Frauen dürfen nicht aufs Schiff

Die Wahner Piraten wissen, wie gefeiert wird.
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Wahn – Bei den Wahner Piraten sind alle Mitglieder Präsidenten – „alles starke Persönlichkeiten“, wie einer der 19 „gesetzlosen“ Seefahrer, Thomas Lippert, sagt. Mit ihrem Bezug zur Piratentradition vergangener Jahrhunderte meinen es die Herren, die sich zum großen Teil seit frühester Jugend kennen, sichtlich ernst.
Wer als potenzieller Vertreter ihrer Zunft in Frage kommt, entscheiden sie selbst und aus eigener Initiative. Frauen haben bei dem ausschließlich männlich besetzten Verein grundsätzlich keinen leichten Stand. „Frauen im Schiff bringen Unglück!“ weiß Thomas Lippert aus Erfahrung. Die alte Seemannsweisheit kann er nur bestätigen. Die lange Vereinsgeschichte der Wahner Piraten, die offiziell 1995 begann, führt er auf den Mangel an verwirrenden Einflüssen der Damenwelt auf die Mannschaft zurück. Unter Männern verstehe man sich blind, beteuert der langgediente Seemann – man ist versucht, ihm Glauben zu schenken.
Bei ihrem alljährlichen und überregional beliebten Piratenfest ist die holde Weiblichkeit natürlich willkommen – wie alle am Event Interessierten über 18. Die Altersgrenze bot sich an, um die Besucherzahlen zu reduzieren. Irgendwann war das Fest so erfolgreich, dass der Zustrom zu groß für den Platz hinter dem Gelände der Firma Reifen Lippert auf der Liburer Landstraße wurde. Dabei hatte es zu einer Zeit, als die Piratenseele noch in den Mitgliedern des Kegelclubs „drüje Jonge“ schlummerte, ganz klein und im engsten Freundeskreis angefangen. Mittlerweile werden durch die Einnahmen zwei Karnevalszüge gestemmt. „Alles, was die Leute vertilgen, bekommen die Pänz wieder zurück in Form von Süßigkeiten“, erklärt Lippert.
Durch ihre Grillaktion auf dem „Rheinachtsmarkt" erwirtschafteten die Piraten ein nettes Sümmchen, das dem Pänz Pro-Jeck(t) zugutekam, vorher hatten sie dem Bürgerverein Libur die Anschaffung einer Bank für Spaziergänger ermöglicht und andere gemeinnützige Projekte unterstützt. Auf ihren Vorteil sind die Wahner Piraten tatsächlich nicht bedacht, was schon ein bisschen untypisch für die räuberischen Seeleute sein dürfte.
Eine klare Linie verfolgen sie derweil beim Feiern. Ohne die üblichen Gastauftritte befreundeter Vereine, offizielle Ansprachen und weitere Zeremonien geht es Freitagabend mit DJ, Nackensteak, Bratwurst und Kölsch beim sogenannten „Warm Up“ in die erste Runde. Die Getränkeauswahl an der Cocktail-Bude passt perfekt zum Strandfeeling auf dem sandigen Veranstaltungsgelände.
Musik der 80er und 90er Jahre, Rock und Schlager machen die Gäste offensichtlich glücklich, auch in der samstäglichen Fortsetzung namens „Pirate’s Beach“ begeistert der gradlinige Kurs Besucher, die teils aus den Niederlanden und Norddeutschland angereist sind. „Das Fest ist recht einfach gehalten, aber die Leute mögen es“, sagt Thomas Lippert über das Konzept mit „Musik aus der Dose“. Beim meist über 30-jährigen Publikum herrsche grundsätzlich eine entspannte Atmosphäre – eine Altersgrenze nach oben gibt es nicht: „Selbst meine Mutter kommt mit 75 aufs Fest!“
Thomas Lippert
Thomas Lippert