Köln – „Die wilde 13“ - so nennt sich der Abi-Jahrgang 2013 des Humboldt-Gymnasiums in der Kölner Südstadt. Auf ihrem Facebook-Profil haben die Schüler als Aufgabe eingetragen: „Take over the world“. Das hat, zumindest bei ihrer jüngsten Aktion, nicht ganz geklappt. Stattdessen gibt es nun mächtig Ärger für einen Schüler-Vater, den BAP-Sänger Wolfgang Niedecken.
Dessen Tochter Isis hatte sich mit der „Wilden 13“ bei einem Schulwettbewerb von C&A beworben. Gekürt werden sollte das originellste Abi-Motto mit dem besten Logo, eine Vorauswahl von 25 Einsendungen wurde dann der Internetgemeinde zur Abstimmung gestellt. Dem Sieger winkten 10.000 Euro als Zuschuss zum Abi-Ball sowie ein Satz T-Shirts mit seinem Logo. Papa Niedecken fieberte nicht nur mit, sondern rief in einem Posting auf der Facebook-Seite von BAP seine Fans auch dazu auf, für die „Wilde 13“ abzustimmen.
Offenbar zunächst mit Erfolg: Zumindest wunderten sich auf der C&A-Seite einige User über einen plötzlichen wundersamen Anstieg der Stimmen für die „Wilde 13“. So fragte Franzi O: „Sag mal, wie kann die wilde 13 innerhalb von kürzester Zeit mehr als 400 Votes bekommen?“ Da gehe es wohl nicht ganz mit rechten Dingen zu, folgert eine andere Userin und fordert: „Sollte C&A mal überprüfen.“ Die Ursache für die Stimmenvermehrung war auch schnell gefunden: „Wenn selbst auf der BAP Facebook Seite für das Voting für Wilde 13 aufgefordert wird, weil Fräulein Tochter des Herrn Saubermann Wolfgang Niedecken dort ihre Schulzeit verbringt/verbrachte ... Glückwunsch. Die Sache geht wohl jetzt mächtig nach hinten los“, schreibt At the Zoo.
Kompletten Thread gelöscht
Auf der BAP-Seite sorgte Niedeckens Aufruf derweil einen derartigen Shitstorm von bösen Kommentaren aus, dass sich der Sänger zur Reaktion genötigt sah. „Liebe Leute, nun macht mal bitte halblang! Klar, war diese Aktion nicht wirklich durchdacht und eher ein Schuss aus der Hüfte, sorry dafür. Aber stellt euch doch einfach mal vor, wie sich das anfühlt, die ABI-Prüfungen hinter sich zu haben und jetzt aus 'sportlichen Erwägungen' diesen albernen T-Shirt-Contest mitzumachen. Ich persönlich habe da nicht groß drüber nachgedacht, vor allem aber nicht mit derart bierernsten Reaktionen gerechnet. Vergesst es einfach. Wir feiern jetzt erst mal den 19.Geburtstag meiner geliebten Tochter.“
Einen Seitenhieb gegen seine Kritiker konnte sich Niedecken dann aber doch nicht verkneifen. Seine Entschuldigung beendete er mit der Bemerkung: „Und mal ganz nebenbei: Habt ihr eigentlich nichts besseres zu tun ??“ Vor allem letzteres und die Tatsache, dass Niedecken den Original-Thread einschließlich aller Kommentare löschte, sorgte für neuen Ärger: „Einfach einen kompletten Thread löschen in dem sich viele BAP-Fans fast ausnahmslos kritisch zum Thema äußerten, ist ein ganz schlechter Stil und BAP unwürdig“. schrieb At the Zoo. Und Juergen M. wird noch deutlicher: „Nnegative Publicity erledigt man mit einem satten Löschen des gesamten Threads...... mit allen durchaus berechtigten kritischen Kommentaren der User. Das ist der Gipfel der Denkweise eines W.N. 2013 !!! schäm dich.“
Der neue Thread mit Niedeckens Eintrag hatte am Freitagmorgen bereits wieder 180 Kommentare - kritische, aber auch viele wohlmeinende. Jens L., ein BAP-Fan der ersten Stunde, erinnert sich, wie er Anfang der 80er Jahre der Band geholfen habe, dass Equipment von der Bühne zu tragen, und schließt: „Schade das der heutige Wolfgang nicht mehr zu seinen Idealen steht, die er in den 80er und 90er gepredigt hat.“ Marius D. kritisiert: „Sehr sportlich, wenn der Wettbewerb durch einen Promi verzerrt wird.“
Aktion eines stolzen Vaters
Zahlreiche Fans finden den Shitstorm jedoch völlig überzogen. So schreibt Boris O.: „Ihr habt doch alle einen an der Waffel. Das war die Aktion eines stolzen Vaters der die Freude über das Abi seiner Tochter mit seiner Community teilen wollte in dem er sagt 'Hey guckt mal für das T-Shirt meiner Tochter haben ganz viele gevotet.' Ich bin mir sicher er kann sich 10.000 Euro für die Abi Feier selber leisten, aber wo ist das Problem?“ Andreas A. meint: „Eltern die ihre Kinder lieben machen solche Sachen - und DAS IST GUT SO!“ Und Kartoffel Klaus schreibt: „Leeve Jung ....schön ist anders aber nachvollziehbar....mach et jood...und et is noch immer jood jejange...“
Gewonnen hat den Wettbewerb übrigens eine Schule aus Wiesbaden - sie erreichte 2.708 Stimmen für witziges T-Shirt mit dem Slogan: „Drölp Jahre Kurvendiskussion“ - unterlegt mit einem Bild von einem schnittigen Bikini. (jac)
