Ilka SimonFrisbee-Weltmeisterin kommt aus Köln

Weltmeisterin Ilka Simon trainiert mit der Frisbee-Scheibe intensiv auf den Kölner Uni-Wiesen.
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Köln – Die Scheibe wiegt gerade einmal 175 Gramm, misst 20 Zentimeter im Durchmesser und ist ein wunderbares Spielzeug für Wiesen und für den Strand. Für Ilka Simon ist ein Frisbee freilich viel mehr: Ein Arbeitsgerät, mit dem sie viele Stunden in der Woche auf der Kölner Uni-Wiese übt. Nicht nur werfen und fangen, sondern auch die Scheibe möglichst sicher und elegant über den Oberkörper und die Arme rollen zu lassen, hinter dem Kopf und unter ausgestreckten Beinen zu balancieren. Das häufige Trainieren hat sich gelohnt: Die 29-jährige Kölnerin wurde kürzlich im kolumbianischen Medellin Weltmeisterin in der Frisbee-Disziplin Freestyle.
Frisbee, das ist die Sportart, die in einer Bäckerei im US-amerikanischen Bridgeport erfunden wurde. Es war William Russel Frisbie, der in seinem 1871 gegründeten Backwarenunternehmen Frisbie Pie Company in den frisbeeähnlichen Scheiben Kuchen auslieferte. Kinder entdeckten, dass die leeren Schalen hervorragende Flugeigenschaften besaßen und spielten damit in Hinterhöfen. Eines der Kinder war Walter Morrison, der als Erwachsener in den 1950er Jahren ein Kunststoff-Frisbee auf den Markt brachte, die Pluto-Platte.
Wir sind alle etwas verrückt
Ilka Simon hat das Frisbeespiel in einer Montagehalle kennengelernt. Als Studentin arbeitete sie in einer Fabrik, die Schaltgeräte herstellte – neben ihr am Band der Deutsche Frisbee-Meister Boguslaw Bul. „Eines Tages gab es eine Panne in der Fabrik, die Bänder wurden abgestellt, und wir hatten eine Zwangspause“, erinnert sich Simon. Da packte Bul eine Frisbeescheibe aus und zeigte Simon, wie man mit der Scheibe balanciert. Simon folgte Bul zu Frisbeetreffen mit Freunden, übte selbst mit dem Spielgerät und fuhr 2006 – damals noch als Zuschauerin – zur Weltmeisterschaft nach Berlin.
Da hatte sie das Frisbeefieber längst gepackt. Bei einem kleineren Turnier in den Niederlanden trat sie erstmals selbst auf. Weitere Wettkämpfe folgten: Bratislava, Prag, Amsterdam. 2009 wurde Simon Mixed-Europameisterin, in diesem Jahr siegte sie bei den Europameisterschaften der Frauen, den Deutschen Meisterschaften im Mixed und holte schließlich mit ihrer Berliner Partnerin Bianca Strunz den Weltmeisterpokal in der Disziplin Women’s Pairs in Kolumbien vor den favorisierten US-Amerikanerinnen Lori Daniels und Lisa Hunrichs.
Konkurrenzneid gibt es bei uns nicht
Die Freestyle-Szene ist überschaubar und sehr familiär. Weltweit gibt es gerade einmal 405 Turnier-Spieler, etwa ein Dutzend davon in Köln. „Wir sind alle etwas verrückt“, sagt Simon, die im Mülheimer Antidiskriminierungsbüro arbeitet. Sie schätzt es, dass es bei den Turnieren eher zu- gehe wie auf einem Familientreffen. „Konkurrenzneid gibt es bei uns nicht. Wir freuen uns, wenn einem Mitspieler eine gute Kombination gelingt.“ Kaum einer der Spieler verdient aber Geld mit dem Sport, Ausnahmen wie der Däne Jan Möller Söresen, der in Shows auftritt, seien selten. Für ihren WM-Titel hat Ilka Simon ganze 40 Euro bekommen.
Auch die Trainingsbedingungen der Freestyler sind eher puristisch. Im Sommer können sie freilich auf Wiesen üben, im Winter weichen sie auf den zugigen Breslauer Platz aus. „Wir bräuchten dringend eine Halle“, sagt Simon.