Hype in KölnWarum Bubble Tea wieder beliebt ist

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Bubbleheader

Bubble Tea ist wieder in.

Köln – Meistens so gegen 15 Uhr, wenn die Schule aus ist, kann man sie sehen. Gruppen von Jugendlichen mit quietschbunten, riesigen Bechern in der Hand. Zum Beispiel in Dom-Nähe vor dem „Fan Tea“-Laden an der Komödienstraße – und gleich gegenüber an St. Andreas vor dem „Beautee“ und dem „Comebuy“. Der Bubble Tea, vor rund zehn Jahren verschwunden, erlebt eine Renaissance. Immer mehr Läden sprießen aus dem Boden, in der City gibt es fast ein Dutzend. Die Erklärung haben Martyna (17) und Liana (19): „Tiktok, da sieht man Bubble Tea überall.“ Gerne auch vor dem Dom in Szene gesetzt.

Das chinesische Videoclip-Portal Tiktok und Instagram haben den Boom beflügelt. In der Tat ist Bubble Tea ein fotogenes Getränk. Zum Beispiel die Variante Mango Soda mit Passionfruit- und Blueberry-Boba, kleinen Kügelchen, die dekorativ am Grund des farblich wie ein Regenbogen verlaufenden Getränks in dem riesigen 0,7 Liter Plastikbecher liegen. Man könnte fast sagen: Bubble Tea ist für Jugendliche wie ein Cocktail und Kaviar für Erwachsene.

Bubblemadchen

Martyna (l.) und Liana 

Martyna hat diesmal den farblich etwas zurückhaltenderen Matcha Latte mit Cheesefoam gewählt. „Das ist dann obendrauf fast wie ein Käsekuchen.“ Es gibt auch Varianten mit Alkohol, aber die kommen für die beiden nicht in Frage. Die Schülerinnen aus Ulm sind auf Studienfahrt in Köln. Ein Foto vorm Dom mit Bubble Tea darf da nicht fehlen.

Bubbledetail

Je bunter, desto besser.

Vor dem „Beautee“ stehen Sarah und Benny. Die beiden 15-Jährigen sind aus dem Rechtsrheinischen in die City gekommen. Für Benny ist es erst sein zweiter Bubble Tea überhaupt. „Starry Sky“ hat er gewählt, der gelb-pink-blau leuchtet. „Manchem wird das vielleicht zu süß sein“, meint er. In der Tat liegt der Zuckergehalt genauso hoch wie bei Softdrinks. Aber von dem Getränk, das zwischen vier und sechs Euro kostet, habe man echt viel – wegen der Kügelchen, die man mit einem extra breiten Strohhalm nach oben saugt. Die Fruchtsaft-Boba zerplatzen recht schnell im Mund, die Kügelchen aus Tapioka sind etwas zum Kauen.

Bubble Tea kehrt nach zehn Jahren zurück 

Die Tapioka-Perlen werden aus der Stärke der Maniokwurzel gewonnen und mit Ahornsirup und verschiedenen Geschmacksrichtungen versetzt und aufgekocht. Der Ahornsirup karamellisiert und es entsteht eine leicht gummiartige Masse. Außerdem macht den beiden das Zusammenstellen des Getränks Spaß. Da gibt es so viele Möglichkeiten, dass Starbucks dagegen sehr bescheiden aussieht.

Dass Bubble Tea mal ganz out war, das wissen die meisten heutigen Fans gar nicht. Sie sind einfach zu jung. Das aus Taiwan stammende Getränk wurde 2009 erstmals in Deutschland angeboten und startete eine steilen Siegeszug. Bis 2012 hielt der Hype an. 2013 gab es Bubble Tea dann auch schon bei McDonald’s.

Einfluss von Tiktok 

Im selben Jahr gab es einen Bericht über eine Studie, nach der Forscher angeblich krebserregende Stoffe in den Getränken gefunden hätten. Das nordrhein-westfälische Landesamt für Lebensmittelüberwachung untersuchte 84 Bubble-Tea-Proben und entdeckte „keine Auffälligkeiten“. Die Forscher fühlten sich falsch zitiert, die Studie ist im Internet nicht mehr zu finden. Gleichzeitig ploppten Warnungen auf, kleine Kinder unter vier Jahren könnten sich an den Kügelchen verschlucken. Allerdings gab es keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass dies jemals passiert war.

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Doch ob es nun an diesen Meldungen lag oder daran, dass die Welle einfach von sich aus abebbte: Die Bubble-Tea-Shops schlossen mangels Kundschaft. Der Hype war so schnell vorbei, wie er gekommen war. Wie lang es diesmal dauern wird, bis die Blase platzt, das kann niemand voraussagen. Neben dem Einfluss von Tiktok spielt auch eine Rolle, dass zur Zeit asiatische Ästhetik durch K-Pop und Manga-Style ohnehin angesagt ist. Nicht umsonst scheint die nette Verkäuferin im „Fan Tea“ mit ihren bunten Haaren einem Anime entsprungen zu sein.

Bleibt nur noch zu klären, dass der Bubble Tea seinen Namen nicht wegen der bunten Kugeln hat, sondern wegen seiner klassischen Zubereitung, bei der Tee mit Milch und Eiswürfeln vermengt und geschüttelt wird, bis ein Schaum entsteht – die Bubbles sind einfach nur Luftblasen.

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