Alteingesessen am Markt in Köln-KalkLeckere Pasta und Flammkuchen zu fairen Preisen im „Blauen König“

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Der Gastronom sitzt am Tisch.

Abdelali Karim gönnt sich eine Pause mit Kaffee im „Blauen König“.

Den „Blauen König“ gibt es nicht erst seit gestern, doch die Ravioli und Flammkuchen sind immer noch beliebt. Bald soll renoviert werden.

Wie sein Restaurant zu dem etwas kuriosen Namen kommt, kann Abdelali Karim erklären, dennoch bleibt vieles der Fantasie überlassen. „Früher hing hier mal ein großes Gemälde, das hieß ‚Blauer König‘. Aber meine Vorgänger haben es leider mitgenommen.“ 2007 war das, und beim Interieur von Kalks angesagtestem Tempel kulinarischer Genüsse hat sich seither nicht viel geändert: Das Gemälde wurde durch eine große Tafel ersetzt, auf der Gerichte angepriesen werden, die Wände sind in Weiß und Blau-grün gehalten, der Gast nimmt an einfachen Holztischen Platz.

„Demnächst renovieren wir vielleicht, das müssen wir noch mit dem Hauseigentümer besprechen“, sagt Karim, der bei der Übernahme triftige Gründe hatte, am unspektakulären Innern festzuhalten. „Ich hatte mich ja gerade selbstständig gemacht, da wollte ich die Stammgäste nicht vertreiben.“ Und dann war da noch etwas anderes, Abdelali Karims sentimentale Seite nämlich: „Hier habe ich meine Frau kennengelernt.“

Abdelali Karim arbeitete zuvor in französischen Restaurants

Seine spätere Frau war es auch, die ihn auf das leerstehende Restaurant am Kalker Markt aufmerksam gemacht und zum Schritt in die Selbstständigkeit überredet hatte. 2004 war der gebürtige Marokkaner nach Köln gekommen, um Produktionstechnik zu studieren, hatte aber zuvor schon einige Jahre als Student in Frankreich verbracht, und dort nebenher mit großer Begeisterung in Restaurants ausgeholfen. Das setzte Karim in Köln fort. „Ich hatte das Glück, bei sehr guten Köchen zu arbeiten, da habe ich viel gelernt.“

Als er zunächst in einem Studentenwohnheim in der Wetzlarer Straße lebte, fiel Karim auf, dass es in der Umgebung zwar reichlich Döner- und Pizza-Paradiese gab, auch deutsche Hausmannskost war im Angebot. Doch der verfeinerte Geschmack ging meist leer aus: „Rote-Bete-Granatapfel-Salat oder Maispoularde mit Orangensoße – so etwas war hier unbekannt.“

Verschiedene Fammkuchen und Ravioli stehen im „Blauen König“ auf der Karte

Karim entschloss sich, sein Hobby zum Beruf zu machen und die Marktlücke zu schließen, was im ehemaligen Industrieveedel durchaus ein Wagnis bedeutete. Doch speziell seine Flammkuchenvarianten (Tartes flambées), verfeinert mit Crème fraîche, Zwiebeln, Speck, Chorizo oder gehobeltem Parmesan und Walnüssen, fanden schnell großen Anklang. Und wer seinen Gaumen bis dato nur mit Ravioli aus der Büchse konfrontiert hatte, erlebte bei Karim wahre Geschmacksexplosionen: Mit Perlhuhn-Trüffel-Füllung kommen die Teigtäschchen hausgemacht auf den Tisch des „Blauen Königs“, oder auch mit Mangold-Walnuss-Füllung, serviert mit Birnen und Trauben in Butter geschwenkt.

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Eine weitere Spezialität des Hauses sind die Gerichte mit Lammfleisch: Gebratene Lamm-Würstchen mit lauwarmem Kartoffelsalat stehen auf der Speisekarte, Lamm-Burger mit Auberginen-Dip, oder geschmortes Lammfleisch in Pflaumen-Schalotten-Jus an Kartoffelpüree. Was nicht bedeutet, dass im „Blauen König“ konsequent halal gekocht würde, beim Wiener Schnitzel etwa kommt das Schnitzel vom Schwein: „Wir haben auch schon Spanferkel zubereitet“, berichtet Karim, der auch einen Catering-Service anbietet.

Senioren vermisst – für die gab es extra kleine Portionen

Seit einigen Jahren ist der „Blaue König“ nicht mehr allein auf weiter Flur, speziell im benachbarten Humboldt-Gremberg haben Restaurants und Cafés mit internationalem Flair nachgezogen. Grund sind die noch vergleichsweise günstigen Mieten. „In den letzten Jahren sind sehr viele junge Familien nach Kalk gekommen, das merken wir sehr deutlich“, sagt Karim. Ein bisschen vermisse er die älteren Leute, die in den Anfangsjahren ins Restaurant kamen. „Für die hatten wir extra kleine Portionen“, erzählt er. Aber die Alten verschwänden nach und nach aus dem Bild.

Verblüffend für den Neukalker sind immer wieder die sehr „fairen“ Preise im „Blauen König“, wo selbstverständlich mit frischen Zutaten, gern saisonal gekocht wird: Die 20-Euro-Marke wird auf der Speisekarte nirgends gerissen, nicht mal bei üblichen Verdächtigen wie dem Argentinischen Rumpsteak. Dass das so bleibt, kann Abdelali Karim allerdings nicht versprechen. „Wir müssen sehen, wie sich die Heizkosten entwickeln“, sagt er.


Die geschmorte Entenkeule in Orangensoße mit Rotkohl und Kartoffelklößen kostet 14,90 Euro. Penne für Nudelliebhaber mit Hähnchenbruststreifen und Spargel in Zitronen-Kokosmilch-Soße kosten 12,90 Euro. Dazu gibt es Marokkanisches Ratatouille für 5,90 Euro, Kölsch für 1,60 Euro oder Pinot Grigio für 2,90 Euro.

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