Faszination Samtpfote
Buchforst – Katzen zu verstehen ist nicht einfach, wenn nicht unmöglich. Selbst für all diejenigen Menschen, die in ihrer Wohnung mit einer Katze zusammen leben oder bei denen täglich eine im Garten auftaucht und sich auf der Fußmatte vor der Terrassentür niederlässt. Es gibt unzählige Blicke auf Katzen und damit verbundene Empfindungen. Rund zweihundert solcher Katzenperspektiven sind derzeit in der Ausstellung „Cats are cool“ in der Kulturkirche Ost zu sehen, die allerdings wegen des Coronavirus bis weiteres geschlossen wurde. Dafür sind alle Werke im Internet zu besichtigen, nach dem Motto virtuell schlägt Virus. Es sind gezeichnete und gemalte Katzenbilder, detailgenaue Studien und flüchtige Skizzen, witzige und verträumte Darstellungen, vor allem von Katzenliebhabern aufs Papier gebracht. Die meisten haben einen prominenten Namen, so Hannelore Hoger, Peter Ustinov, Fritz Pleitgen, Alain Delon, Nicole Heesters, Justus Frantz, Uschi Glas, Frank Elstner, Otto, Kevin Costner, Patrick Lindner, Götz Alsmann, Kai Pflaume oder Roger Moore. Viele von ihnen sind Schauspieler. Das liegt zweifellos daran, dass Marianne Rogée, von der die Werke im Rahmen des Unicef -Buchprojekts „Katzenportraits“ zusammengetragen wurden, selbst Schauspielerin und bekannt als Isolde Pavarotti aus der 'Lindenstraße'. Vor zwei Jahren kam sie auf die Idee, mit dem Verkauf der Werke aus ihrer Sammlung die Arbeit des Kölner Vereins 'Kunst hilft geben' zu unterstützen.
Mit dem Erlös aus dem Verkauf der Originalzeichnung zu Preisen von 50 bis 2200 Euro hilft der Verein bedürftigen Kölnern, „die eher auf der Schattenseite des Lebens stehen“. Ganz wie es dem Wesen von Katzen entspricht, zeigen die Zeichnungen die kleinen felligen Vierbeiner in unterschiedlichen Haltungen und Ausdrucksformen, mal auf dem Sprung, mal entspannt zusammengerollt, in Momenten größter Ruhe und in gewitzter Eleganz. Rasche Kritzeleien stehen neben fein ausgearbeiteten Kompositionen, witzig-skurrile Karikaturen neben romantischen Szenen, naive Darstellungen neben Bildern künstlerischer Meisterschaft.
Mezzosopranistin Cecilia Bartoli hat eine Katze gezeichnet, die aus einem Stiefel herausschaut, Kunstprofessor Gotthard Graubner die Sanftheit der Katze in einer zarten Umrisszeichnung erfasst. Tänzerin Alice Kessler zeigt eine tanzende Katze, Schauspieler Richy Müller die Katze als wachsame Beobachterin, Schauspieler-Kollegin Gudrun Landgrebe die Faszination am zuckenden Schwanz der Katze.
Und gleich eine komplette Comic-Geschichte hat sich Seewolf-Darsteller Raimund Harmstorff in bunter Farbgestaltung ausgedacht. Lassen viele Zeichnungen eine aufmerksame Beobachtung von Katzen erkennen, inszenieren sich in anderen die Zeichner selbst als Katze. Wer eine Katze noch nie genau betrachtet hat, kann in der Ausstellung viele Anregungen finden, was es an Katzen alles zu entdecken gibt. Der Schriftsteller und Bildhauer Günter Grass zeichnete die Katze als tückische Kreatur, die noch immer das Raubtier in sich trägt. Das künstlerische Multitalent Armin Müller-Stahl führt das Motiv der Katzentöne auf der Geige vor Augen. Und Schauspielerin Nina Petri veranschaulicht die „Katzenliebe“ als große Katze mit gewölbtem Rücken, unter der sich geschützt eine kleine Katze befindet. Aufgesperrte Katzenohren und lange Schnurrbarthaare haben das zeichnerische Interesse von Katharina Thalbach geweckt. Die Idee des „Katzenfrustes“ hat Hella von Sinnen zu einer komplexen Komposition inspiriert. Und Musiker, Komiker und Filmregisseur Helge Schneider hat gleich eine ganze Variationsbreite komischer Katzen hingelegt. Eine Reihe von Katzen-Künstlern verbindet die Zeichnungen mit kleinen Texten. So erläutert Künstler Klaus Staeck „Katzenaugen sehen mehr“. Und der vor drei Monaten verstorbene Schauspieler Jan Fedder stellte fest: „Katzen sterben den Suchttod“. Einige Prominente haben das Zeichnen nicht riskiert, sondern es ganz bei Wortbeiträgen belassen.
Ulrich Wickert verbindet die Begriffe „Katze = Mieze“. Der Politiker Gregor Gysi erklärt: „Leider kann ich keine Katze zeichnen, weil ich erstens nicht malen kann, und weil ich zweitens als Kind nur Hunde hatte, keine Katzen.“ Elke Heidenreich nennt ihren Beitrag „Wortkunst über die Geräusche und das Schnuppern der Katze“. Und der Schauspieler und Autor Mario Adorf stellt mit einem einzigen Satz lapidar fest: „Ich bin ein alter Kater.“
In der Ausstellung gibt es viel zu schmunzeln, aber auch einige Denkanstöße. Und wenn es nur die vielen Sprichwörter rund um die vierpfotigen Helden sind, die einem plötzlich wieder einfallen: „Nachts sind alle Katzen grau. Die Katze lässt das Mausen nicht. Katzenjammer. Katzenwäsche. Die Katze aus dem Sack lassen. “ Oder: „Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.“ Die Ausstellung Cats are cool ist im Internet zu besichtigen auf der Seite:
https://drive.google.com/drive/folders/
1R7z2POhTosSN4XLH2CmYwU9Ln3zYAUA4?usp=sharing
www.kulturkirche-ost.de
Gregor Gysi, Politiker