Vision für Kölner CityHohe Straße könnte Glaspassage werden

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Entwurf der überdachten Hohe Straße

Köln – Es ist im wahrsten Sinne des Wortes eine hochaufstrebende Idee. Aus der Hohe Straße könnte eine überdachte Passage werden – das schlägt der renommierte Architekt Professor Stephan Braunfels vor, der unter anderem die Pinakothek der Moderne in München und mehrere Gebäude im Berliner Regierungsviertel entworfen hat. Die Stahl-Glaskonstruktion soll der durch Leerstand und Billig-Läden gebeutelten Hohe Straße „eine Aura und eine Geste geben“ und die „Kleinteiligkeit wieder in einen großen Zusammenhang bringen“.

Stahlkonstruktion soll in die Hohe Straße gesetzt werden 

„Diese historisch wichtige Straße hat noch exakt den geraden Verlauf und die Breite von etwa acht Metern, die sie in römischer Zeit als Cardo Maximus, als Hauptachse, hatte. Und heute ist sie eine der meistfrequentierten Einkaufsstraßen in Deutschland. Diese Bedeutung möchte ich wieder sichtbar machen“, so Braunfels. Auch, wenn man an prächtige Vorbilder wie die Mailänder Passage Corso Vittorio Emanuele natürlich nicht herankommen werde.

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Die Glas- und Stahlkonstruktion soll wie auf Stelzen in die Fußgängerzone gestellt werden.

Er schlägt vor, eine Stahl- und Glaskonstruktion wie auf Stelzen in die Fußgängerzone zu setzen und die Ständer am Boden zu verschrauben. So müsse man an kein Gebäude direkt heran und könnte eine natürliche Belüftung erhalten. Auch der Ablauf von Regenwasser könnte weiterhin über die Fassaden geschehen. Etwa in einer Höhe der durchschnittlichen Traufhöhe von 15 Metern würde dann die Rundung des Daches ansetzen.

500 Meter Hohe Straße überdacht

500 Meter vom Wallrafplatz bis zum Apple-Store sollen überdacht werden. „Passagen funktionieren nur, wenn sie an jedem Ende eine Attraktion haben.“ Und das sei hier gegeben. Braunfels ist zuversichtlich, dass man auch kleine Außengastronomien auf der schmalen Straße unterbringen kann – zumindest nach der Hauptgeschäftszeit.

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An der Ecke Brückenstraße stand einst die Kaiserin-Augusta-Passage. 

An der Ecke Brückenstraße könnte sogar eine Art Plätzchen entstehen. Hier gab es tatsächlich schon einmal eine Passage: Ab 1863 entstand hier die Königin-Augusta-Halle, der erste großstädtische Geschäftsbau mit 55 Läden und einem Kaffeehaus in der Mitte, das von einem verglasten Satteldach gekrönt wurde. Es war damals die zweite bedeutende Einkaufspassage in Deutschland.

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Über Bauzeit, baurechtliche Fragen und Kosten der neuen Passage kann Braunfels noch nicht viel sagen, denn die Idee hat er in nur wenigen Wochen entwickelt – auf Anregung von Anrainern des Neumarkt um den Chef des Auktionshauses Lempertz, Henrik Hanstein, für die er sich auch schon Gedanken über die Umgestaltung des Neumarkt macht.

Braunfels

Architekt Stephan Braunfels

Stadtentwicklungsdezernent Markus Greitemann, so Braunfels, lägen die Pläne vor und dieser wolle sich auch bald äußern. „Das könnte man eigentlich leicht umsetzen“, sagt Braunfels über seinen Vorschlag – aber lächelt darüber auch gleich wieder angesichts der langwierigen Bauprozesse, auf die er im Rahmen seiner Recherche und bei Stadtspaziergängen gestoßen ist. Doch der Architekt, der in München lebt, meint: „Köln ist viel schöner als man gemeinhin sagt. Aber man muss schon genauer hingucken.“ Die Schönheiten müsse man nur wieder herausarbeiten. In römischer Zeit sei die Straße die einzige in Köln gewesen, die vollständig gepflastert war – vielleicht wird sie bald die einzige, die überdacht ist. 

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