„RTL aktuell“-JubiläumPeter Kloeppel, der Marathon-Mann des Fernsehens

Das ist sein Platz: Nachrichten-Chefmoderator Peter Kloeppel im Sendestudio von „RTL aktuell“
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Köln – Klar, es ist ein Öffentlichkeits-Profi, der hier durch die Rheinhallen in Deutz bummelt. Die denkmalgeschützten Backsteingebäude von 1928, rund 90.000 Quadratmeter, sind der Stammsitz der Mediengruppe RTL Deutschland mit 2000 Mitarbeitern.
Peter Kloeppel ist unterwegs in seinem Element, seiner zweiten Heimat, in der er beinahe zwölf Stunden täglich verbringt. Nachrichten-Chefmoderator Kloeppel. Seit 30 Jahren ist er beim Sender, seit 1992 das Gesicht von „RTL Aktuell“, deren 10.000. Ausgabe am heutigen Freitag um 18.45 Uhr gesendet wird.
Wen er nicht schon alles interviewt hat! Oder besser: Wen nicht? Gut, auf den Papst wartet er noch und auf Barack Obama. Aber bei der Abschied-vom-Amt-Tournee, die der US-Präsident da gerade hinlegt, bekommt „der Peter“, wie ihn in den Rheinhallen alle nennen, das sicher auch noch hin.
Überall Kloeppel-Plakate
Klingt total anbiedernd, wie diese Geschichte beginnt. Aber, ganz ehrlich, ist man mit Kloeppel unterwegs, möchte man ihm manchmal ganz einfach zurufen: „Coole Sau!“ – wenn es sich denn bloß schickte. Wie er beispielsweise mit dem Altern umgeht: In jedem Stockwerk hängt irgendwo ein Kloeppel-Plakat.
Fürs Bild hat er sich auf einen Stuhlrücken gesetzt, das linke Bein liegt auf dem rechten Knie auf. Was rein physikalisch eine bemerkenswerte Pose ist, weil der Stuhl eigentlich umkippen müsste. Also ist das Bild entweder getrickst oder Kloeppel ein außergewöhnliches Gleichgewichts-Talent. Jedenfalls posiert er willig fürs Foto vorm Foto, merkt kurz an: „Wow, da hatte ich noch keine grauen Haare.“ Was stimmt, auf dem Bild sind sie schwarz, in natura trägt er ein Richard-Gere-Grau. Bloß kürzer.
„Ich bin pflegeleicht“
Dafür sorgen Barbara Hans oder einer der übrigen etwa 30 Maskenbildner, von denen einer alle paar Wochen Kloeppels Haare schneidet. 20, 25 Minuten dauert das. Fürs Make-up bringt er so viel Geduld nicht mit. „Wenn er Zeit hat, bekommen wir zehn Minuten“, weiß Hans, „meist sind es fünf.“ „Mehr brauche ich nicht, ich bin pflegeleicht“, meint Kloeppel. Und selbstbewusst und uneitel genug für seine grauen Haare.
Wobei, in Sachen Gewicht, da ist er schon, nun ja, sendungsbewusst. „Mit 40“, berichtet er, als er in der Redaktion an seinem Schreibtisch sitzt, „da habe ich gemerkt, dass ich so langsam aufpassen muss.“ Er klopft auf seinen Bauch. Sportmoderatorin Ulrike von der Groeben nickt, sie wird mit Kloeppel die Jubiläumssendung moderieren. Im Großraumbüro sitzen die beiden Rücken an Rücken.
„Durch mich ist Peter ein leidenschaftlicher Läufer geworden“, frohlockt von der Groeben, die selbst schon sechs Marathons gelaufen ist und eine Bestzeit von drei Stunden und siebenundfünfzig Minuten hält. „Ich habe halt gesehen, wie schlank und rank man durchs Laufen werden kann“, sagt Kloeppel, „da hab’ ich gedacht: Das kann ich auch.“
Vier Marathons hat er inzwischen geschafft, die jüngste Medaille vom New-York-Marathon hängt an seiner Schreibtischlampe, eine Stunde langsamer läuft er als die Kollegin vom Sport. Mit der er noch ein wenig jammert über die Qualen, die insbesondere die hügelige New Yorker Strecke über die 42,195 Kilometer den Läufern abverlangt. „Hinterher denke ich jedes Mal: nie wieder“, motzt Kloeppel. „Aber zwei Wochen später will ich doch. Man geht dabei an seine Grenzen, das diszipliniert, lehrt Demut.“
Für RTL arbeitet Chefmoderator Peter Kloeppel (56) seit den Anfängen des Senders in Luxemburg. Von 2004 bis 2014 war er zudem Chefredakteur des Senders, legte das Amt aber aus persönlichen Gründen nieder. Er wollte mehr Zeit haben für Ehefrau Carol und Tochter Geena. Behalten hat Kloeppel die Aufgabe als Direktor der RTL-Journalistenschule. (vek)
Am 4. Oktober wird Kloeppel als Startläufer der RTL-Staffel beim Köln-Marathon antreten. Dafür hat er in der Mittagspause trainiert, erzählt er noch. Er legt sich ins Zeug für die Kollegen, ist Teamspieler, Perfektionist, ein Berserker.
Bevor Kloeppel Journalist geworden ist, hatte er sich mit Schweinen befasst. „Verhaltensaktivitäten und Aufzuchtentwicklung von Ferkeln in einstreulosen und eingestreuten Haltungssystemen“, das ist der Titel seiner Diplomarbeit. Jahrgang 1983 der Georg-August-Universität im niedersächsischen Göttingen. Über die Zeit erzählt Kloeppel, als er im Nachrichtenstudio steht. Irgendwie passend zum Thema ist die Umgebungsfarbe hier: grün. „Als ich das geschrieben habe“, ordnet Kloeppel ein, „steckte die Nutztierverhaltensforschung in den Kinderschuhen. Meine Arbeit war dafür ein kleiner Puzzlestein.“ Der dargelegt hat, dass sich Tiere wohler fühlen und im Sinne der Landwirte produktiver sind, wenn sich Ferkel, Kuh oder Schaf nicht langweilen. Oder wie Kloeppel erklärt: „Wenn sich ein Ferkel wohlfühlt, nimmt es schneller zu, der Bauer hat sein Ziel schneller erreicht – und spart Geld.“
Und als er das erzählt, wirkt er fröhlich, angeregt. Die Hände erzählen mit, die braunen Augen blitzen. Genauso sieht er aus, wenn er über seinen Beruf spricht. „Ich finde es immer noch reizvoll“, schwärmt er im 30. Jahr bei RTL, „Bilder, Informationen und Worte so zu verpacken, dass sie der Zuschauer sinnvoll vermittelt bekommt“. Und das sind montags bis freitags im Schnitt 3,13 Millionen Menschen. „Wenn ich dadurch ein Stück weit Meinungsbildung ermögliche“, sagt Kloeppel, „habe ich meinen Job erfüllt.“ Oder übererfüllt, wie am 11. September 2001, als er siebeneinhalb Stunden lang durchmoderierte, später den Grimme-Preis dafür erhielt, ihn aber nicht für sich allein, sondern nur fürs gesamte Nachrichtenteam annahm. Ganz Öffentlichkeitsprofi, das ist er, na klar, aber ein bescheidener.