gilt es, wenn es das Jugendabzeichen in Bronze erreicht hat. Nach der Grundschule wird es für Lehrer immer schwieriger, mangelnde Schwimmfähigkeiten aufzufangen. Auf der weiterführenden Schule nehmen Schamgefühle zu, die durch fremde Lehrer und Mitschüler verstärkt werden können.

Wenn mein Kind keinen Platz im Schwimmkurs bekommen hat, kann ich dann mit ihm üben?

Das Wichtigste ist, dass das Kind Spaß hat, sich wohlfühlt und sich angstfrei im und unter Wasser bewegt. Eltern sollten nicht versuchen, ihrem Kind direkt den komplizierten Brust-Bein-Schlag beizubringen. Das wäre, als würde man einem Kleinkind Hürdenlaufen beibringen, bevor es richtig laufen kann. Bevor es an die Schwimmtechnik geht, können Eltern viel Vorarbeit leisten. Das fängt schon in der Badewanne an.

Wie sieht das konkret aus?

Ganz am Anfang steht, sich spielerisch mit dem Element Wasser auseinander zu setzen. Dazu können Kinder Wasser von einem Becher in einen anderen schütten, in der Badewanne blubbern, mit Bällen oder Spielsachen wie Schleichtieren spielen. Die gehen unter und die Kinder werden animiert, sie hoch zu holen. Das geht auch unter Aufsicht im Planschbecken im Garten oder im Babybecken im Schwimmbad. Eine Grundvoraussetzung zum Schwimmen lernen ist nämlich das Untertauchen.

Warum ist das wichtig?

Tauchen ist das Tor zum Schwimmen. Dabei schwimmt man unter Wasser und muss lernen, wann und wie man richtig atmet. Wenn Kinder sich trauen, unterzutauchen, die Augen zu öffnen und sich im Wasser orientieren können, erleben sie, dass das Wasser sie trägt und dass sie sich darin fortbewegen können. Danach steht ihnen die Wasserwelt offen und sie können alles Weitere lernen.

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Was können Eltern noch tun?

Eltern sollten möglichst regelmäßig mit ihrem Kind schwimmen gehen und gemeinsam Spaß dabei haben, das Wasser zu entdecken und darin zu spielen. Auch springen und rutschen kann eine Möglichkeit sein, einen Zugang zum Element Wasser zu bekommen und Ängste zu verlieren. Eltern können es sich aber sparen, ihrem Kind die Technik beizubringen. Das sollten sie professionellen Schwimmlehrern überlassen.

Wie lange dauert es, bis ein Kind schwimmen kann?

Schwimmen lernen braucht Zeit. Aus der Forschung wissen wir, dass dieser Prozess nicht verkürzt werden kann. Viele Eltern wünschen sich, dass ihr Kind schnell sicher schwimmen kann. Seepferdchen-Kurse sind oft auf zehn Stunden angelegt. Das reicht aber nur in den seltensten Fällen. Und ein Seepferdchen bedeutet noch nicht, dass das Kind sicher schwimmen kann. Das Abzeichen kann motivieren, sollte aber nicht überschätzt werden. Zum sicheren Schwimmen gehört eine kognitive Kompetenz, die sich erst mit der Zeit entwickelt.

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