Hästens - Jan Kath - Gottfried Becker - Wohnambiente Heider Und Licht CubeS ...

Lichtdesignerin Rahsan Gündug präsentierte ihre Leuchten. Jan Becker bietet Inneneinrichtung als Gesamtpaket. Gian Franco Casu neben seinem gläsernen Kickertisch.
Copyright: Karine Waldschmidt
Innenstadt – Klar, der extravagante Kickertisch wecke schnell Interesse, sagte Gian Franco Casu vom Einrichtungshaus Giorgetti am Kaiser-Wilhelm-Ring. „Die Leute kommen neugierig rein, aber wenn sie den Preis hören, gehen sie schnell wieder“, berichtete er lachend. Ein Kickertisch mit gläsernem Spielfeld, die Figuren aus Edelholz. Der stolze Preis: 15 000 Euro. Manchmal muss es eben mehr sein. Definitiv nichts für Leute, die beim Kickern am liebsten in abgerockten Kneipen stehen, denen die Spielstangen gar nicht abgewetzt genug sein können. Zu einem Design-Walk hatte Sabine Opitz eingeladen, Mit-Herausgeberin von „Lebensart“, einem zweimal im Jahr erscheinenden Livestyle-Magazin.
Besucht wurden auf Design, Möbel und Wohnbedarf spezialisierte Geschäfte im Belgischen Viertel. Start war Hästens, ein Bettenhaus an der Brüsseler Straße, dann ging es zur Teppichgalerie Jan Kath by Nyhues nur wenige Meter weiter an der Venloer Straße. Anschließend spazierten die Teilnehmer zu Gottfried Becker am Kaiser-Wilhelm-Ring, schauten bei Wohnambiente Heider vorbei und landeten bei Giorgetti – die drei Läden befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Die mehr als zweistündige Tour endete im Midtown Hotel an der Christophstraße. Zwölf Teilnehmer hatten sich für den Walk angemeldet. Da war zum Beispiel ein Paar, das erzählte: „Auch wir haben ein Designgeschäft im Belgischen Viertel, wir möchten die Gelegenheit nutzen, um andere Betriebe zu besichtigen, Kollegen zu treffen.“ Eine Fernsehjournalistin erklärte, sie sei auf der Suche nach Anregungen für einen TV-Beitrag. Sich inspirieren lassen wollte auch die Architektin Christina Soravia: „Ich bin oft mit meinen Kunden bei Beckers, ich wollte noch ein paar Läden mehr kennenlernen.“
Gian Franco Casu gab einen Überblick über die historische Entwicklung von Giorgetti, einem Traditionsunternehmen, das 1898 in der Nähe von Mailand gegründet wurde. Der Inhaber habe als Möbeltischler begonnen, so Casu. In den ersten Jahren wurden ausschließlich Stuhlgestelle produziert, 50 Jahre lang tagaus, tagein dasselbe Grundgerüst für einen Louis-XVI-Stuhl. Die Ware ging nach Frankreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg erweiterte Giorgetti die Angebotspalette deutlich, wandelte sich zum Einrichtungshaus für gehobene Ansprüche.

Lichtdesignerin Rahsan Gündug präsentierte ihre Leuchten. Jan Becker bietet Inneneinrichtung als Gesamtpaket. Gian Franco Casu neben seinem gläsernen Kickertisch.
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Im Bettengeschäft Hästens durften die Besucher Probe liegen. Geschäftsführerin Christiane Brors beschrieb, worauf beim Kauf eines neuen Bettes zu achten ist. Die optimale Einstiegshöhe etwa liege bei 56 Zentimetern. Ein Ehebett kostet ab 4000 Euro, ein Boxspringbett gut 8000 Euro. Die Matratzen der schwedischen Firma erkennt man daran, dass sie immer aus demselben Karostoff gefertigt sind. Aus einem simplen Grund: Die Polsterer sollen sich beim Nähen besser orientieren können.
JAN KATH
Jan Kath, der 46-jährige Spross einer alteingesessenen Bochumer Teppichhändlerfamilie, ist für seine innovativen, eigenwilligen Teppichentwürfe bekannt. Kim-David Kemperdick, Leiter der Kölner Niederlassung, wartete zunächst im Showroom imParterre, führte die Gäste dann aber auch hinunter in den Gewölbekeller, wo repräsentative Ausstellungsstücke gezeigt werden. Sich vom althergebrachten Perserteppich loszusagen und eigene Entwürfe in Auftrag zu geben, sei eher eine Verzweiflungstat gewesen, sagte Kemperdick. „Das Geschäft in Bochum hatte Umsatzeinbußen, es musste etwas geschehen.“ Also habe Jan Kath den Stier bei den Hörnern gepackt. Seine Teppiche sind Kunstwerke, die Formensprache ist höchst eigenwillig: die Ornamentik mal zart, mal kraftvoll, oft verwaschene Farben. Die aktuelle Kollektion nimmt Bezug auf die angesagte Used-Optik. Mindestens 1200 Euro müsse man für ein Exemplar anlegen, sagte Kemperdick. Die Teppiche würden unter fairen Bedingungen in Indien produziert, die Wartezeit betrage etwa ein halbes Jahr. Ein vorheriger Hausbesuch sei ratsam, um die Raumverhältnisse zu prüfen. „Ich gucke, woher das Licht kommt, es kann sein, dass Umstände dazu führen, dass ein Teppich mal fade wirkt.“

Lichtdesignerin Rahsan Gündug präsentierte ihre Leuchten. Jan Becker bietet Inneneinrichtung als Gesamtpaket. Gian Franco Casu neben seinem gläsernen Kickertisch.
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GOTTFRIED BECKER
Bei Gottfried Becker, seit 117 Jahren am Kaiser-Wilhelm-Ring ansässig, begrüßte Jan Becker, Juniorchef in vierter Generation, die Gäste. „Wir freuen uns, mit schönen Dingen zu tun zu haben.“ Anfang des 20. Jahrhunderts noch Tapetengeschäft, hat sich das Unternehmen längst auf Inneneinrichtung spezialisiert. „Wir bieten über 800 Marken, übernehmen Planung und Produktion, haben auch eigene Werkstätten, unser Schwerpunkt ist die Sonderanfertigung, wir schnüren ein Gesamtpaket.“ In puncto innovative Materialien habe sich gerade in jüngster Vergangenheit viel getan. „Da geht einem das Herz auf.“
Auf einem Tisch waren Heimtextilien ausgebreitet, Becker führte sie vor, die Begeisterung war ihm anzumerken: handgenähter Paillettenstoff, mit Metall-Legierung bedrucktes Leder, künstliche Haifischhaut. Auf der Empore ist ein Vorführraum eingerichtet, der von digitaler Technik dominiert ist. „Wir haben uns lange mit der Frage beschäftigt, wie können wir dem Kunden eine Vorstellung verschaffen.“

Kim-David Kemperdick (r.) zeigte Teppiche von Jan Kath.
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Die Lösung: Die Virtual-Reality-Brille. So könne sich ein Kunde ein Planungsdetail in aller Ruhe anschauen. „Die Technik ist phänomenal, Sonderanfertigungen kann man greifbar machen, in 20 Jahren wird das Standard sein“, glaubt Becker. „Ich möchte mit den Kunden in Dialog gehen, persönliche Beratung ist unser Plus, die kann der Online-Handel nicht leisten.“
WOHNAMBIENTE HEIDER UND LICHT CUBE
„Wir bieten Inneneinrichtungen der ganzheitlichen Art“, erklärte Raphael Heider, Inhaber von Wohnambiente Heider. Das beginne bei den Möbeln und ende beim Sonnenschutz und der Auswahl an bildender Kunst für die Wände. Heider hat Yener und Rahsan Gündug ins Boot geholt. Die Eheleute sind Experten für Beleuchtung, haben ihre Firma „Licht Cube“ in Lövenich, arbeiten seit drei Jahren eng mit Heider zusammen. „Als es damals um Smartsteuerung ging, sind wir an unsere Grenzen geraten, wir bilden seitdem ein Gespann“, sagte Geschäftsführer Detlev Reiner. Die Firma Heider, gegründet 1956, hat ihren Ursprung in Königswinter südlich von Bonn. Auch sie unterhält eigene Werkstätten, Polsterei, Näherei, Schreinerei.
DESIGN-WALK
Der nächste Design-Walk ist am Mittwoch, 18. September. Die Teilnahmegebühr beträgt 25 Euro (inklusive Verpflegung). Treffpunkt ist der Hästens Store, Brüsseler Straße 85; Beginn um 17 Uhr. Eine Anmeldung ist online und per Mail möglich oder telefonisch unter 0221/472 21 53. (kaw) lebensart@wienand-medien.de https://www.lebensart-koeln.de/design-walks/
Gian Franco Casu, Giorgetti