Gastwirt der Kölner Ubier-Schänke„Wir arbeiten seit dem Lockdown fast umsonst”

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Detlef Weisweiler, 70, ist Gastwirt der Ubierschänke in der Kölner Südstadt.

  • Drei Monate nach dem Ausbruch der Corona-Krise in Deutschland haben wir Kölner, die außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt waren, gebeten, Bilanz zu ziehen.
  • Detlef Weisweiler von der Ubierschänke in der Kölner Südstadt fürchtet, dass 30 Prozent der Gastwirte in Köln die Krise nicht überstehen. Er will sich lieber nicht vorstellen, was passiert, wenn der Karnevals-Umsatz auch noch wegbricht.
  • Lesen Sie hier auch weitere Erfahrungsberichte.

Köln – Ich bin seit elf Jahren einer der vier Inhaber der Ubierschänke in der Südstadt. Als ich vom Lockdown im März erfahren habe, dachte ich: Wie lange dauert das und wie lange halten wir das durch?

Seitdem die Gastronomie am 17. März schließen musste und im Mai nur unter Auflagen wieder öffnen durfte, bin ich pessimistisch, was die Gastwirte angeht. Ich glaube, 30 Prozent werden die Pandemie nicht überstehen.

Vier festangestellte Mitarbeiter mussten wir in Kurzarbeit schicken, zwölf Minijobber haben seit März ihre Arbeit bei uns verloren. Künstlern, die bei uns spielen wollten, mussten wir absagen. Immerhin haben wir vom NRW-Soforthilfeprogramm profitieren können und aus dem Fonds 25.000 Euro erhalten. Die decken aber gerade einmal die Fixkosten wie Pacht, Strom und Versicherung. Wir arbeiten seit dem Lockdown fast umsonst. Als Inhaber eines kleinen Verlages, der für Hotels und den Einzelhandel Broschüren druckt, habe ich ein zweites Standbein. Aber auch hier gehen die Aufträge zurück, weil Hotels und Gewerbe harten Zeiten entgegensehen.

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Auch seit der Wiedereröffnung der Ubierschänke im Mai ist nicht alles wir früher. Wo früher Dutzende Besucher Freitagabend die FC-Spiele verfolgten, dürfen wir wegen des Schutzkonzeptes nur 21 Gäste platzieren. Wer keine Reservierung hat, kommt gar nicht rein. Der Umsatz ist auf knapp 50 Prozent gesunken. Viele Gäste kommen nicht, weil sie Angst vor einer Infektion haben, andere fühlen sich unter den Auflagen nicht so recht wohl. An der Theke sitzen und Abstand halten, finden viele langweilig.

Ich will mir nicht vorstellen, was passiert, wenn der Karneval nicht oder nur eingeschränkt stattfinden kann. Viele Wirte hangeln sich ohnehin gerade so durch. Wenn die in einem Jahr 50.000 Euro Schulden anhäufen, dann geht das an die Existenz.

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