„Hinterhältiges Vorgehen“Kölner AfD will Karnevalisten Karl Küpper ehren

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Karl Küpper war zu Lebzeiten Nazi-Kritiker.

Der Sohn des legendären Büttenredners und Nazi-Gegners Karl Küpper war entsetzt, als er von dem Antrag der AfD erfuhr. Deren Ratsfraktion schlägt ein Denkmal zu Ehren des 1970 verstorbenen Karnevalisten vor und fordert zudem die Auslobung eines Karl-Küpper-Preises für „die beste politische Büttenrede der jeweiligen Session“. Die Begründung der Rechtspopulisten: In einer Zeit, in der politisch Andersdenkende zunehmend ausgegrenzt würden, „sollten wir uns solche Kölner ins Gedächtnis rufen.“ So sehr er eine Ehrung seines Vaters grundsätzlich unterstütze, das Vorgehen der AfD sei „hinterhältig“, sagt Gerhard Küpper. Es offenbare „eine zutiefst undemokratische Einstellung, der mit aller Kraft entgegengewirkt werden muss“.

Küpper jun. hat einen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker geschrieben. Er fordert die Stadtchefin wie auch die übrigen Fraktionen auf, dem AfD-Antrag zu widersprechen. „Mein Vater war zu seinen Lebzeiten strikt gegen jede Form von nationalsozialistischem Gedankengut und hat sie mit seinen Mitteln unter Lebensgefahr bekämpft; würde er heute noch leben, würde er diesen Kampf auch mit der AfD aufnehmen“, sagt Küpper und kündigt „nötigenfalls auch juristische Schritte“ an.

Der Rat wird den Antrag in seiner Sitzung am kommenden Donnerstag wohl mit großer Mehrheit ablehnen. „Ich bin fassungslos, auf welch dreiste Art und Weise ausgerechnet die AfD versucht, einen Gegner des Nationalsozialismus für sich zu instrumentieren“, sagt SPD-Fraktionschef Christian Joisten. Er spricht von „einer Umkehrung des Verhältnisses zwischen Täter und Opfer.“ Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Bernd Petelkau, bezeichnet den Antrag als „perfide, weil die AfD sich inhaltlich nie um das Thema gekümmert hat“.

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Grünen-Fraktionsvorsitzende Brigitta von Bülow findet es „ziemlich unverschämt, was die AfD da betreibt. Sie missbraucht das Erbe Karl Küppers für ihre eigenen Zwecke.“ Aus den Positionen der AfD werde deutlich, „dass sie die demokratischen Grundwerte infrage stellt“. Der Vorsitzende der Fraktion Die Linke, Jörg Detjen, sagte, der Familie der einstigen Karnevalsgröße gebühre Respekt, weil sie gegen den Antrag angehe. Katja Hoyer, stellvertretende Fraktionschefin der FDP, ist eine Nachbarin Gerhard Küppers. Dessen Vater habe „all das angeprangert wofür die AfD steht“. Er habe „mit dem Mittel des kölschen Humors“ gegen das NS-Regime gekämpft und sei dafür von den Nazis verfolgt worden.

Das Festkomitee kritisiert den Antrag ebenfalls. „Unsere Demokratie mit der Nazi-Herrschaft gleichzusetzen und Regierungskritiker zu Freiheitskämpfern hochzustilisieren ist ein perfides Spiel, das unserer zum Glück offenen Gesellschaft schadet“, sagt Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn.

Die Idee eines Karl-Küpper-Preises habe man bereits früher geprüft, aus Respekt vor der Persönlichkeit und Haltung Küppers jedoch bisher nicht umgesetzt. „Denn in der Nazi-Zeit war es tatsächlich gefährlich, seine Meinung frei zu äußern, während heute jeder Büttenredner völlig frei seine Meinung sagen kann“, so Kuckelkorn.

Der Historiker Fritz Bilz, der eine Biografie über Karl Küpper veröffentlichte, ist davon überzeugt: „Heute wäre Küpper sicher einer der schärfsten Kritiker der AfD.“ Richtig sei allerdings, dass die Stadt Köln das Andenken Küppers bislang nicht angemessen gewürdigt habe. Bislang trägt lediglich ein kleiner Platz in der Innenstadt seinen Namen; außerdem erinnert eine Plakette in Kalk an ihn.

Das war Karl Küpper

1905 in Düsseldorf geboren und am Rathenauplatz aufgewachsen, entwickelte sich Büttenredner Karl Küpper als „D'r Verdötschte“ in den 1930er und 1950er Jahren zu einem der populärsten Karnevalisten Kölns, war deutschlandweit beliebt und erfolgreich.

Mit seiner frechen kölschen Schnüss hat er in seinen witzigen Reden immer den Oberen die Leviten gelesen. Mit seinen politischen Pointen war er wohl der bekannteste und bestbezahlte Büttenredner seiner Zeit. Doch als ein echtes Original stand er stets auf der Seite der kleinen Leute und kritisierte Machtverhältnisse jeglicher Art.

Im Gegensatz zu vielen Karnevalskollegen, die in die NSDAP eintraten oder sich offen bei den Nazis anbiederten, ließ sich Küpper von den braunen Machthabern nicht einschüchtern. Legendär ist, wie er im Gürzenich die rechte Hand wie zum Hitlergruß erhob und sagte: „Esu huh litt bei uns dä Dreck em Keller.“

Auch nach dem Krieg legte er sich weiter mit den Mächtigen an. Nach 1958 trat Küpper nur noch sporadisch auf und ließ seine Büttenkarriere – er hatte mehr als 1500 Orden gesammelt–ausklingen. Zunächst übernahm er eine Gaststätte in Höhenhaus, bis zu seinem Tod 1970 wirkte er in Kalk. (NR)

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