Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Freizeitpark am Rather SeeAngler wollen ihr Hobby retten

Lesezeit 3 Minuten

Mitglieder des Angelvereins verlegen ihren Bootssteg und sammeln Müll ein. Gewässerwart Willi Müller (r.) zeigt einige Fundsachen.

Rath-Heumar/Neubrück – Ihre Sportgeräte hatten mehrere Dutzend Mitglieder und Freunde des Angelvereins ASV Köln-Rath zu Hause gelassen. Nicht das Hobby, sondern ein Arbeitseinsatz stand an: Die Angler haben ihren Bootssteg am Rather See ans eigene Grundstück verlegt, vom dem aus sie ihr Hobby künftig nur noch eingeschränkt betreiben können. Die 2000 Quadratmeter große Parzelle ist nicht von der Planung der Freizeitanlage mit Badestrand und Wasserskibahnen rund um das Seegebiet betroffen – die alte Anlegestelle befand sich im hierfür vorgesehenen Uferbereich. Den Wunsch, Angelsteg und Bootsnutzung durch den Verein in das neue Konzept zu integrieren, hatte die Verwaltung abgelehnt.

Noch hofft der Verein, dessen Pachtvertrag mit dem ehemaligen Betreiber der Kiesgrube zum Jahresende ausläuft, auf ein gutes Ende. „Wir wollen versuchen, nochmals mit dem Investor und den Eigentümern ins Gespräch zu kommen“, sagt der ASV-Vorsitzende Jürgen Richartz. „Wir sind nicht gegen die Wasserski-Anlage. Uns geht es um Hege und Pflege des Gewässers.“ Doch die Fronten scheinen verhärtet. Florian von Stein hatte als Sprecher der Eigentümergemeinschaft, der die Mehrzahl der Grundstücke rund um den See gehören, kürzlich noch erklärt, dass mit dem bisherigen Pächter auch der Angelverein gehen müsse. Eine entsprechende Kündigung sei inzwischen erfolgt. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Willi Müller, seit 13 Jahren im Verein und als Gewässerwart tätig. „Die riesige Wasserfläche muss doch bewirtschaftet werden.“ Derzeit wirft er dort zweimal pro Woche seine Angel aus. Dienstagabends geht er auf Zander und Aal, sonntagmorgens auf Forelle, Barsch oder Hecht. Doch zuletzt wurde nicht stundenlang geangelt, sondern gearbeitet: Es galt auch, das Ufer und die Wege rund um die ehemalige Kiesgrube zu säubern.

Der Angelsportverein Rath-Heumar (ASV) existiert bereits seit 1957 als Interessengemeinschaft, seit 1974 als Verein. Er hat gegenwärtig rund 80 Mitglieder – aus Köln und dem Umland. Seit rund 40 Jahren hatte der Angelsportverein mit dem langjährigen Betreiber der Kiesgrube einen Pachtvertrag, der zum Jahresende ausläuft. Zum Angelhobby rund um den Rather See haben die ASV-Mitglieder derzeit keine Alternative.

Geangelt wird vom Ufer, von einem Steg und von Booten aus. Gefangen werden Forelle und Zander, Schleie und Aal, Hecht und Karpfen. Zudem besitzt der Angelverein am See eine 2000 Quadratmeter große Parzelle.

Der Verein hatte bislang die soziale Kontrolle rund um den See übernommen, „die Gewässer bewirtschaftet, Flora und Fauna gehegt und gepflegt sowie die Vereinsjugend gefördert“. Mehrfach haben die Mitglieder den Müll entsorgt, den die illegalen Nutzer bei Badevergnügen und Grillpartys hinterlassen haben. So war das im bisherigen Pachtvertrag festgelegt. (NR)

Angekündigte Helfer bleiben fern

Dabei wurde vorrangig der Müll entsorgt, den die illegalen Besucher – offiziell ist das Betreten des Geländes um den Baggersee verboten – bei Badevergnügen und Grillpartys in den vergangenen Monaten hinterlassen haben. „Unglaublich, was die Leute hier alles so liegen gelassen haben“, sagt Müller. „Das reicht von eisernen Bettgestellen und Computerschrott bis zu defekten Sonnenschirmen und ausrangierten Grillgeräten.“

Eigentlich hatten sich die Mitglieder der am Kalker Naturfreundehaus angesiedelten Initiative „Rather See Frei“, die eine kommerzielle Nutzung des Sees ablehnen, als freiwillige Helfer bei der Säuberungs-Aktion angekündigt. „Drei Stunden Arbeit für einen Sommer voller Freude“, so Organisatorin Theresa Bullmann. „Wir haben gebadet, gefeiert, gegrillt und gechillt. Jetzt räumen wir den Müll weg. Wir wollen Verantwortung übernehmen.“ Doch zur vereinbarten Zeit erschien niemand am Treffpunkt. Auch die verspätet eintreffende Organisatorin war „ enttäuscht und entsetzt“ und sagte: „Die Kampagne ist also gescheitert.“ Das geplante Freizeitprojekt bezeichnet sie allerdings weiterhin als „scheußlich, unökologisch und anti-sozial“.

Neben Eingaben in der Kalker Bezirksvertretung will man Unterschriften gegen die Planung von Stadt und Eigentümern sammeln.