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Funkelnde Augen im nächtlichen Dellbrück

Lesezeit 3 Minuten

Langsam füllte sich der Parkplatz vor dem Tierheim (l.). Julia Berthold und Christian Jahnke sind mit Snoopy, Dori und Lilly aus Essen angereist

Dellbrück – „Der Laternenlauf für unsere Hunde“, erzählt die Pressebeauftragte Sylvia Hemmerling, „ist vor allem eine Gelegenheit, die Leute mit einer schönen Veranstaltung ins Tierheim zu holen.“ Wegen des Profits veranstaltet das Tierheim Köln-Dellbrück seinen nunmehr fünfzehnten Laternenlauf zu St. Martin allerdings nicht. In der Startgebühr von neun Euro sind eine kerzenbestückte Laterne, ein Weckmann, Glühwein und ein Blinklicht für den Hund enthalten. Was an Erlös übrig bleibt, wird komplett in das Tierwohl der meist vierbeinigen Heimbewohner investiert.

Facebook und Instagram helfen bei der Bekanntmachung des außergewöhnlichen Events mit, auch die Vermittlung der Tiere läuft heutzutage meist über Social Media.

Julia Berthold und Christian Jahnke nehmen den weiten Weg aus Essen auf sich, um beim Laternenlauf mitzumachen. In ihren Boxermix Cora hatten sie sich über Facebook verliebt, er war der erste von vier Hunden, die das Paar im Dellbrücker Tierheim gefunden hatte. Mitgebracht haben sie den Dogo-Argentino-Mix „Snoopy“, Podenco-Mix „Lilly“ und die aus Rumänien stammende „Dori“.

Langsam füllte sich der Parkplatz vor dem Tierheim (l.). Julia Berthold und Christian Jahnke sind mit Snoopy, Dori und Lilly aus Essen angereist

In der Dämmerung geben sich Hunde und Halter ein Stelldichein auf dem Parkplatz vor dem Tierheim. Der heimelig dekorierte Sammelpunkt duftet nach Glühweingewürz, Weckmann-Köpfe verschwinden in den Mündern jüngerer Besucher. Besonders für Kinder ist dieser Martinszug mit ihren tierischen Freunden etwas ganz Außergewöhnliches. Viele haben selbstgebastelte Laternen mitgebracht, alle Unbestückten erhalten am Laternenstand ein traditionelles Exemplar mit Kerze und Holzstab.

Gassigänger Thomas Wild engagiert sich seit zehn Jahren für das Tierheim, Beate Schäfer bringt es bei ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit auf siebeneinhalb Jahre. Gemeinsam betreuen sie den Glühweinstand, gehören quasi zum festen Team. „Ohne Ehrenamtliche geht es nicht“, meint Jutta Braun. Ihr Dienst am Laternenstand ist Ehrensache, während die über 250 Teilnehmer von Werner Biergans über einen Waldweg zur Hundewiese geleitet werden, schwärmt sie von der Faszination der Laternen im Mondlicht, die sich wie ein kleiner Lichtstrom über den Acker bewegen.

Und tatsächlich erscheint der Vollmond wie auf Bestellung, die beachtliche Menschenschar wandert einhellig durch das Gelände, für Kinder und Erwachsene wird sich dieser Abend als unvergesslich manifestieren, selbst die Tiere sind ungewöhnlich friedfertig in der Dunkelheit unterwegs. Eine gute Dreiviertelstunde sind die Laternenläufer auf der Walz, dann geht es zurück auf den Parkplatz, wo weiter geschwatzt und gefeiert wird. Längst hat sich der Laternenlauf zum Lieblingsfest der Tierheim-Belegschaft gemausert, mit der ungezwungenen Atmosphäre können selbst Adventsfeier und Sommerfest nicht konkurrieren. Viele ehemalige „Heiminsassen“ sehen die Tierpfleger und ihre Helfer an diesem Tag wieder, manchmal grenzt die Verwandlung eines Vierbeiners in seinem neuen Umfeld an ein kleines Wunder. Hunde, die früher als wenig umgänglich eingestuft wurden, stehen nun gleichmütig mit Besitzern und Artgenossen beisammen.

Ein Feuer wärmte vor und nach dem Lauf. Am Ziel angekommen, ging es für die Teilnehmer über das Gelände der Hundewiese.

Aktuell bevölkern etwa 90 Hunde die Boxenanlagen im Tierheim, 600 durchlaufen es jährlich. „Manche bleiben nur ein paar Wochen, andere aber auch Jahre“, erzählt Sylia Hemmerling. Sie hofft, durch Veranstaltungen wie den Laternenlauf, eine größere Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen, die Vorurteile gegen die Hunde aus dem Heim abzubauen. Das Tierheim Dellbrück freut sich über hochwertiges Feuchtfutter für die Tiere, an wärmenden Decken mangelt es momentan nicht. Weitere Infos telefonisch unter 68 49 26 oder im Internet.

www.tierheim-koeln-dellbrueck.bmtev.de

Jutta Braun, Helferin am Laternenstand

Ein Feuer wärmte vor und nach dem Lauf. Am Ziel angekommen, ging es für die Teilnehmer über das Gelände der Hundewiese.

Sylia Hemmerling, vom Tierheim