GerichtDer Bestatter und die Domina

Die angeklagte Domina Lena G. möchte unerkannt bleiben. Dieses Symbolbild ist eine Kunstfotografie des Promi-Fotografen Albert Watson.
Copyright: Watson / Archiv Lizenz
Köln – Sie fesselte ihn mit Ketten ans Bett, ließ heißes Wachs auf seinen Körper tropfen, schlug mit der Peitsche auf ihn ein – für die Domina Lena G. ist es das Standard-Programm. Ihr Stammkunde Markus H. (Namen geändert) war am 5. September sieben Stunden bei ihr. „Meine Gäste bezahlen dafür, dass ich sie verletze“, sagt die 35-Jährige.
Ihr Freier sieht das anders und verklagte die Prostituierte. Vor der 10. Großen Strafkammer des Landgerichts musste sie sich nun wegen Freiheitsberaubung, gefährlicher Körperverletzung und schweren Raubes verantworten. Markus H., ein Bestatter aus dem Kreis Euskirchen, ist aus einer Psychiatrischen Klinik angereist – eine Psychiaterin ist an seiner Seite, während er aussagt. Der 49-Jährige spricht leise und schaut vor sich auf den Tisch, immer wieder verkrampft er, ist kaum ansprechbar. „Ich wollte nur ein erotisches Rollenspiel, nichts dominantes.“ Lena G. habe ihn in einem Apartment in der Glockengasse nach zwei vereinbarten Stunden nicht gehen lassen, sondern ihm ein Küchenmesser an den Hals gehalten, während er gefesselt auf dem Bett lag. „Sie wollte meine EC-Karte und die Nummer“, sagt er. „Die Stimmung kippte, als sie gekokst hat. Lena veränderte sich, wurde immer aggressiver.“ Die Domina habe mit ihrem Stiefel auf ihn eingedroschen und ihn am Auge verletzt. Sie soll ihn gezwungen haben, Kokain zu schlucken. Dann habe sie einen Bekannten angerufen, der 980 Euro mit der Bankkarte abgehoben haben soll.
Löste das Kokain Halluzinationen aus?
Lena G. sagt: „Er hat mir für die ersten zwei Stunden 400 Euro gegeben, wollte aber länger bleiben, ich sollte noch einen Transsexuellen dazuholen.“ Um ihr Geld auch sicher zu bekommen, habe sie sich nach weiteren Stunden seine Karte und die Pin geben lassen und einen Bekannten gebeten, das Geld zu holen. „Das mache ich oft so, ich habe schlechte Erfahrungen gemacht.“ Das Kokain soll Markus H. selbst mitgebracht haben.
Eine Gutachterin bestätigt, dass beide jede Menge Kokain im Blut hatten, sie hält es für möglich, dass das Rauschgift halluzinogene Wirkung hatte – bei der Domina oder dem Freier. Da nicht nachvollziehbar ist, was an jenem Abend passiert ist und Markus H. schließlich im Zeugenstand zusammenbricht, stellte die Kammer das Verfahren ein. Lena G. muss 200 Euro an den Weißen Ring bezahlen und ist wieder frei. Die Mutter von vier Kindern war seit dem 6. September in Untersuchungshaft.