Kölner Ordnungsamt-Mitarbeiter„Kollegen von uns sind mit Flaschen beworfen worden“

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Sarah Ackermann und Jannik Moser vom Kölner Ordnungsamt haben in Corona-Zeiten einen besonders anstrengenden Job.

  • Drei Monate nach dem Ausbruch der Corona-Krise in Deutschland haben wir Kölner, die außergewöhnlichen Belastungen ausgesetzt waren, gebeten, Bilanz zu ziehen.
  • Sarah Ackermann,31, Jannik Moser, 27, arbeiten beim Kölner Ordnungsamt. Sie werden häufig von uneinsichtigen Menschen beschimpft, die Lockerungen haben ihre Arbeit nicht leichter gemacht.
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Köln – Die Corona-Pandemie hat uns als Team zusammengebracht. Seit März arbeiten wir beim städtischen Ordnungsdienst als festes Duo. Die festen Teams setzt die Stadt ein, um die Infektionsgefahr für die Mitarbeiter zu reduzieren. Zusammen haben wir auf öffentlichen Plätzen und Grünanlagen die Kontaktverbote kontrolliert, überprüft, ob sich Gastwirte und Einzelhändler an Auflagen halten und dabei viele Überstunden gemacht.

Unser Fazit: Für eine Millionenstadt ist es bisher ganz okay gelaufen. Es hätte schlimmer kommen können. Zu Beginn mussten wir auch privat die schlimmen Bilder aus Italien verarbeiten: So etwas hatten wir noch nie gesehen. Damit es in Köln nicht soweit kommt, mussten wir den Kölnern die vielen Regeln erklären, die sich seit März manchmal täglich änderten. Die meisten Menschen haben sich durchaus verantwortlich verhalten, viele Reaktionen gegenüber uns waren freundlich. Es gab viel Zuspruch, weil die Leute fühlten, dass wir sie schützen wollen. Andere haben sich aber uneinsichtig verhalten, geradezu egoistisch. Es hat Beschimpfungen und Beleidigungen gegeben, der Respekt hat mit zunehmender Dauer der Corona-Maßnahmen abgenommen. Kollegen von uns sind sogar einmal mit Flaschen beworfen worden.

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Besonders die Feiertage waren für uns eine Herausforderung. Um Ostern herum hat es Dutzende Verstöße gegen das Kontaktverbot gegeben. An Pfingsten mussten für Hotspots wie den Rheinboulevard und den Brüsseler Platz Verweilverbote sogar aufgestellt werden, um Infektionen zu vermeiden. Am Fühlinger See trafen sich bis zu 8000 Menschen, auf die Abstände wurde nicht immer geachtet. Die Lockerungen machen die Arbeit für uns nicht leichter. Seitdem sich zehn Personen treffen können, hat man das Gefühl, dass die Corona-Angst wieder aus vielen Köpfen verschwunden ist. Dabei steckt die Stadt immer noch mitten in der Pandemie.

Dafür haben sich zumindest die Einzelhändler und Wirte ganz überwiegend an die Auflagen der Stadt gehalten. Nach dem Lockdown hat es kaum Verstöße gegeben. Das wäre auch teuer geworden. Seitdem die Gastronomie wieder öffnen darf, sind aber die Beschwerden der Bürger über mangelhaft eingehaltene Corona-Schutzmaßnahmen in die Höhe geschnellt. Viele rufen an und beschweren sich, dass die Abstände nicht eingehalten oder keine Masken getragen werden.

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