„Frustputz“Kölner Stadtführer wollen mit Sammelaktion auf schwierige Lage hinweisen

Sabine Gonzalez beteiligte sich an der Aktion.
Copyright: Viegener
Köln – Um auf ihre prekäre Wirtschaftslage während der Corona-Pandemie hinzuweisen und gleichzeitig das Entree zur City sauber zu halten, organisierten die Mitglieder des Vereins Kölner Stadtführer den „1. Kölner Frustputz“ als ironische „Promenadenwischung“. 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer betätigten sich am Wochenende zwischen Machabäerstraße und Zoobrücke als gemeinnützige Müllbeseitiger sowie Botschafter in eigener Sache.
„Gerade in diesen schwierigen Zeiten muss man aktiv bleiben“, sagt Susanne Viegener. „Wir alle wollen so bald wie möglich wieder unserem Beruf nachgehen und an den Schiff-Anlegestellen die Gäste begrüßen. Also bereiten wir uns auf die Ankunft vor, indem wir hier sauber machen und gleichzeitig daran erinnern, dass es uns gibt.“
Erparnisse für das Alter aufgebraucht
Touristen würden sich oftmals wundern, dass sie anstatt Sehenswürdigkeiten ein verschmutztes, schlechtriechendes Terrain vorfinden, sagt die 54-Jährige. „Das kann uns natürlich nicht egal sein, und deswegen machen wir etwas dagegen.“ Wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen finanziert sich die langjährige Stadtführerin zurzeit mit anderen Tätigkeiten. Derzeit sei sie im Bildungswesen beschäftigt. Sie wisse aber auch von Kolleginnen und Kollegen, die Hartz IV beantragen mussten, „weil sie ihre Miete nicht mehr bezahlen können“. Stadtführerin Tamar Georgi sagt, sie habe ihre Ersparnisse, die sie sich für das Alter zurückgelegt hatte, aufgebraucht. „Aber ich bleibe positiv und freue mich auf bessere Zeiten“.
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In anderen Städten würden aufgrund der Corona-Beschränkungen vermehrt virtuelle Führungen angeboten. „Das ist jedoch technisch nicht einfach zu realisieren und kann die persönlichen Begegnungen mit den Menschen nicht ersetzen“, findet Susanne Viegener.
Der Geschäftsführer der KölnTourismus GmbH, Jürgen Amann, erwartet eine baldige Wiederaufnahme der Führungen. „Da immer mehr Menschen geimpft sind und es vielfältige Möglichkeiten gibt, Schnelltests durchzuführen, gehen wir davon aus, ab Juni wieder Gäste in Köln begrüßen zu können – natürlich unter Corona-Bedingungen“, sagt er. Die Gesellschaft will zudem eine Neuauflage der letztjährigen kostenlosen Stadtführungen für Kölner Bürgerinnen und Bürger realisieren.