FensterkonzertGemeindehaus Brück wird zum Amphiteater

Jane Dunker und Dietmar Bonnen im ersten Stock des Gemeindehauses
Copyright: Hans-Willi Hermans
Brück – Zwei Fenster werden im ersten Stock geöffnet, langsam und zur Begleitung von den Klängen einer Organetta. Eines wird wieder geschlossen, dafür werden zwei andere geöffnet. Das Klimpern einer Kalimba, eines „Daumenpianos“, tritt an die Stelle der langgezogenen Töne aus der elektrischen Kleinorgel, eine weibliche Stimme singt meckernd und keck. Die Urheber des Ganzen sind nicht zu sehen beim ersten Stück des „Musik-Setzkasten“-Konzerts hinter der Johanneskirche. Es heißt „Fensterballett.“
Eine Art vertikale Bühne
„Corona finde ich auch nicht gut, aber es hat bei uns zumindest zu einer schönen Entwicklung geführt“, hatte Jane Dunker, Kulturreferentin der Evangelischen Kirchengemeinde Brück-Merheim, den Zuhörern zu Beginn des Abends erklärt: „Wir haben entdeckt, dass wir eine Art vertikale Bühne

Dietmar Bonnen und Marei Seuthe
Copyright: Hans-Willi Hermans
haben.“ Denn Musikern, die hier bei den sommerlichen Open-Air-Konzerten auftreten, soll von nun an nicht nur die Bühne auf dem Grund des an ein winziges Amphitheater erinnernden „Atriums“ zur Verfügung gestellt werden. Auch in den Fenstern der beiden oberen Etagen des Gemeindehauses dürfen sie sich künftig aufstellen – oder sie in ihren Auftritt einbeziehen.
Wie ein lebendiger Setzkasten
Das so entstehende Bild erinnere sie an einen Adventskalender oder eben an einen Setzkasten, erzählt Jane Dunker, die seit drei Jahren Kultur-Veranstaltungen an der Johanneskirche anbietet, um zu zeigen, dass so etwas auch in den rechtsrheinischen Randgebieten der Stadt möglich ist. Die Idee zum Setzkasten sei im Zusammenhang mit den Abstandsregeln aufgrund der Pandemie aufgekommen, bei den Konzerten wird auch bei den Sitzplätzen für die Zuhörer auf entsprechende Abstände geachtet. Zudem geben die Künstler jeweils zwei kurze, etwa 40 Minuten dauernde Konzerte, um 18 und um 20 Uhr, und eine Voranmeldung ist notwendig: „Wenn Paare teilnehmen, kann ich die natürlich zusammensetzen“, sagt Dunker.
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Saties-Factory
Für das Duo Marei Seuthe, Dozentin an der Rheinischen Musikschule, und Dietmar Bonnen, Betreiber des Obst-Labels, ist das neue Prinzip der vertikalen Bühne eine willkommene Gelegenheit, ihr „Saties-Factory“-Programm um eine Ebene zu erweitern. Seit 2011 untersuchen sie, wie man die Ideen und Impulse des französischen Komponisten Erik Satie, der einen bedeutsamen Einfluss auf John Cage – und damit die Avantgarde des späteren 20. Jahrhunderts – hatte, über Einkreuzungen von Alter und Neuer Musik, Chansons, Jazz und gar Reggae ins Heute übertragen kann.Auch Verbindungen zur bildenden Kunst wurden schon angetestet, diesmal liegt der Akzent noch deutlicher als sonst auf Performance-Elementen. Marei Seuthe quietscht, kratzt und schabt auf ihrem Cello, spielt singende Säge und singt auf Französisch über Katzenkinder, die Mäusen auflauern, und über amerikanische Frösche mit französischem Akzent. Dietmar Bonnen sorgt derweil für furiosen Piano-Donner oder swingt heftig. Mal werden da Saties berühmte „Gnossiennes“ fast naturbelassen zu Gehör gebracht, dann wieder löst sich alles in Geräusch oder Stille auf. Das alles auf drei Ebenen, und zum Schluss gibt’s noch eine Slapstick-Einlage als Kommentar zur Eitelkeit von Künstlern.
Unbekanntes entdecken
Eine Mischung, die Jane Dunker recht ist. „Wir bieten hier nicht nur eine Stilrichtung, Jazz oder klassische Musik zum Beispiel, sondern wir möchten den Leuten die Chance geben, einfach mal vorbeizukommen und etwas zu hören, das sie noch nicht kennen. Aufgabe der Kirche ist es ja, Menschen zusammenzubringen.“Deshalb ist der Eintritt auch grundsätzlich kostenlos, ein finanzieller Beitrag von Menschen, die Corona bislang wirtschaftlich gut überstanden haben, sei aber hochwillkommen. An und in der Johanneskirche stehen noch im August mehrere Kulturveranstaltungen an. Informationen dazu sind im Internet zu finden.www.ekir.de/brueck-merheim/kulturelle-veranstaltungen