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Neues VorverkaufskonzeptKölner Club-Betreiber setzt auf ein „Früh-10-Euro-Ticket“

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George Schindler ist der  Inhaber der Groove Bar in Porz-Wahn. 

Wahn – Es waren ehrliche Worte, die die Musiker von Kasalla im Sommer in den Sozialen Medien veröffentlicht hatten: Die Kölner Erfolgsband musste wegen schlechter Vorverkaufszahlen ihre Europatournee absagen. Damit sind die Musiker nicht alleine. Ein Kölner Club-Betreiber kennt das Problem und reagiert.

„Der Ticketverkauf war nicht ansatzweise so, wie wir uns das vorgestellt haben und bisher von eigenen Deutschland-Touren gewohnt waren“, hatte Sänger Bastian Campmann erklärt. George Schindler, Inhaber der Groove Bar in Porz-Wahn, kennt das. „Die Sicherheit, die der Vorverkauf für Veranstaltung gegeben hat, gibt es derzeit nicht wirklich.“ Das Problem: Allein zu hoffen, dass am Veranstaltungstag genug Leute vor dem Laden stehen, gibt wenig Planungssicherheit. Für Musikerinnen und Musiker, die Technik, wie eben auch für Veranstaltungsstätten. Bei letzterem trifft es besonders die kleineren, zu der auch die Groove Bar an der Frankfurter Straße 200 gehört.

Corona-Krise und Inflation beeinflussen auch die Kölner Musik-Branche

Und George Schindler nimmt es den Leuten auch gar nicht krumm. Einerseits „trauen“ sich einige nicht mehr, Karten längerfristig im Vorverkauf zu bestellen. Schließlich seien in der jüngsten Vergangenheit zu oft Konzerte verschoben oder abgesagt worden und die Menschen mussten ihrem Geld „hinterherrennen“.

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Andererseits: „In der derzeitigen Lage überlegt man halt dreimal, ob man sich noch 20 bis 25 Euro für ein Konzerterlebnis leisten kann, wenn im Supermarkt alles so viel teurer geworden ist und trotz Energiepreisbremse Unsicherheit herrscht, ob man die Heizungs- und Stromkosten noch gestemmt bekommt.“ Das heißt aber auch, bleiben die Gäste aus, hat die Konzertbranche „nach“ Corona ihre nächste Krise.

Doch George Schindler ist jemand, der nicht einfach den Kopf in den Sand steckt und jammert. „Ich versuche, Wege und Lösungen zu finden.“ In der Zeit, als in der Pandemie keine Veranstaltungen mit Gästen stattfinden durften, hat er Streaming-Konzerte veranstaltet – unter anderem auch mit Kasalla. Nicht, dass die einen Geldsegen gebracht haben, aber es war ein Zeichen: „Wir sind noch da.“ Und auch jetzt will er seine Veranstaltungen am Leben erhalten und nicht gleich alles absagen, auch wenn der Vorverkauf schleppend oder gar schlecht läuft. „Konzerte absagen, weil die Situation gerade schwierig ist, ist nicht mein Ding“, sagt Schindler. Und deswegen hat er sich wieder etwas Neues ausgedacht und dazu auch die Brauerei Früh mit ins Boot geholt, von denen Schindler das Kölsch bezieht.

„Früh-10-Euro-Ticket“ für die schwierigen Zeiten

„Für alle diejenigen, denen ein ,reguläres’ Konzertticket unerschwinglich erscheint, führen wir für unsere Konzerte das ,Früh-10-Euro-Ticket“ ein, sagt er. Ein Konzert in der Groove Bar kann dabei für einen geringen Teil des regulären Preises besucht werden.

„Das können wir anbieten, weil ein Teil der Differenz dankenswerterweise von der Früh-Kölsch-Brauerei übernommen wird und wir von der Groove Bar gleichzeitig auf unsere Gewinnmarge verzichten“, sagt Schindler. Einige hundert Tickets können für die kommenden Konzerte auf diese Art und Weise verbilligt angeboten werden. Viel tun müssen Konzertgäste dafür nicht. „Einfach zum Konzert der Wahl an die Abendkasse kommen und nach einem ,Früh-Ticket“ fragen“, sagt Schindler. Obendrein gibt es noch ein Getränk aus dem Sortiment der Brauerei.

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„Das neue Ticketkonzept ist keine Idee, die mich reich macht“, sagt George Schindler. Doch darum geht es ihm auch nicht. Sondern viel mehr darum, dass „die Menschen die Möglichkeit der Teilhabe haben“. Deswegen setzt Schindler auch auf Solidarität bei seinen Gästen. Wer es sich leisten kann, zahlt den regulären Preis oder hat sich entsprechend schon im Vorverkauf eine Karte besorgt. Denn unendlich viele „Früh-Tickets“ kann es auf Dauer nicht geben.  

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