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Nach BeschwerdenOrdnungsamt räumt Obdachlosen-Lager in Kalk – Sachen landen im Müll

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mitarbeiter des Ordnungsamts steht neben einem Obdachlosen, der vor einem Einkaufswagen steht.

Mitarbeiter des Ordnungsamts räumen am 8. Dezember ein Obdachlosen-Lager in Kalk.

Mitarbeiter des Ordnungsamts haben ein Lager von Obdachlosen in Kalk geräumt. Dabei landeten mehrere Habseligkeiten der Betroffenen auf dem Müll. Die Stadt Köln erklärt und rechtfertigt die Aktion.

Es ist 10 Uhr am Donnerstagmorgen (8. Dezember 2022), mitten auf der Kalker Hauptstraße. Am Gebäude des ehemaligen Kaufhofs rücken fünf Mitarbeiter des Kölner Ordnungsdienstes an. „Guten Morgen!“, ruft der Einsatzleiter des Trupps und: „Hallo, aufstehen …“

Gemeint sind mehrere obdachlose Personen, die, auf Matratzen liegend, hier ihr Lager gemacht haben und gerne bleiben würden. Doch die Stadt macht Tabula rasa, wie EXPRESS.de berichtet.

Verblüffend der Verlauf der Aktion. Aus der robusten Ansprache des Einsatzleiters geht hervor, dass die Personen, die hier offenbar dauerhaft übernachten, vorgewarnt waren und das mehrfach. Jetzt ist die Geduld der Behörde ganz offensichtlich zu Ende.

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Köln-Kalk: Ordnungsamt räumt Lager von Obdachlosen

Passantinnen und Passanten bleiben kurz stehen, manche schütteln mit dem Kopf. Der Anblick ist erschreckend: Das schwere Los der Menschen, deren Leben entgleist ist und die jetzt auf dem Asphalt von Köln-Kalk gestrandet sind.

Das größere der beiden Lager, das über mehrere Meter vor dem Schaufenster des „dm“ platziert ist, gehört zu einem Paar mittleren Alters. Der Mann und die Frau sprechen schlecht deutsch. Die Leute vom Ordnungsamt halten einen zufällig vorbeifahrenden Wagen der AWB an und fragen, ob die Kollegen Zeit hätten. Der mit Gerümpel beladene Kleintransporter hält an, setzt zurück und parkt auf dem Bürgersteig.

In den folgenden 25 Minuten landet der größte Teil der Habseligkeiten oder des ganzen Wusts, wie man es eben sieht, im Wagen der AWB. Decken, Kissen, Flaschen, ein kompletter Einkaufswagen, aber auch ein Paar Schuhe.

Die Mitarbeiter der Stadt haben den klaren Auftrag, den Platz zu räumen und ordentlich zu hinterlassen. Die Obdachlosen werfen einige der Dinge, die ihnen vielleicht auch Ballast sind, selbst in den Wagen. Am Ende passt das Allernötigste, das das Paar besitzt, in fünf bis sechs Tüten und Taschen oder wird unter den Arm geklemmt.

Stadt Köln erklärt die Räumungs-Aktion

Simone Winkelhog, Sprecherin der Stadt, erklärte auf Nachfrage von EXPRESS.de: „Es gibt seit Monaten eine massive Beschwerdelage zu Personen, die auf der Kalker Hauptstraße ihr Lager aufschlagen. Ansprachen wirken nicht, Hilfsangebote wurden bisher abgelehnt.“

Die Kölner Stadtordnung verbietet es, im öffentlichen Raum zu lagern oder einen Schlafplatz einzurichten oder zu nutzen. Nach Auskunft der Stadt weisen Mitarbeiter des Ordnungsdienstes in der Zeit der sogenannten „Winterhilfe“ (beginnt am 1. November) Nutzer von Schlafplätzen im öffentlichen Raum auf das Verbot des öffentlichen Lagerns hin und informieren sie über Hilfsangebote. Es würden Broschüren ausgehändigt, in denen Hilfsangebote, Ansprechpartner und Adressen für Personen ohne festen Wohnsitz aufgelistet sind. Darüber hinaus nähmen sogenannte „Reso-Dienste“ und Streetworker im Stadtgebiet Kontakt mit hilfebedürftigen Personen auf.

Wenn an Schlafstellen niemand angetroffen wird, hinterlasse der Ordnungsdienst eine Nachricht mit der Erklärung, dass das Campieren auf öffentlichem Straßenland nicht zulässig sei und das Lager geräumt werden muss. In Einzelfällen könne das Lager/Zelt auch mit einem grünen Aufkleber versehen werden, bei denen immer eine entsprechende, angemessene Frist zur Räumung des Lagers gesetzt wird. Ist die Frist erfolglos verstrichen und das Lager nicht geräumt, kann die AWB mit der Räumung beauftragt werden.

Als der Ordnungsdienst in Kalk abgerückt ist, kauert das Paar mit seinen Sachen jetzt ein paar Meter weiter vor dem Fenster eines Dönerladens. Man hört die Frau fluchen. Der Mann zieht die fast runtergebrannte Kippe seiner Partnerin aus ihrer klammen Hand und nimmt einen Zug. Das Leben geht weiter, irgendwie.

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