Fehlende Plätze für ErstklässlerKöln sieht hohe Zahl der Wiederholer als Hauptproblem - „Nicht hinnehmbar“

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Erstklässler auf dem Weg in ihre Klassen.

Schulplätze für Erstklässler sind in Köln Mangelware.

8,5 Prozent der Erstklässler werden wiederholen. Schuldezernent Voigtsberger will die Ursachen erforschen.

Die Bildungspolitiker der Stadt haben sich besorgt gezeigt, dass die Schulplatznot an den Kölner Grundschulen auch für die kommenden Kölner Erstklässler gravierend sein wird. In einer von der SPD beantragten aktuellen Stunde forderten die Schulpolitiker aller Fraktionen die Verwaltung auf, Lösungen aufzuzeigen, wie die Stadt Köln aus dieser Mangelsituation herauskommen kann. An fast der Hälfte der Kölner Grundschulen gibt es in diesem Jahr mehr Anmeldungen als Plätze. Insgesamt werden 553 Kölner Kinder keinen Platz an ihrer Wunschgrundschule bekommen können. Den Grundsatz, dass jedes Kind einen Platz an der nächstgelegenen Grundschule bekommen kann, ist für Köln nicht mehr einlösbar.

„Die Lippenbekenntnisse, dass der Schulbau in Köln auf gutem Weg ist, kann von Eltern und Kindern in Köln nur als Hohn wahrgenommen werden“, sagte der schulpolitische der SPD-Fraktion, Oliver Seeck. Im Hinblick auf mindestens 19 Mehrklassen, die in diesem Jahr als kurzfristige Lösung gebildet werden müssen, sprach er von einer Verlagerung der Probleme an die Schulen.

Höchststand von Wiederholern in Köln

Als dringend zu lösendes Hauptproblem sehen Verwaltung und alle Parteien allerdings die nun schon im dritten Jahr massiv wachsende Zahl von Kindern, die die erste Klasse wiederholen. „So schnell können wir gar nicht Schulplätze schaffen, wie diese Zahl steigt“, konstatierte Bärbel Hölzing (Grüne). In diesem Jahr haben die Grundschulen mehr als 850 Kinder gemeldet, die das erste Jahr wiederholen. Das ist etwa ein Drittel mehr als im vergangenen Jahr, wo mit 640 Wiederholern ein Höchststand gemeldet wurden. Das entspricht laut Schuldezernent Robert Voigtsberger inzwischen 8,5 Prozent aller Erstklässler. „Ohne die Wiederholer wäre das Angebot an Plätzen für Erstklässler zumindest in der Summe auskömmlich“, ergänzte Constanze Aengenvoort (CDU) und forderte ebenso wie Heiner Kockerbeck (Linke) eine intensive Ursachenforschung. Schuldezernent Voigtsberger sprach von einer „strukturell nie dagewesenen Dimension“, die die ohnehin angespannte Schulplatzsituation höchst prekär mache.

Das liegt außerhalb jeder Planbarkeit. Wir werden da nicht tatenlos zusehen
Schuldezernent Robert Voigtsberger zu der steigenden Zahl an Wiederholern

Die 850 Sitzenbleiber entsprechen demnach 32 Schulklassen, die zusätzlich vorgehalten werden müssten. „Das liegt außerhalb jeder Planbarkeit. Wir werden da nicht tatenlos zusehen.“ Mit einer Initiative will Voigtsberger erreichen, dass nun auf allen Ebenen – von den Kitas, über Kommune und Land – an einem Tisch nach den Ursachen geforscht wird. Ziel sei es, ein Konzept zu erstellen, mit dem man dieser Entwicklung entgegentreten könne. Bis 2025 solle der Anteil der Sitzenbleiber deutlich reduziert werden. „Dem verpflichte ich mich.“ Seit 2020 ermöglicht das Land NRW, dass Kinder bereits die erste Klasse wiederholen können.

Gleichzeitig kritisierten die Schulpolitiker, dass es weiter nicht schnell genug gehe mit dem Schulbau. „Wenn bis 2030 in Köln 30 neue Grundschulen gebraucht werden und bisher nur acht gebaut sind, haben wir eindeutig ein Umsetzungsproblem“, sagte Kockerbeck. „Wir sind immer noch viel zu unambitioniert“, kritisierte Stefanie Ruffen, die schulpolitische Sprecherin der FDP. Laut Bauverwaltung sind allerdings alle 30 benötigten Schulen inzwischen beauftragt. Weitere elf neue Grundschulen sollen bis 2027 fertig sein. Schuldezernent Voigtsberger betonte, dass es auch in diesem Jahr rechnerisch genug Schulplätze geben werde. Dass in vielen Fällen kein wohnortnaher Platz zur Verfügung gestellt werden könne, bedauere er sehr. „Wir werden Familien bei besonderen Härtefällen mit Möglichkeiten der Beförderung unterstützen“, sagte er zu.

Einen weiteren Fokus richteten die Schulpolitiker darauf, dass der Mangel gerade in den weniger privilegierten Stadtbezirken Porz, Mülheim, Chorweiler rund Kalk am größten ist. In Rodenkirchen, Lindenthal und Nippes gibt es dagegen sogar einen Überhang an Plätzen. Inga Feuser (Klima Freunde) forderte ein Konzept, wie dieser Form der sozialen Ungerechtigkeit begegnet werden kann. „Ein Schulplatz in erreichbarer Nähe darf kein Privileg von Kindern in wohlhabenderen Stadtteilen sein.“

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