Gamescom 2016Dieser Kölner ist Spezialist für alte Videospiele

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Zwei der großen Sega-Automaten zeigt „Retrospiel“-Inhaber Christoph Noll auf der Gamescom.

Zwei der großen Sega-Automaten zeigt „Retrospiel“-Inhaber Christoph Noll auf der Gamescom.

Köln – Neue Spiele für alte Konsolen – mit diesem Konzept ist Christoph Noll auf der Gamescom vertreten. Der 37-jährige Kölner betreibt den Laden „Retrospiel“ an der Gladbacher Straße, ein Fachgeschäft für alte Videospiele – und eben neue.

Wer als Kind in den 80er und 90er Jahren eine Spielkonsole besaß und noch heute gerne an die Stunden vor dem Bildschirm zurückdenkt, fühlt sich bei „Retrospiel“ in einen Kindheitstraum versetzt. Auf einem der zahlreichen Bildschirme hüpft Super Mario durch seine Spielewelt, im Regalfach darunter steht neben einer Konsole des japanischen Herstellers Nintendo eine Figur seines Rivalen Wario.

Die Spiele sind chronologisch geordnet von den 80er Jahren bis zum Anfang dieses Jahrhunderts. Tausende Spiele, Konsolen und Zubehör gibt es zu kaufen, viele Klassiker kann man direkt ausprobieren.

Noll hat mit der Eröffnung seines Geschäfts vor anderthalb Jahren seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Seitdem er zwölf Jahre alt ist, sammelt er Videospiele. „Ich selber bin in einem computerfreien Haushalt aufgewachsen“, erinnert er sich. „Mein Aha-Erlebnis hatte ich dann am Silvesterabend 1991.“ Freunde der Familie besaßen eine Sega-Konsole, der Nintendo-Konkurrent hatte sie ein Jahr zuvor in Europa auf den Markt gebracht. Den ganzen Abend wurde gespielt, Christoph Noll war danach „total verliebt in das Teil“, bekniete seine Eltern lange und bekam Weihnachten 1992 seine erste eigene Konsole. Micky Maus und das Sega-Maskottchen Sonic waren die Helden seiner ersten Spiele.

Die Sammlung wurde in den folgenden Jahren immer größer. Während des Studiums wurde Noll auf eine Hobby-Programmier-Szene aufmerksam, die eigene Spiele für Konsolen entwickelten und sie anderen zur Verfügung stellten. Noll beschäftigte sich ausgiebig damit, betrieb selbst eine Webseite, auf der die Produktionen verfügbar waren. Ihm kam der Gedanke, den Handel zu professionalisieren – „der Traum vom eigenen Laden“, wie Noll sagt.

Nur erste Konsole und wenige Spiele behalten

Nach drei Jahren Planung bildete seine eigene Sammlung den Grundstock des Ladengeschäfts, kombiniert mit einem Online-Vertrieb. „Nur meine erste Konsole und wenige Spiele habe ich selbst behalten“, sagt Noll. Der Rest – rund 99 Prozent der Sammlung mit einem Marktwert von etwa 80.000 Euro – wanderte in die Regale.

Heute ist davon so gut wie nichts mehr übrig, durch Tauschgeschäfte sowie An- und Verkäufe ist das Inventar ausgewechselt und gewachsen. Der Markt für Retrospielesammler ist in den vergangenen Jahren geradezu explodiert. Jene, die in ihrer Kindheit erste pixelige Spielerfahrungen machten, sind nun erwachsen und leisten sich Spiele, die ihnen früher verwehrt blieben. Da es für die steigende Zahl an Sammlern nicht die entsprechende Menge an Spielen gibt, gehen die Preise in die Höhe. Besonders Fantasy- und Rollenspiele sind begehrt und oft teuer, Sport- und Rennspiele allgegenwärtig und kaum Geld wert.

Die alten Spiele verkauft der „Retrospiel“-Inhaber auch weiterhin, in Zukunft soll der Fokus aber noch mehr auf Neuproduktionen für die alten Konsolen liegen. Die präsentiert Noll auch auf der Gamescom an zwölf Stationen. Einige der Spiele werden im „Retro Gaming“-Bereich in Halle 10.2 gezeigt. Noll plant zum Beispiel, eine US-Produktion für die „Super Nintendo“-Konsole zum Test zur Verfügung zu stellen. Auch für andere alte Konsolen zeigt der Retroliebhaber einige Neuheiten.

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