„Desolate bauliche Struktur“So steht es um den neuen Klinikcampus in Köln – Weniger Verluste als gedacht

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Die Visualisierung zeigt Menschen an einem See, im Hintergrund ist eine neue Kinderklinik zu sehen.

Schöner neuer Klinikcampus in Merheim: Mit diesen Visualisierungen hat die Stadt Köln das Projekt vorgestellt.

Zum 13. Mal in Folge machen die städtischen Kliniken Verluste, doch es ist weniger als gedacht. Das Bettenhaus in Merheim macht aber Sorgen.

Die Kliniken der Stadt Köln haben nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ auch im vergangenen Jahr hohe Verluste gemacht. Noch haben die Verantwortlichen den geprüften Jahresabschluss demnach noch nicht erstellt, doch das erwartete zusammengerechnete Minus beträgt für die zwölf Monate 89,1 Millionen Euro. Es ist damit aber etwas besser als geplant, zuletzt hatten die Verantwortlichen mit 104,9 Millionen Euro kalkuliert.

Das Jahr 2023 ist damit das 13. Jahr in Folge, in dem die städtischen Kliniken Verluste machen, zuletzt wiesen die drei Krankenhäuser an den Standorten Merheim, Holweide und an der Amsterdamer Straße 2010 ein Plus am Jahresende aus. Es lag damals bei 5,1 Millionen Euro. Seitdem haben die städtischen Kliniken Verluste von insgesamt rund 450 Millionen Euro gemacht, für die immer die Stadt Köln als hundertprozentiger Besitzer einspringen musste.

Die Visualisierung zeigt den neuen Campus in Merheim, rund um einen See sind Bäume und Gebäude zu sehen.

Die Visualisierung zeigt den neuen Campus in Merheim.

Wie es finanziell um die städtischen Kliniken steht, wirkt sich direkt auf den Haushalt der Stadt aus, das hatte Kämmerin Dörte Diemert erst vergangene Woche klargemacht. In einer Pressemitteilung hat sie das weitere Ausgleichen der Defizite sowie die Investitionen in den neuen Standort in Merheim konkret als weitere große Ausgaben genannt.

Im vergangenen Juni hat der Kölner Stadtrat beschlossen, die Klinik Holweide und das Kinderkrankenhaus an der Amsterdamer Straße aufzugeben und die Leistungen an dem aus- und umgebauten Standort Merheim anzubieten. Dort soll ein neuer Gesundheitscampus entstehen, von dem sich die Kliniken, die Stadtspitze und die Politik aufgrund von Synergieeffekten eine deutliche Reduzierung des Jahresdefizits versprechen. In der Prognose über den Geschäftsverlauf hieß es voriges Jahr, 2031 sollte das Minus nur noch 2,5 Millionen Euro betragen.

Das Bild zeigt mehrere Klinikgebäude, davor stehen einige Autos.

So sehen die Kliniken in Merheim aus.

Doch vorher muss die Stadt Köln viel Geld investieren, um die Klinik in Merheim zu sanieren und dort neue Gebäude zu bauen, damit sie die Leistungen der Kinderklinik und des Krankenhauses Holweide anbieten kann. Im vorherigen Jahr gab sie die Kosten mit rund 820 Millionen Euro an, 590 Millionen Euro davon für den Umbau, 290 Millionen Euro für die Betriebssicherung bis zur geplanten Fertigstellung des neuen Campus im Jahr 2031.

Zunächst muss das Bettenhaus in Merheim saniert werden, momentan ist laut der Geschäftsführung kein „ordnungsgemäßer Patientenbetrieb“ möglich. „Aufgrund der desolaten baulichen Struktur muss zunächst das Bettenhaus am Standort Merheim wieder in einen Zustand versetzt werden, der einen ordnungsgemäßen Patientenbetrieb ermöglicht. Aktuell sind große Teile des Bettenhauses aufgrund der baulichen Situation für den Patientenbetrieb nicht nutzbar.“

Das Bild zeigt ein Krankenhaus und Menschen vor dem Eingang.

Außenansicht des Kinderkrankenhauses an der Amsterdamer Straße.

Zwischen Oktober und Dezember 2024 soll der Umbau starten, zwischen April und Juni 2026 sollen nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ die ersten Teilbereiche aus Holweide nach Merheim umziehen, im Jahr darauf das Bettenhaus wieder komplett funktionstüchtig sein.

Mittlerweile liegt demnach auch ein Medizinkonzept vor für den neuen Maximalversorger, auf das ein neuer Masterplan aufbaut für den Gesundheitscampus. Zwei Planungsbüros sind mit der Bauplanung beauftragt worden. Läuft alles wie vorgesehen, wäre der Campus Ende 2031 fertig.

Das Bild zeigt ein Krankenhaus, vor dem ein Auto steht.

Das Krankenhaus in Holweide.

„Die beiden ehemaligen Klinikgebäude der Amsterdamer Straße und Holweide wären daraufhin vollkommen freigezogen und die wirtschaftlichen Synergieeffekte würden vollumfänglich greifen“, heißt es laut Geschäftsführung. In einer internen Analyse aus dem Vorjahr rechneten die Prüfer mit 124 Millionen Euro, wenn die Stadt die Grundstücke verkaufen wollen würde.

Unabhängig vom neuen Campus prüft das Land einen möglichen Verbund der landeseigenen Uniklinik Köln mit den städtischen Kliniken. Seit Jahren soll eine Entscheidung fallen, Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) erwartet sie nun für dieses Frühjahr. Die Uniklinik hat nach drei Jahren mit einem Minus von insgesamt 180,4 Millionen Euro für ihren offiziellen Jahresabschluss 2022 wieder ein leichtes Plus von 1,2 Millionen Euro mitgeteilt.

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