GeruchsbelästigungStadt wird auf Kosten sitzenbleiben

Am Dienstagmorgen lag ein merkwürdiger Gestank über dem Kölner Stadtgebiet. Mittlerweile breitet sich der Duft nach Suppenwürfel auch ins Umland aus.
Copyright: dpa Lizenz
Die Stadt wird vermutlich auf den Kosten für den Feuerwehreinsatz von Dienstag sitzenbleiben. Rund 40 Feuerwehrleute hatten stundenlang nach der Ursache für den beißenden Maggi-Geruch in der Stadt gesucht. Die Kosten belaufen sich laut Feuerwehr nach ersten Schätzungen auf rund 17.000 Euro. „Wir müssen jetzt erst mal prüfen, ob wir das der Firma in Rechnung stellen können“, sagte Feuerwehrsprecher Jens Müller.
Sotolon ist ein starker Aromastoff, der in niedriger Konzentration nach Ahornsirup oder Karamell, in hoher Konzentration nach Curry oder Liebstöckel riecht. Die Pflanze ist auch als Maggikraut bekannt. Nach EU-Gefahrstoffkennzeichnung ist Sotolon als gesundheitsgefährdend eingestuft, allerdings nur in hoher Dosierung. Die Konzentration in der Luft sei jedoch deutlich niedriger gewesen als zum Beispiel in Maggi. (bls)
Verursacher war das Neusser Unternehmen Hanke Aromastoff-Produktions GmbH, die als Silesia GmbH weltweit tätig ist. Dort war es in der Nacht auf Dienstag „im Rahmen eines Destillationsprozesses zum Austritt einer kleinen Menge des Aromastoffes Sotolon gekommen“, wie die Firma bestätigte. Vier Kilogramm waren durch einen Schornstein in die Luft gepustet worden.
Die Neusser Feuerwehr musste nicht eingreifen, darum dauerte es bis zum Mittag, bis die Ursache für den Gestank in Köln gefunden werden konnte. Die Firma drückte schriftlich ihr Bedauern über den Vorfall aus.
Nach dem Feuerschutzhilfeleistungsgesetz (FSHG) sind Einsätze unentgeltlich, sofern dem Verursacher kein Vorsatz nachgewiesen werden kann. Das ist in diesem Fall sehr unwahrscheinlich. Da der Betrieb auch nicht der Störfallverordnung und damit einer Meldepflicht bei Zwischenfällen unterliegt, glauben die Experten derzeit nicht, dass die Firma haftbar gemacht werden kann. Das städtische Rechtsamt wird in den Prüfprozess mit einbezogen.
Die Polizei Neuss hatte am Dienstag zunächst Ermittlungen gegen die Firma aufgenommen. „Es bestand der Anfangsverdacht eines Umweltdeliktes“, sagte ein Polizeisprecher. Da aber kein Hinweis auf eine Straftat bestehe, seien die Ermittlungen eingestellt worden.
Auf der jüngsten Sitzung des Gesundheitsausschusses war der Unmut einiger Mitglieder über die späte Aufklärung der Ursache und den dadurch ausgelösten stundenlangen Feuerwehreinsatz groß. „Es ist fast skandalös, dass eine Firma eine riesige Region zustinkt und wir die Kosten haben“, empörte sich Ursula Gärtner (CDU). Stadtdirektor Guido Kahlen versprach zu prüfen, welche Möglichkeiten es für einen Aufwendungsersatz in einem solchen Fall für die Feuerwehr gibt.